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Dreikönigstag
Es war einige Tage nach Weihnachten. Drei von ihrer Reise ermüdete und doch erregte Herren aus dem Ausland ließen sich bei Hofe melden, stürzten in den Audienzsaal und stellten dem dort auf seinem Thron sitzenden Herrscher nur eine einzige schlichte und doch äußerst explosive Frage: »Wo ist der König?«
»Häh?«, sagt der Herrscher, »ich bin doch …«
»Nein«, erwidern die Männer. »Wir haben ein himmlisches Zeichen bekommen, dass hier in der Region ein neuer König zur Welt gekommen ist.«
Kein Wunder, dass dem amtierenden Regenten Herodes ganz mulmig wird. Schließlich hat er gerade erst zwei seiner Söhne hinrichten lassen, um jegliche Anwärter auf den Thron ein für alle Mal abzuschrecken.
Heute ist das Fest der heiligen drei Könige, der Tag, an dem man der Männer gedenkt, die mit ihrer revolutionären Frage ganz Jerusalem in Aufruhr brachten. Die Gelehrten – die im Laufe der Zeit durch den Volksglauben selbst gekrönt wurden – standen nämlich erst einige Tage nach der Geburt Jesu in Bethlehem. Dort fielen sie vor dem Säugling auf die Knie, huldigten ihm und brachten ihm kostbare Geschenke, die damals tatsächlich eines Königs würdig waren.
Weise, wohlangesehene Männer beten ein kleines, schutzbedürftiges Kind an und preisen es als neuen Herrscher. Das ist tatsächlich revolutionär, denn damit werden die Gesandten zum Sinnbild eines einzigartigen Machtwechsels in der Geschichte der Menschheit: von vergötterten Herrschern zum verherrlichten Gott, von der Unterwerfung zur Hingabe, von der Gewalt zur Liebe und von irdischen zu himmlischen Zielen.
Herodes hätte sich um seinen Thron keine Sorgen machen müssen. Den hat Jesus nie beansprucht. Und doch bringt er Weltreiche ins Wanken, weil er die Menschen auffordert, Gott in ihrem Leben über alles zu setzen. Insofern könnten die heiligen Drei auch heute noch hereingestürmt kommen und sinngemäß fragen: »Na, wer ist der König? In deinem Leben?«