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KAPITEL 2

Einmal Löwe, immer Löwe

Seit 2017 sind Löwen in der Allianz Arena endgültig unbeliebt. Mit dem Auszug des TSV 1860 München ist die Heimat des FC Bayern nun raubtierfrei, wenn man den freundlich dreinblickenden, etwas dicklichen Bären Berni, das Maskottchen des Vereins, einmal außen vor lässt. Weder bei den Fans des FCB noch im Verein sind Löwen gern gesehen. Ein stadtbekannter Münchner Fangesang handelt davon, dass Löwen in den Zoo gehören – und sonst nirgendwohin. Doch es gibt eine Ausnahme: Auf der linken Abwehrseite verteidigt beim deutschen Rekordmeister seit einigen Jahren ein echter Löwe, allerdings zum Glück keiner vom TSV. David Alaba ist ein Löwe vom Biberhaufenweg.

Dass Alaba sich so nennen darf, hat er einem abendlichen Ausflug mit seinem Vater zu verdanken. Es war im Winter 2001, und Alaba, fleißiger Organisator von Fußballmatches auf dem kleinen Ascheplatz hinter dem Haus, sollte irgendwann doch lernen, auf Rasen und in einer echten Mannschaft zu kicken. Da kam der SV Aspern, auf dessen Vereinsemblem ein stolzer Löwe prangt, gerade recht. Nur wenige Gehminuten entfernt liegt der Trainingsplatz, dessen Flutlichtanlage abends immer so hell leuchtet, dass er den Nachwuchs geradezu magisch anlockt. George Alaba marschierte an jenem Abend höflich auf den Trainer des SV zu und fragte, ob der neunjährige David mal ein Probetraining machen dürfe. Emanuel Dahner, der früher einmal als Müllmann im Viertel gearbeitet hatte und nun den Nachwuchs der Asperner Löwen trainierte, lud den schüchternen David ein, direkt mitzumachen. Alaba war so euphorisch, dass er sich gleich eine Zerrung zuzog.

Doch das hielt den kleinen David nicht lange davon ab, sich von nun an ganz und gar seinem Hobby Fußball zu widmen. Mehrmals pro Woche trainierte er mit seinen Mannschaftskollegen, zu denen auch Emanuel Dahner junior zählte, der einer seiner besten Freunde wurde. Seine Trainer aus der Zeit beim SV Aspern berichten von beeindruckenden Statistiken: Alaba soll in einer Saison 90 Tore geschossen haben. Immer wieder heißt es, dass Alaba raubkatzenartig schnell war, schneller und besser als alle anderen. Bei Turnieren wurde er zum besten Spieler gewählt. Wenn seine Mannschaft in Rückstand geriet, drehte Alaba teilweise alleine das Spiel. Aber nicht nur auf dem Platz stach er hervor: Bei einer Weihnachtsfeier legte sein Vater als DJ auf, und David zeigte, dass er nicht nur kicken, sondern auch tanzen kann. Aus dem Abend wurde schließlich sogar noch eine Karaokeshow.

Wirklich viel zu verdanken hat Alaba beim SV Aspern vor allem Dahner. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Jugendtrainern, die ihre Schützlinge gerne möglichst lange um sich scharen, erkannte Alabas Trainer früh, dass Aspern auf Dauer nicht der richtige Ort für einen so außerordentlich talentierten Jungen war. Alabas Eltern, die, wie die meisten Eltern, weniger darauf achteten, wie ihr Sohn trainierte, sondern welche Noten er in der Schule schrieb, ließen sich von Dahner überzeugen. Er kontaktierte seinen ehemaligen Mitspieler Damir Canadi, der sich später einen Namen als Trainer in der österreichischen Bundesliga machte, und bat ihn um Hilfe bei der Suche nach einem Profiverein. Canadi half tatsächlich, ein Scout von der Wiener Austria kam zum Treffen der beiden hinzu und notierte sich den Namen Alaba.

Es war der erste von vielen Schritten, die Alaba auf dem Weg in den Profifußball gehen würde. Ohne Dahner wäre er jedoch kaum möglich gewesen. Dass das größte Talent, das jemals auf dem Asperner Kunstrasen spielte, nicht einmal zwei Jahre blieb, ist der etwas traurige Teil der Geschichte. Auch für Dahner war der Abgang schwierig, er musste die eine oder andere Träne verdrücken. Doch die Verbindung zu Alaba blieb bestehen: Bis heute sind die beiden in Kontakt. Wie viele andere geriet auch Dahner bei den Alabas nicht in Vergessenheit.

Immer wieder schaut Alaba mal im Biberhaufenweg vorbei, dort, wo alles begann. Dass er bereits als Elfjähriger zur Austria weiterzog, war nur konsequent. Frühe Wechsel waren im Nachwuchsbereich schon damals eine Pflicht, das Ausbildungsniveau bei den Topvereinen ist einfach ungleich höher. Philipp Lahm wechselte als Zwölfjähriger von der FT Gern zum FC Bayern, Thomas Müller wie Alaba mit elf vom TSV Pähl an die Säbener Straße. Alaba sollte auf dem Weg zum FC Bayern noch eine Zwischenstation einbauen: Die Akademie von Austria Wien wartete auf ihn. Seine Vergangenheit als Löwe stellte für Alaba bei keinem der beiden Vereine ein Hindernis dar, im Gegenteil. So wie Alaba ein Glücksfall für den kleinen SV Aspern war, so war auch der abendliche Ausflug im Winter 2001 der vermutlich wichtigste Spaziergang, den George und David Alaba jemals gemeinsam gemacht haben.

David Alaba

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