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Veronyz

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Veronyz war das definitiv Schönste, was meine noch relativ jungen Augen bis dahin gesehen hatten. Ich war 14, hatte Pickel wie der Sommer Schmetterlinge und dankte dem Herrgott täglich für die Schaffung meiner Hände und anderer Körperteile. Das neue Schuljahr hatte gerade angefangen und brachte uns die Langeweile des alten: rosa, rosae, rosae … Irgendwie waren wir wieder hierher gekommen, obwohl es noch vor wenigen Wochen so schien, als läge die Schule endgültig hinter uns. Rosae, rosarum … Ich wusste, was kommen würde, ich sah es schon jetzt vor mir: Mathematik bei Herrn Müller, für dessen Lebensglück es unabdingbar zu sein schien, mich vor der Klasse zu blamieren, Musik bei Herrn „Bach, nichts geht über Bach“ Schüssel und Latein bei „casus, casui …“ Brettschneider. All das sah ich vor mir und dann plötzlich Veronyz. „Neue Mitschülerin“, hörte ich aus der Ferne Brettschneiders Stimme, „herzlich willkommen heißen“ und „Veronyz Maibach“. Rosa, rosae, rosae. „Schön“, dachte ich, „sehr schön.“ Sie war das Mädchen, das ich immer gesehen hatte, wenn ich meine Augen zumachte, nur dass sie jetzt geöffnet waren. Da war es, das blasse Gesicht mit den langen blonden Haaren, das blaue Strahlen, das weiche Lächeln und all das andere Weiche auch. „Du setzt dich vielleicht am besten neben, warte mal …“, nein!, „Max.“ Doch. Ich rückte ein Stück zur Seite, obwohl genug Platz vorhanden gewesen wäre, selbst für jemanden, der nicht so schlank war wie sie.

„Na Dicker, endlich nicht mehr der Einzigste, der keine kriegt, wa.“

„Na Schmidtchen, immer noch der Einzige, der keinen grammatikalisch korrekten Satz rausbringt?“

Brettschneider, dafür liebte ich ihn, und das nicht nur heute. Schmidt sagte nichts mehr, Veronyz sah mich ruhig von der Seite an und so dauerte es noch etwas länger, bis mein roter Kopf wieder in seinen Ausgangszustand zurückkehrte. Bis zum Stundenende blieb es dabei, mehr, als man erwarten konnte.

„Na, ihr Möchtegerne, dann wollen wir mal Herkules Konkurrenz machen und euch die Dummheiten austreiben, die in den letzten acht Wochen euer Hirn vernebelt haben.“ Müller. Soweit es nach mir ging, durfte es gern nebelig bleiben.

„Na, Maxi Max, hast du in den letzten Wochen auch Herkulisches geleistet und Anschluss gefunden?“ Die Klasse lachte und Veronyz sah mich fragend an, glaubte ich jedenfalls, denn mein Blick klebte am Boden.

„Das ist …“

„Sag mal, Maxi, reicht es nicht, dass du deine neue Freundin räumlich einschränkst? Musst du ihr jetzt auch noch das Wort abschneiden?“

„Veronyz Maiberg“, hörte ich es neben mir.

„Ich weiß schon Bescheid. Angenehm, Müller. Und, fühlen Sie sich schon wohl in Ihrer neuen Klasse?“

„Ich weiß noch nicht, aber es scheint hier sehr lustig zuzugehen. Alle scheinen viel Spaß zu haben“, sagte sie und lachte hell auf, als sie zu mir schaute. Das Lachen der anderen folgte dem ihren.

Am Ende des Ganges

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