Читать книгу Zement - Fjodor Gladkow - Страница 9

Das Kinderheim

Оглавление

In der Frühe merkte Gleb, noch halb schlafend, dass das Zimmer von Sonne überflutet war. Zwischen Tür und Fenster zogen Frühlingslüfte hin und her. Dascha stand am Tisch und band sich ihr feuerrotes Tuch um den Kopf.

Sie sah zu ihm hinüber und lächelte. „Inzwischen habe ich schon einen Bericht über die Kinderkrippen ausgearbeitet, Gleb. Auch der Kostenanschlag ist fertig — nur Geld ist keins da. Was sind wir doch für arme Schlucker! Man müsste die Bourgeoisie mal ein bisschen ausquetschen. Aber halt mal! Du warst ja noch gar nicht bei Njurka. Wollen wir zusammen ins Kinderheim gehen? Es ist nicht weit von hier!" „Du, Dascha, komm doch mal her!"

Dascha trat zu ihm, eine ironische Frage in den morgenfrischen Augen. „Da bin ich. Nun?" „Gib mir deine Hand! So."

Beide schwiegen, lächelten sich an, schienen einander ins Herz sehen zu wollen. „Der Teufel soll schlau aus dir werden: Du wirkst wie die alte und bist doch wieder neu. Vielleicht bin ich auch kein Schlosser mehr? Schön, man lernt immer dazu. Jetzt scheint sogar die Sonne anders als früher."

„Ja, Gleb, vielleicht tut sie es wirklich. Alles hat sich verändert — das stimmt. Auch du bist anders geworden — jünger oder auch älter, ich weiß es nicht. Bei mir jedenfalls hat sich das Unterste zuoberst gekehrt. Siehst du, auf mich hast du Wut und bist doch nur selber schuld. Noch kein einziges Mal hast du dich erkundigt, wie ich gelebt habe, durch welches Feuer ich gegangen bin. Wenn du dich nur ein bisschen in mich einfühlen würdest, dann wärst du bestimmt nicht so grob zu mir. Ach, du bist mir schon ein Held!"

Sie lachte auf und rannte hinaus auf die Treppe. „Los, mach dich fertig! Ich warte."

Auf dem Weg zum Kinderheim lief Dascha die ganze Zeit voraus. Die Sträucher und Hecken, die den Pfad säumten, verbargen sie manchmal: das rote Kopftuch erlosch und loderte wieder auf.

Das Kinderheim „Krupskaja" lag in einer Talsenke zwischen Obstbäumen. Die wuchtigen Mauern waren aus rohen Felsbrocken gebaut und mit Zementmörtel zusammengefügt. Die hohen Fenster standen weit offen; aus der dunklen Leere dahinter drang vielstimmiges Gezwitscher. Eine massive Freitreppe, mit Zementvasen auf Sockeln, führte zum ersten Stock hinauf. Wie reife Melonen glänzten auf der Veranda die Kinderköpfchen im Sonnenschein. Die kleinen Gesichter sahen von weitem leichenhaft eingefallen aus. Waren es Jungen oder Mädchen? Es ließ sich nicht unterscheiden; alle trugen lange graue Hemden. Auch die Pflegerinnen waren in Grau, hatten nur weiße Kopftücher um und vergingen unter der sengenden Sonne.

Zur Rechten aber, zwischen und über den Gebäuden, glitzerte das Meer in blendendem Azur.

Wie ein schwarzer Wasserkäfer lief von der Anlegestelle ein Hafenkutter aus. Die Stadt und das Gebirge waren scharf umrissen und in greifbare Nähe gerückt.

Berge, Meer, Werk, Stadt, alle Weiten hinter dem Horizont — ganz Russland —, das sind wir. All dieses Riesige — die Berge, das Werk, die Weite —, alles singt im Innern von gewaltiger Arbeit. Erbeben unsere Hände nicht im Vorgefühl harten, beharrlichen Zupackens? Schlägt das Herz nicht Sturm unter den Stößen des Blutes? Das ist das Russland der Arbeiter, das sind wir, das ist der neue Planet, von dem die Menschheit jahrhundertelang geträumt hat.

Dascha war an der Treppe stehen geblieben und lächelte ihm entgegen.

„Was für eine herrliche Luft, Gleb, so herrlich wie das Meer! Frühling! Njurka wohnt im ersten Stock."

Wieder war sie ihm um einige Stufen voraus. Man merkte ihr an, dass sie sich hier wie zu Hause fühlte.

Von der Veranda aus beobachtete Gleb eine Schar ausgemergelter Kinder, die zwischen den Büschen und den spärlichen Obstbäumen umherflitzten. Sie warfen sich auf die Erde, wühlten mit gieriger Hast und diebischen Seitenblicken. Sie wühlten und rissen einander die Beute aus den Händen. Einige stöberten im Misthaufen am Zaun.

Gleb war erschüttert; er wies mit dem Kopf auf die Kinder und sah Dascha starr ins Gesicht. „Sie verhungern euch hier noch alle, Dascha. Erschossen müsstet ihr werden für eure Arbeit."

Dascha hob verwundert die Brauen, sah hinunter und lächelte. „Ach, du meinst die Wühlerei? Nicht halb so gefährlich, es gibt Schlimmeres. Wenn wir nicht so aufpassten, wären sie uns längst alle wie die Fliegen gestorben. Als wir die Heime aufmachten, hat es überhaupt nichts zu essen gegeben. Und wenn man dem Personal nicht auf die Finger sähe, wäre es den Kindern schon an die Kehle gegangen. Das heißt, es gibt auch Anständige darunter, schon unsere Schule."

„Und Njurka? Wühlt sie auch so in der Erde und im Mist wie diese hungrigen Ferkel da?"

„Ist Njurka denn etwas Besseres als die anderen? Ihr ist es auch oft dreckig gegangen. Ohne unsere Frauen wären die Kinder vor Läusen und Seuchen umgekommen."

Während Gleb und Dascha den Berg heruntergekommen waren, hatten sie noch Kinder auf der Veranda gesehen. Nun aber waren alle verschwunden, auch die Pflegerinnen. Sie waren wohl fortgelaufen, um die Ankunft von Gästen zu melden.

In dem Saal stand prall die Sonne, die Luft war drückend heiß. Auf den Betten, die in zwei Reihen aufgestellt waren, lagen weiße und rosa Decken voller Löcher und Flicken. Die Kinder hatten graue Kittelhemden an, die wie Säcke aussahen. An den Wänden hingen selbstgemalte Bildchen aus den Arbeitsgemeinschaften der Kleinen.

Einige Pflegerinnen blieben ehrerbietig stehen. „Guten Tag, Genossin Tschumalowa, die Leiterin kommt gleich." Dascha war hier in ihrem Reich. „Njurka, da bin ich, Njurka!"

Eines der Mädchen in grauem Kittel, das kleinste von allen, lief Dascha kreischend und lachend entgegen. Die anderen Kinder kamen genauso kreischend hinterher gerannt. „Tante Dascha ist da! Tante Dascha ist da!"

Njurka! Wie hatte sie sich verändert, der kleine Racker, nicht wieder zu erkennen! Ganz fremd mutete sie ihn an, und doch wieder vertraut.

Sie flog auf die Mutter zu und vergrub sich in ihrem Rock. „Mama! Meine Mama!"

Dascha schloss sie lachend in die Arme, drehte sich mit ihr im Kreise und küsste sie ab.

Das war wieder die alte Dascha, die Dascha, die ihn einst jeden Abend mit der Kleinen erwartet hatte. Die gleiche Zärtlichkeit, die gleichen feuchtschimmernden Augen, die gleiche singende, nervös vibrierende Stimme.

„Sieh mal, Njurkalein, das ist dein Papa. Sieh doch! Erinnerst du dich noch an deinen Papa?"

Njurka sah Gleb mit ihren blauen Augen scheu an und zog ein finsteres Gesicht.

Gleb lachte, streckte ihr die Hand hin und fühlte, wie sich ihm die Kehle zusammenschnürte.

„Gib mir einen Kuss, Njurkalein. Wie groß du bist! Bald so groß wie die Mama."

Das Kind wich vor ihm zurück und sah wieder forschend die Mutter an.

„Das ist Papa, Njurka."

„Nein, das ist nicht Papa. Das ist ein Rotarmist."

„Aber ich bin doch beides — dein Papa und Rotarmist."

„Nein, das ist nicht mein Papa." Dascha lächelte unter Tränen.

„Na schön, fürs erste bin ich eben nicht dein Papa. Aber mein Töchterchen bist du trotzdem. Wir wollen Freunde sein, wir beide. Das nächste Mal bringe ich dir Zucker mit. Ganz bestimmt, und wenn ich den Berg danach umgraben müsste. Ist denn die Mama besser als ich? Du bist hier — sie aber ist dort."

„Mama ist hier. Am Tage ist sie hier, und auch wenn es nicht Tag ist. Aber Papa ist fort. Ich weiß nicht, wo Papa ist. Papa schlägt sich mit den Burschos."

„Oh, das hast du aber fein gesagt! Komm, dafür kriegst du einen Kuss."

Die Kinder starrten Gleb neugierig an, lachten und warteten sehnsüchtig darauf, dass Tante Dascha sich auch mit ihnen beschäftige. Die Mädchen, kahl geschoren wie Jungen, hielten Veilchensträußchen in den Händen und streckten sie ihr um die Wette hin; jede wollte ihr als erste die Blumen in die Hand drücken.

„Tante Dascha! Tante Dascha!"

In einem abgelegenen Zimmer trommelte jemand auf dem Klavier, und ein Kinderchor sang in allen Stimmlagen:

Wacht auf, ihr Kinder neuer Ordnung, befreite Jugend aller Welt...

Dascha lachte, streichelte den Kindern die Köpfchen, und man merkte, dass die Kleinen es gewöhnt waren, von ihr geliebkost zu werden, und darauf warteten wie auf das tägliche Brot.

„So, ihr Rangen, was habt ihr heute gegessen, was habt ihr getrunken, wessen Bäuchlein ist voll, wessen leer? Erzählt mal!"

Sie schrieen durcheinander, kratzten sich den Bauch und den Kopf. Ein schmuddliges kleines Kerlchen zog die Nase hoch, schluckte den Schleim hinunter und scheuerte sich ächzend die Brust, die Augen weit aufgerissen. Gleb trat zu ihm und hob sein Hemd hoch. Der Kleine brüllte los, rannte in eine Ecke und drückte sich hinter die Betten. Man sah nur noch seinen Kopf und die weitaufgerissenen Augen.

„Trat-ta-ta-ta! Was für ein grimmiger Held — immer gleich rauf auf die Barrikaden!"

Alles lachte. Und durch die offenen, türgroßen Fenster lachte die Sonne herein.

Dascha nahm Njurka bei der Hand und ging voraus. Gleb empfand schmerzlich, dass er auch hier fremd war. Njurka an der Hand, mitten unter den Kindern, ließ Dascha ihre Stimme ertönen wie ein Glöckchen. Er aber war einsam und kinderlos, hier nicht minder als zu Hause.

Ja, auch hier wollte das Leben zurückerobert werden ... Sie gingen durch alle Stockwerke. Im Speisesaal — Essgeschirr und Kinder; in der Küche — Dampf, Graupendunst und auch wieder Kinder; dann der Klubraum — ohne Möbel, die Wände voller Schimmel und selbstgepinselten Bildchen. Hier umdrängte der Kinderchor ein junges Mädchen mit kurz geschnittenem Haar und einem braunen Muttermal über die ganze Wange und sang durcheinander:

Wacht auf, ihr Kinder neuer Ordnung, Erbauer der geeinten Welt...

Auch die beiden Nachbarinnen, die Domacha und Lisaweta, arbeiteten im Kinderheim mit. Sie muteten Gleb ebenfalls wie etwas Neues, noch nie Gesehenes an. Die Domacha war in der Küche und half beim Kochen. Erhitzt, mit aufgekrempelten Ärmeln wirtschaftete sie herum, als sei sie hier zu Hause. Sie empfing Dascha mit Küssen.

„Aha, unsere Atamanin ist gekommen. Du musst dir dieses ekelhafte Volksbildungskommissariat mal vorknöpfen. Sie sollen was tun und nicht nur in die Rotzlappen schnauben! Aber erst die vom Versorgungskomitee, die müsste man mit dem Schädel an die Wand hauen. Wo gibt's denn so was, dass man Kinder mit Würmern und Mäusedreck füttert? Was, der Herr Gemahl ist wieder da? Schaff ihn dir vom Halse! Meiner ist nicht zurückgekommen — um so besser! Hol's der Teufel! Mach mir nicht bange mit deiner Trichterhaube! Aber ins Versorgungskomitee gehe ich selbst und trete ihnen mit dem Stiefel in die Fresse."

Dascha klopfte ihr auf den breiten Rücken und lachte. „Na, du schnatterst ja mal wieder was zusammen. Ein tolles Weibsstück bist du, Domacha, uff!"

„Der ganzen Bande dort müsste man die Zähne einschlagen. Solche Höllenhunde, denken nur immer an den eigenen Wanst. Ich werde ihnen allen den Hintern versohlen." Gleb lachte.

Lisaweta fanden sie in der Speisekammer bei der Wirtschaftsleiterin. Beide waren hochgewachsene, stolze Frauen, waren sauber gekleidet und sahen wie Krankenschwestern aus. Die Wirtschaftsleiterin war dunkel, mit einem kleinen armenischen Schnurrbärtchen, Lisaweta weißblond und füllig (trotz Hungersnot und Verfall!). Sie prüften Lebensmittel auf ihr Gewicht hin und machten sich Notizen.

Lisaweta behielt auch bei Daschas Erscheinen ihre stolze Haltung bei, nur in ihren Augen blitzte kurz ein Lächeln auf.

„Guck mal in die Kleiderkammer, Dascha. Bei der letzten Wäsche hat sich alles in Fetzen aufgelöst. Die Kinder haben nichts zum Wechseln. Sie gehen in die Berge Holz sammeln, aber die Arbeiter haben schon alles aufgelesen. Wir wissen nicht, wie wir unsere Graupen kochen sollen. Wem muss man nun eins auf den Deckel geben?"

Dascha notierte sich Domachas und Lisawetas Auskünfte, eine Kummerfalte auf der Stirn.

„Genossin Lisaweta, du wirst alle Heime inspizieren und dem Frauenausschuss darüber berichten. In der Erde wühlen — schön, ohne das geht's noch nicht. ,Auf den Deckel geben' aber — ohne das geht's auch nicht."

Einmal hatte Lisaweta auch einen Blick auf Gleb geworfen, ihn dann aber nicht weiter beachtet.

Wieder begegneten ihnen auf Schritt und Tritt Frauen mit und auch ohne Kopftuch. Alle lächelten Dascha ehrerbietig und einschmeichelnd zu, während sie Gleb argwöhnisch von der Seite musterten. Wer war das? Doch nicht etwa einer von diesen aufdringlichen Revisoren, die man genau beäugen musste, um ihre schwachen Seiten herauszufinden?

Gleb haschte nach Njurkas Hand und bat: „Gib mir doch das Händchen, Njurkalein! Der Mama gibst du's, warum denn mir nicht?"

Sie versteckte ängstlich ihre Hände. Doch als er die Kleine dann wie zufällig auf den Arm nahm und küsste, gab sie den Widerstand plötzlich auf und sah ihm zum ersten Mal aufmerksam und bedachtsam ins Gesicht. „Ihre Njurka ist ein prächtiges Mädchen."

Die Heimleiterin hatte es gesagt, eine wendige, nicht zu fassende flinke Maus mit funkelnden Augen und Goldzähnen.

Dascha sah an ihr vorbei, ihr Gesicht wurde wieder streng und hart.

„Was heißt hier — meine Njurka. Hier sind alle gleich. Alle sollen prächtig sein ..."

„Ja, gewiss, gewiss! Wir tun ja alles für die Proletarierkinder. Die Proletarierkinder müssen wir jetzt in den Mittelpunkt unserer Sorge stellen. Der Sowjetmacht ist so sehr daran gelegen."

Gleb knirschte mit den Zähnen. Dummes Geschwätz! Man sollte mal untersuchen, was für ein Element das ist!

Und dann kamen Klagen, Klagen, Klagen.

Auch auf die Klagen antwortete Dascha streng und unfreundlich, solche Sprache hatte Gleb früher nie von ihr gehört.

„Ich bitte Sie, jammern Sie nicht, Genossin Heimleiterin! Weisen Sie Tatsachen vor, aber jammern Sie nicht. Auf Gejammer kommt es hier nicht an." „Aber nein doch, nein doch, Genossin Tschumalowa, gewiss nicht! Mit Ihnen ist so schön, so angenehm zu arbeiten!"

Dascha schaute in alle Ecken, steckte ihre Nase überallhin, hörte nicht auf zu fragen. Schließlich riss ihr die Geduld, und sie drang auch in die Räume des Personals ein.

„Ach, so-o ist das also! Wie kommen denn Sessel, Lehnstühle und Sofas hier in diese Zimmer? Und Blumen sind auch da und Bilder und Plastiken, und was noch alles! Ich habe doch gesagt: man darf den Kindern nichts entziehen. Das ist eine Gemeinheit! Glauben Sie, die Kinder würden sich nicht auch gern auf Sofas und Teppichen herumwälzen? So geht das nicht!"

„Ja, sehen Sie, Genossin Tschumalowa... Sie haben natürlich recht. Aber die pädagogische Praxis ... Das ist doch schädlich, erzieht zur Faulheit. Und dann der Staub und die Ansteckungsgefahr."

Aus den Augen der Heimleiterin zuckten nadelspitze Blitze, Dascha aber sah sie gar nicht an und sprach mit unveränderter Stimme weiter, auf ihren Wangen brannten rote Flecke.

„Ich pfeife auf Ihre Praxis! Unsere Kinder haben wie die Schweine gelebt. Doch jetzt sollen sie Licht haben und Luft und weiche Möbel und Bilder. Alles müssen wir ihnen geben, alles, was wir nur können. Den Klubraum einrichten und ausschmücken. Sie sollen essen, spielen, sich der Natur freuen. Für uns nichts, für sie — alles! Und wenn wir's uns aus den Rippen schneiden, her muss es! Damit das Personal nicht faulenzt, stecken wir es am besten in elende Kammern. Streuen Sie mir gefälligst keinen Sand in die Augen, Genossin Heimleiterin. Ihre Praxis ist mir klar, und manches andere auch."

Die flinke, wendige Maus ließ die Goldzähne funkeln und lachte verzückt, doch in ihren Augen blitzten Nadelspitzen.

„Aber wer zweifelt denn daran, Genossin Tschumalowa? Ihr Scharfsinn und Ihre Aufmerksamkeit sind selten für eine Frau. Unter Ihrer Leitung wird alles gut, alles ausgezeichnet gehen."

Beim Abschied überschüttete Dascha Njurka von neuem mit Liebkosungen, und die anderen Kinder schrieen wieder durcheinander und umringten sie.

Njurka betrachtete Gleb mit einem langen, nachdenklichen Blick. „Möchtest du nach Hause, Njurkalein? Spielen wie früher und bei Papa und Mama bleiben."

„Meine Mama ist hier. Da ist sie. Aber mein Papa ist nicht da. Mein Bett steht dort drüben. Wir haben gerade Milch getrunken und spazieren gleich los, mit Musik." Zum ersten Mal umarmte sie Gleb, anschmiegsam und scheu. In ihren Augen, den Augen ihrer Mutter, glommen die Funken einer unbeantworteten Frage.

Bis zur Chaussee sprach Dascha kein Wort. Auf ihrem Gesicht lag noch ein Abglanz warmer Zärtlichkeit. An der Landstraße sagte sie dann bedauernd: „So, ich muss jetzt zum Bezirkskomitee. Wir haben viel zu tun, ich komme erst spät nach Hause. Für uns im Frauenausschuss reichen vierundzwanzig Stunden am Tag nicht mehr aus. Mit den Kindern kommen wir zurecht, aber die verfluchten Weiber müssen wir bearbeiten. Wenn man nicht überall seine Augen hätte, die raubten alles bis zur letzten Krume... eigenhändig! Wahre Knechtsseelen! Ja! Überall Feinde. Mein Gott, wie viele Feinde! Die Bande mit den Goldzähnen, von der ist nichts anderes zu erwarten, aber unsere eigenen Leute, unsere eigenen, Gleb! Die reinsten Knechtsseelen! Na, was meinst du denn dazu, wenn man ein bisschen bei den Bourgeois requirierte?"

Gleb hielt es kaum noch aus: Das war eine fremde, neue, nie gesehene Frau.

Mürrisch, fast feindselig, sagte er: „Werde es mir überlegen. Das ist nicht so einfach zu entscheiden. — Kommt ganz darauf an, was das Gouvernementskomitee dazu sagt."

Dascha runzelte die Stirn, lächelte, und ihr Kinn zitterte leicht. Sie sah ihn an, prüfend — mit Antwort heischendem Blick, er aber schaute finster zur Seite.

Zement

Подняться наверх