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Prolog

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Nathael spürte einen Windstoß im Rücken, der sein Wams aufblähte, als zöge ein Sturm über das Weizenfeld herauf. Bis zu diesem Moment war es ein wolkenloser, windstiller Frühjahrstag gewesen. Doch nun war das Vogelgezwitscher, das die Feldarbeiten den ganzen Tag untermalt hatte, jäh verstummt.

Irritiert von dem Luftzug und der plötzlichen Stille ließ Nathael die Hacke sinken und sah hinüber zu seinen beiden Kindern, die ein wenig von ihm entfernt am Rande des Ackers standen.

Sein Sohn Janus schrie ihm etwas zu, doch Nathael konnte ihn nicht verstehen. Janus’ Schwester Skiria schlug die Hände vor den Mund, als sei sie Zeugin eines schrecklichen Vorfalles. Mit ausgestrecktem Arm deutete Janus schräg nach oben. Der Wind ließ Nathaels Hemd flattern.

Langsam drehte sich Nathael um und tastete dabei unwillkürlich nach dem Messer, das stets in seinem Hosenbund steckte. Er bereitete sich auf einen Kampf vor. Wer immer ihn bedrohte, sollte kein leichtes Spiel haben. In den vielen Jahren seines Lebens hatte er mehr als einmal bewiesen, dass ihn keiner so leicht besiegen konnte. Diebe und Raufbolde hatte Nathael zur Genüge in die Flucht geschlagen.

Doch hinter ihm stand kein Gauner, der nach seinem Hab und Gut gierte und auch kein streitlustiger Trunkenbold. Ein Schatten fiel auf ihn, als verdunkele eine Wolke die Sonne. Er blickte nach oben. Was Nathael dort sah, ließ ihn für einen Moment an seinem eigenen Verstand zweifeln.

Er hatte von diesen Geschöpfen gehört, die Geschichten darüber jedoch stets für baren Unfug gehalten. Unsinniges Geschwätz besoffener Männer, die sich wichtig machen wollten.

Das Ungeheuer stand mehrere Armlängen von ihm entfernt in der Luft und wartete scheinbar einen günstigen Augenblick ab, um von dort herabzustoßen. Sein Flügelschwingen fachte ihm kühle Luft zu. Nathael fröstelte. Für einen Moment empfand er Faszination. Nie zuvor war ihm etwas derart Schreckliches begegnet, das gleichzeitig eine so vollkommene Schönheit ausstrahlte. Die Sonnenstrahlen ließen die grauen Schuppen des Drachen grünlich schillern.

‚Wie Smaragd’, dachte Nathael und wunderte sich, welche Gedanken ihm durch den Kopf schossen, während er sich in Lebensgefahr befand. Gegen die monströsen Klauen des Ungetüms wirkte Nathaels Messer beinahe lächerlich. Aus scheinbar weiter Ferne drangen die Rufe der Kinder an sein Ohr.

Als der Drache herabstieß, rannte Janus los, um seinem Vater beizustehen. Nathael warf sich in eine Ackerfurche, um den Krallen zu entgehen, die sich wie Krummdolche aus den Pranken des Ungetüms bogen, doch sie erwischten ihn an der Schulter. Wie mit einem unsichtbaren Pinsel gemalt, breiteten sich auf Nathaels Gewand rote Spuren aus. Schreiend zuckte er in den Fängen des Ungeheuers, das Flügel schlagend darum kämpfte, mit seiner Beute in die Luft zu gelangen.

Während Skiria wie erstarrt Nathaels Martyrium verfolgte, erreichte Janus seinen Vater zu spät. In der Hoffnung, der Drache stiege so langsam auf, dass er Nathaels Beine noch greifen und ihn befreien könne, streckte der Sohn verzweifelt seine Arme aus. Sie verfehlten ihr Ziel um Längen.

Skiria

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