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10.06.2018

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Wie misst man Gewöhnung? Um ehrlich zu sein, habe ich nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nur, dass ich an Tag 1 geschrieben habe, dass wir uns an Trump als Präsident gewöhnen werden, denn das Normale ist das Machbare plus Zeit.

Damals, am 21. Januar 2017, demonstrierten Millionen Menschen weltweit gegen einen Präsidenten namens Donald Trump. Allein in den USA wurde die Zahl der Protestierenden auf 3,3 bis 4,6 Millionen geschätzt, was einige Kommentatoren dazu brachte, von den größten Protesten in der Geschichte der USA zu sprechen. Jetzt, knapp anderthalb Jahre später, ist davon nicht mehr viel zu sehen. Gewiss, wenn Donald Trump irgendwo auftritt, gibt es hier und da noch immer Proteste, aber im Großen und Ganzen sind sie deutlich seltener geworden und auch viel kleiner. Zudem richten sie sich nicht mehr gegen Trump an sich, sondern gegen einzelne politische Entscheidungen, die Trump getroffen hat oder zu treffen droht. Die Menschen, so scheint’s, haben sich an Trump als Präsidenten gewöhnt. Und vielleicht lässt sich diese Gewöhnung nirgends besser ablesen als an jener »Timeline of protests against Donald Trump«, die es zu einem eigenen Wikipedia-Artikel gebracht hat. Im Januar, Februar und März 2017 finden sich dort für nahezu jeden Tag Einträge. Und auch für April und Mai sind noch zahlreiche Proteste verzeichnet. Aber ab Juni geht die Zahl der Demonstrationen und auch die ihrer Teilnehmer zurück. In den Folgemonaten sind jeweils nur noch zwei oder drei Protestveranstaltungen aufgeführt, und ab Januar 2018 bricht die löchrig gewordene Kontinuität der Proteste endgültig ab. Seit dem 29. Januar sind keinerlei Proteste mehr vermerkt.

Tagebuch eines Hilflosen

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