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19.06.2018

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Trump kümmert sich ausnahmsweise mal um Europa und erklärt per Twitter, dass dort die Kriminalität steige. Seiner Meinung nach haben die europäischen Staatsführer »einen großen Fehler gemacht, indem sie Millionen Menschen erlaubt haben, reinzukommen«. Laut Trump haben diese Menschen die Kultur in den jeweiligen europäischen Ländern stark verändert und das zum Teil mit Gewalt. In Deutschland ist die Kriminalität laut Trump »seit Ankunft der Flüchtlinge 2015 um mehr als 10 % gestiegen«, aber diese Zahlen würden die Regierungsvertreter nicht veröffentlichen.

Merkel hat daraufhin erklärt, dass die Kriminalitätszahlen sinken und sich dabei auf die Polizeiliche Kriminalstatistik bezogen, die der Innenminister kürzlich vorgestellt hatte und die für 2017 einen Rückgang der Straftaten um 9,6 % ausweist. Trump aber scheint sich mit seiner Aussage auf eine andere Quelle zu beziehen. Zumindest haben die großen amerikanischen Nachrichtenagenturen, kurz bevor er seinen Tweet abgesetzt hat, über eine von der deutschen Regierung in Auftrag gegebene Studie berichtet, die – wie Reuters schreibt – »im Januar veröffentlicht worden ist und zeigt, dass die Gewaltkriminalität in den Jahren 2015 und 2016 um 10 % gestiegen ist, wobei 90 % dieses Anstiegs auf das Konto junger männlicher Asylbewerber gehen«.

Allerdings nennt Reuters keine Quelle und Trump natürlich sowieso nicht. Aber es kann sich nur um die vom Bundesfamilienministerium 2017 in Auftrag gegebene und am 3. Januar 2018 veröffentlichte Studie Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland handeln, die ihren Schwerpunkt auf Jugendliche und Flüchtlinge legt. Dort ist im Zwischenfazit auf S. 81 zu lesen: »Die Zahl der polizeilich registrierten Gewaltdelikte ist in Niedersachsen nach einer siebenjährigen Phase des Rückgangs in den Jahren 2015 und 2016 erstmals wieder deutlich angestiegen (+10,4 %). Eine vom LKA Niedersachsen durchgeführte PKS-Datenanalyse zeigt, dass diese Zunahme zu 92,1 % den Flüchtlingen zuzurechnen ist.«

Man könnte sich jetzt daran aufhängen, dass Reuters Niedersachsen mit Deutschland gleichsetzt. Was mich aber viel mehr beschäftigt ist etwas anderes, nämlich dass Donald Trump mit seiner Aussage nicht unrecht hatte. Gewiss, auch er differenziert nicht, und die Zahlen sind – entgegen Trumps Behauptung – öffentlich einsehbar. Dennoch liegt Trump von der Sache her richtig. Weil er aber oft genug Fake News verbreitet, wird ihm – besonders hierzulande bzw. auf politisch linker Seite – kaum mehr geglaubt, und nach Merkels Aussage schien Trumps Tweet ohnehin ins Land der Fabeln zu gehören. Aber genau darin liegt die Gefahr. Dass nämlich jeder von uns – auch ich – davon ausgehen muss, dass der große Fake-News-Verbreiter auch mal recht haben kann. Dass es immer wieder darum geht, die Quellen zu checken, die Daten zu überprüfen und sie zu vergleichen, selbst dann, wenn die Quelle gar nicht genannt wird.

Tagebuch eines Hilflosen

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