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2. Caesars Feldzüge gegen die Germanen

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Niedergang der Oppida-Kultur

Zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. setzte in Mitteleuropa ein Niedergang der Oppida-Kultur ein, dessen genaue Ursachen und dessen Verlauf im Unklaren bleiben, weil hierüber die Schriftquellen schweigen. Da die verlassenen Oppida keine Spuren von Gewalteinwirkungen aufweisen, scheinen sie nicht infolge von Kriegen und Belagerungen verlassen worden zu sein. Daher ist die Vermutung naheliegend, dass die gallische Bevölkerung sie mit ihrem Hab und Gut verließ, weil die ökonomischen Rahmenbedingungen sich so veränderten, dass ein Leben in den Oppida nicht mehr rentabel erschien. In diesem Prozess dürften die in den Oppida ansässigen politischen Führungsschichten an Autorität und Macht verloren haben.

Seit der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. lässt sich anhand archäologischer Funde belegen, dass namentlich nicht weiter bekannte Germanenstämme in die gallischen Gebiete vordrangen. Der südlichste Fundkomplex ist im Gebiet am unteren Main zu finden. Germanische Siedler, deren Keramik auf eine Herkunft aus dem Oder-Warthe-Raum hindeutet, waren wahrscheinlich über Thüringen und von dort über die Hessische Senke bis in die nördliche Wetterau eingewandert.

Diese Zuwanderung, die sich über Jahrzehnte hinzog, verlief offensichtlich größtenteils friedlich. Denn die Einwanderer bewirtschafteten eher die nicht so ertragreichen Böden in der Randlage der Wetterau. Keineswegs vertrieben sie die einheimische Bevölkerung und zerstörten deren Produktionsstätten; vielmehr waren sie daran interessiert, dass Handel und Gewerbe in gewohnter Weise bestehen blieben.

Ariovist

Dass Germanen in Gebiete der Gallier vordrangen, bestätigt Caesar in seinem Bericht über den Gallischen Krieg. Caesar zufolge holten gallische Stämme germanische „Söldner“ über den Rhein, damit sie sie im Kampf gegen mächtige Nachbarstämme unterstützten. So hatten die Arverner und Sequaner, die die Auvergne und das Gebiet zwischen dem Schweizer Jura und der Saône bewohnten, sich an einen germanischen Heerführer namens Ariovist gewandt, weil sie mit den Haeduern, Verbündeten der Römer, im Streit um die Vorherrschaft über Gallien und um die Zolleinnahmen auf der Saône lagen.

Welchem Stamm Ariovist angehörte, geht aus Caesars Bericht nicht eindeutig hervor. Es ist jedoch naheliegend, in ihm einen Sueben zu sehen, da die erste seiner beiden bekannten Frauen eine Suebin war und er sie aus seiner Heimat mitgebracht hatte.

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Sueben

Für Caesar und Strabon stellten sie den größten und kriegerischsten aller Germanenstämme dar, der das Gebiet zwischen Rhein und Elbe bewohnte und in hundert Gaue aufgeteilt war, von denen jeder 1.000 Krieger zu stellen hatte. Eine ethnische Charakterisierung fällt aus heutiger Sicht schwer, da die römischen Schriftsteller in ihren Angaben nicht präzise sind. Zum einen diente ihnen der Name als Bezeichnung für einen bestimmten Stamm, zum anderen als Oberbegriff für zahlreiche Völker. Nicht auszuschließen ist, dass die Germanen sich ursprünglich selbst so bezeichneten. Der auf verschiedenen archäologischen Zeugnissen dargestellte Suebenknoten, bei dem das zur Seite gekämmte Haar zu einem Knoten zusammengebunden wurde, lässt sich auch für andere Stämme nachweisen. Mit ihm signalisierten seine Träger die Zugehörigkeit zu einem kultischen Verband.

Um 71 setzte Ariovist, der vermutlich bereits ein anerkannter Heerführer war, mit angeblich 15.000 bewaffneten Kriegern über den Rhein. Die Averner und Sequaner sollen ihm als Gegenleistung für seine militärische Unterstützung Sold angeboten haben, was angesichts des unter den Germanen vorherrschenden Tauschhandels wenig wahrscheinlich ist. Viel eher dürften sie Ariovist und seinen Kriegern im Falle eines Sieges einen großen Anteil an der Beute sowie Acker- und Weideland in Aussicht gestellt haben. So lässt sich erklären, warum die Germanen ihre Heimat verließen, sich an dem langwierigen Krieg mit den Haeduern beteiligten und sich nicht wie Söldner nach den ersten Misserfolgen zurückzogen. Denkbar ist aber auch, dass sich Ariovist mit seinen Germanen bereits auf linksrheinischem Gebiet befand und ihn die benachbarten Sequaner deshalb um Hilfe baten.

Sieg Ariovists über die Haeduer

Die Kämpfe zogen sich ungefähr zehn Jahre hin. Es kam immer wieder zu Gefechten, die keine endgültige Entscheidung brachten, obwohl sie für die Sequaner und ihre germanischen Verbündeten siegreich ausgingen. Erst 61 errang Ariovist bei einem nicht mehr zu identifizierenden Ort namens Magetobriga den entscheidenden Sieg. Über mehrere Monate hatte er sich zuvor mit seinen Kriegern in seinen Lagern und in sumpfigen Gebieten versteckt gehalten. Als die Haeduer die Germanen für besiegt und vertrieben hielten und daraufhin ihre Truppen auflösten, griffen Ariovists Krieger sie an und unterwarfen sie. Die Haeduer verloren fast ihre gesamte Reiterei und einen großen Teil ihres Adels und mussten nach ihrer Unterwerfung den Sequanern die Söhne ihrer Fürsten als Geiseln stellen, Tribute zahlen und einen Teil ihrer Grenzgebiete abtreten. Darüber hinaus verpflichteten sie sich unter anderem Rom nicht um Hilfe gegen ihre Sieger zu bitten.

Ariovist hielt sich nach diesem Sieg nicht mehr an die ursprünglichen Vereinbarungen mit den Sequanern und beanspruchte ein Drittel des fruchtbaren sequanischen Ackerlandes für sich und seine Krieger. Um seine Besitzungen abzusichern, holte er weitere germanische Völker zu sich. Bis zum Jahre 58 kamen Angehörige von sieben germanischen Völkerschaften, nämlich Haruden, Markomannen, Triboker, Vangionen, Nemeter, Sedusier und Sueben über den Rhein. Ingesamt soll es sich um 120.000 Menschen gehandelt haben. Um sie angemessen zu versorgen, forderte Ariovist die Sequaner auf, ein weiteres Drittel ihres Ackerlandes abzutreten.

Bei dem Ackerland handelte es sich sehr wahrscheinlich nicht um einzelne Äcker, sondern um ein geschlossenes Gebiet; denn Ariovist war daran interessiert, einen eigenen Machtbereich aufzubauen. Um sein Gebiet besser beherrschen zu können, brachte er einige Oppida in seine Gewalt. Den Eindruck einer Fremdherrschaft vermied er, indem er sich seiner neuen Umgebung anpasste und die gallische Sprache erlernte. Da trotz aller Sicherheitsvorkehrungen damit zu rechnen war, dass sich sowohl Sequaner als auch Haeduer gegen ihn auflehnten, suchte sich Ariovist vorsichtshalber außerhalb seines Herrschaftsgebietes mächtige Verbündete. So heiratete er die Schwester Voccios, des Königs von Noricum (im heutigen Kärnten). Beide Herrscher verband ein Misstrauen gegenüber dem gallischen Stamm der Boier. Nachdem Voccio diese aus Noricum vertrieben hatte, hatten sie sich mit den Helvetiern zusammengetan, deren Stammesgebiet wiederum an das der Sequaner grenzte.

Gleichzeitig nahm Ariovist Kontakte zu führenden Politikern der Römer auf. Sein Ziel war ein Bündnis mit Rom, mit dem er zum einen sein Ansehen steigern, zum anderen sich vor Übergriffen besser schützen und die Haeduer, Roms langjährigen Bundesgenossen, isolieren konnte. Immerhin hatte der Senat, nachdem sich eine haeduische Gesandtschaft Hilfe suchend an ihn gewandt hatte, 61 beschlossen, dass der jeweilige Statthalter der Gallia Narbonensis die Haeduer und die übrigen Freunde des römischen Volkes verteidigen solle. Allerdings milderte der Senat diesen Beschluss insofern ab, als er ihn mit einer Zusatzklausel versah: Die Statthalter sollten nur dann eingreifen, wenn die Republik davon keinen Schaden nähme. Zwei Jahre später war Ariovist mit seinen diplomatischen Bemühungen erfolgreich. Gerade im Jahr 59, als Caesar den Konsulat innehatte, verlieh der Senat Ariovist den Ehrentitel König und Freund des römischen Volkes und beschenkte ihn reichlich. Offensichtlich trauten ihm die Politiker in Rom mehr als anderen Stammesführern zu, bei Bedarf für die Sicherheit ihrer gallischen Besitzungen eintreten zu können.

E

Caius Julius Caesar (13. 07. 100 – 15. 03. 44 v. Chr.)

war über seine Tante Julia mit Marius verwandt. Mit Unterstützung des Feldherrn Pompeius und des Geschäftsmanns und Politikers Crassus wurde er zum Konsul für das Jahr 59 gewählt. Als Konsul erhielt Caesar den Oberbefehl über die Provinzen Illyricum, Gallia Cisalpina (Oberitalien) und Gallia Narbonensis. Von der Gallia Narbonensis aus eroberte er ganz Gallien. Sein Kommando wurde zweimal bis Anfang 49 v. Chr. verlängert. Danach kam es zum Bürgerkrieg mit seinen politischen Gegnern, den Caesar in fast allen Teilen des Römischen Reiches für sich entscheiden konnte; am 15. 3. 44 fiel er aber einer Verschwörung von Senatoren zum Opfer. Seine Feldzüge in Gallien versuchte er in Jahresberichten (commentarii) gegenüber dem Senat zu rechtfertigen.

Krieg mit Caesar

Das Bündnis endete bereits im darauffolgenden Jahr, als Caesar nach Abschluss seines Konsulats in die Gallia Narbonensis kam. Als deren Statthalter gab er die traditionelle Politik der Zurückhaltung und Defensive in Gallien auf. Zunächst wies er die Helvetier in die Schranken, als sie ihr Stammesgebiet verlassen wollten. Als die Haeduer und Sequaner Caesar um Unterstützung gegen Ariovist baten, kam er ihnen ohne zu zögern zu Hilfe. Um die von Ariovist ausgehende Gefahr zu verdeutlichen, beschrieb Caesar ihn als einen barbarischen, jähzornigen, unbesonnenen Menschen, der zudem noch aufgeblasen, arrogant und grausam sei. Allerdings zeigt sein Bericht auch, dass Ariovist ein pragmatisch und durchaus überlegt handelnder Heerführer war, der über die politischen Verhältnisse sehr gut informiert war.

Q

Die Reaktion Ariovists auf Caesars Gesprächsangebot

Caesar, Bellum Gallicum 1,34,1 – 4

(Caesar) beliebte es, an Ariovist Gesandte mit der Forderung zu schicken, er solle einen Ort in der Mitte zwischen beiden zu einer Unterredung wählen: Er wolle über Staatsangelegenheiten und Dinge, die für beide von größter Bedeutung wären, mit ihm verhandeln. Ariovist antwortete dieser Gesandtschaft: Wenn er selbst etwas von Caesar wollte, so wäre er zu ihm gekommen, wenn jener etwas von ihm wolle, so müsse er schon zu ihm kommen. Außerdem könne er es weder wagen, ohne Heer in jene Teile Galliens zu kommen, die Caesar besetzt halte, noch könne er sein Heer ohne großen Proviant und große Anstrengung an einem Ort zusammenziehen. Auch wunderte es ihn, was Caesar oder überhaupt das römische Volk in seinem Gallien, das er im Krieg besiegt habe, zu suchen hätten.

(Übersetzung Goetz-Welwei I 283 – 285)

Auf ein erstes Gesprächsangebot Caesars ging Ariovist nicht ein, da er keine Notwendigkeit hierzu sah und militärisch nicht darauf vorbereitet war. Der römische Statthalter provozierte ihn mit einer weiteren Gesandtschaft, die ihn an die Ehrung seiner Person durch den Senat erinnerte und aufforderte, keine weiteren Germanen über den Rhein zu holen und den Haeduern ihre Geiseln zurückzugeben. Ariovist ging auf diese Forderungen nicht ein, zeigte sich aber insofern kompromissbereit, als er versprach, die Haeduer und ihre Verbündeten nicht anzugreifen, wenn sie sich an ihre Vereinbarungen hielten.

Die Nachricht, dass der germanische Stamm der Haruden das Gebiet der Haeduer verwüstete und 100 Suebengaue am Rhein bereitstünden, um in das Gebiet der Treverer einzuwandern, nahm Caesar zum Anlass, um mit seinen Truppen in das Gebiet der Sequaner nach Vesontio (Besançon) zu marschieren. Er wollte so verhindern, dass sich die Sueben mit Ariovists Heer vereinigten. In Vesontio machte sich Unmut unter den römischen Soldaten breit, weil sie beunruhigt waren durch Nachrichten über die Kampfkraft der Germanen. Caesar konnte indes seine Soldaten beschwichtigen und marschierte mit ihnen sechs Tage lang in Richtung oberes Elsass. Am siebenten Tag näherten sie sich wahrscheinlich in der Gegend zwischen Belfort und Montbeliard bis auf 36 km den germanischen Truppen.

Weil er von der Wucht des römischen Vormarsches beeindruckt war, zeigte sich Ariovist gesprächsbereit. Auf einem Erdhügel in der Mitte zwischen ihren Lagern trafen sich die beiden Feldherrn. Da Caesar bei seinen Forderungen blieb und Ariovist die Rechtmäßigkeit seiner Herrschaft und seines Handelns betonte, kam keine Einigung zustande. Der Germane wollte einlenken und bot zusätzlich an, die Römer bei einem Abzug reichlich zu belohnen und jeden Krieg, den sie wollten, für sie zu führen. Als Caesar kurz darauf ein von ihm unterbreitetes Gesprächsangebot ausschlug, ließ Ariovist unter Verletzung des Gesandtschaftsrechts die römischen Unterhändler in Ketten legen und rückte mit seinen Soldaten auf Caesars Lager vor, um es von der Zufuhr abzuschneiden. Beide Parteien errichteten ein zweites Lager und insbesondere die Germanen warteten auf einen günstigen Moment für die Schlacht.

Als Caesar seine Soldaten in drei Schlachtreihen zum Lager der Feinde führte, nahm Ariovist die Herausforderung an und ließ seine Soldaten getrennt nach ihrer Stammeszugehörigkeit Aufstellung nehmen. Damit sie nicht so leicht fliehen konnten, wurden um die Schlachtreihe Wagen und Karren gefahren, von denen aus ihre Frauen sie anflehten, sie nicht in die Hände der Römer fallen zu lassen.

Niederlage Ariovists

Da sich die feindlichen Truppen schnell aufeinander zu bewegten, kam es zu einem blutigen Handgemenge, in dem sich die Römer aufgrund ihrer besseren Ausrüstung und größeren Kampferfahrung als überlegen erwiesen. Caesar eröffnete die Schlacht auf dem rechten Flügel, wo er die Germanen schneller zurückdrängen konnte. Mit Hilfe von Reserveeinheiten besiegte er auch den zahlenmäßig überlegenen linken Flügel. Die Römer eroberten schließlich die Wagenburg und töteten viele Frauen und Kinder. Einigen Germanen gelang die Flucht. Verfolgt von der römischen Reiterei, konnten sie sich bis zum Rhein durchschlagen, der immerhin 75 km vom Schlachtfeld entfernt lag. Durch Schwimmen oder mit Kähnen brachten sie sich auf dem rechten Rheinufer in Sicherheit. Ariovist selbst fand ein Boot, mit dem er übersetzen konnte. Auf der Flucht verlor er allerdings seine beiden Frauen und eine Tochter. Eine andere Tochter fiel in die Hände der Römer.

Insgesamt 80.000 Germanen sollen damals gefallen sein. Das würde bedeuten, dass Ariovist in einer einzigen Schlacht zwei Drittel seiner Germanen verloren hätte. Diese Zahl ist sicherlich zu hoch angesetzt. Allerdings zogen sich die übrigen Sueben, als sie die Nachricht von Caesars Sieg erhielten, wieder auf das andere Rheinufer zurück, wo sie in Kämpfe mit den einheimischen Stämmen verwickelt wurden. Andere Stämme, wie die Vangionen und Nemeter, die Ariovist nach Gallien gefolgt waren, blieben auf linksrheinischem Gebiet wohnen.

Ariovist starb vor dem Jahr 54 unter großer Anteilnahme der Germanen. Sein Schicksal zeigt, wie schnell im Vorfeld des Römischen Reiches ein germanisches „Reich“ entstehen und untergehen konnte, das trotz aller diplomatischen Absicherungen nicht auf sicheren Fundamenten stand.

Konflikt mit den Usipetern und Tenkterern

Die Niederlage und die Vertreibung von Ariovists Germanen sprachen sich rasch östlich des Rheins herum, die sich dort vollziehenden Wanderbewegungen hielten sie indes nicht auf. So mussten, bedrängt von den Sueben, die beiden am Niederrhein wohnenden Stämme der Usipeter und Tenkterer ihre Gebiete verlassen und wollten nach einem drei Jahre währenden Zug durch Germanien 55 über den Rhein in das Land der gallischen Menapier einwandern und diese vertreiben. Die Menapier zogen sich daraufhin auf das linke Rheinufer zurück, wohin ihnen die Germanen nicht folgen konnten, weil sie nicht genügend Schiffe besaßen, um den Fluss zu überqueren. Die Germanen täuschten daraufhin ihren Rückzug vor und die Menapier kehrten zurück. Die Germanen konnten sie nun überwältigen und mit den erbeuteten Schiffen die Menapier auf der anderen Rheinseite bezwingen. Danach unternahmen die Usipeter und Tenkterer Streifzüge in die Gebiete der mit den Treverern verbündeten Eburonen und Kondrusen. Dabei war es nicht ihre Absicht einen Konflikt mit den Römern zu provozieren, die inzwischen weite Teile Galliens unter ihre Herrschaft gebracht hatten. Caesar setzte allerdings nach Absprache mit gallischen Fürsten seine Truppen gegen sie in Bewegung. Er wollte eine weitere Expansion der Germanen verhindern.

Als sich das römische Heer näherte, schickten die Usipeter und Tenkterer eine Gesandtschaft zu Caesar. Sie bat Caesar mit dem Hinweis auf ihre Vertreibung durch die Sueben, ihnen Land zuzuweisen oder den Besitz des bereits okkupierten Landes zu bestätigen. Caesar lehnte eine Ansiedlung der Usipeter und Tenkterer in Gallien strikt ab und bot ihnen lediglich an, sich rechts des Rheines in den von den Ubiern verlassenen Gebieten niederzulassen. Dies hätte bedeutet, dass sich die Usipeter und Tenkterer in das Gebiet um den Dünsberg nordwestlich von Gießen hätten begeben müssen. Da ihre Reiterei die Maas überschritten und die Ambivariten angegriffen hatte, ließ Caesar den Gesandten kaum Zeit sich mit ihren beiden Stämmen zu beraten und rückte weiter vor.

Die Usipeter und Tenkterer befanden sich in einer solchen Notsituation, dass sie Caesars Vorschlag zur Umsiedlung zustimmen wollten, wenn sich die Führung der Ubier durch Eid zu Zugeständnissen bereit erklärte. Obwohl sie einlenkten und ihre Forderungen durchaus berechtigt waren, misstraute ihnen Caesar und suchte geradezu den Kampf mit ihnen, bevor sich alle ihre Truppen gegen ihn vereinigen konnten. Nachdem germanische Reiter Caesars Reiterei zu einem Gefecht provoziert hatten, nahm er am darauffolgenden Tag die führenden Männer der Usipeter und Tenkterer gefangen, die zu ihm gekommen waren, um das Vorgehen ihrer Leute zu rechtfertigen. Die römischen Truppen rückten unterdessen in einem Gewaltmarsch gegen das Lager der nun führungslosen Germanen vor, das sich nicht weit vom Zusammenfluss von Maas und Rhein befand. Die völlig überraschten Usipeter und Tenkterer gaben sich schnell geschlagen. Viele flohen zur Maasmündung, wo sie in den Fluten der beiden Flüsse umkamen. Die römischen Soldaten kannten selbst gegenüber den Frauen und Kindern der Germanen kein Erbarmen. Caesars Vorgehen, vor allem die Verletzung des Gesandtschaftsrechtes, löste in Rom heftigen Protest aus, der aber ohne Wirkung auf die Ereignisse in Gallien blieb.

Ein Teil der besiegten Usipeter und Tenkterer, insbesondere ihre schlagkräftige Reiterei, fand Zuflucht bei den Sugambrern, die zwischen Lippe und Sieg lebten. Da sie auf diese Weise Verstärkung erhielten, wähnten sich die Sugambrer stark genug, Caesars Forderung nach Auslieferung der zu ihnen geflohenen Germanen abzulehnen. Nach Caesar sollen sie damals die römischen Gesandten mit der Bemerkung abgefertigt haben, dass die Herrschaft des römischen Volkes am Rhein ende: Das klingt so, als ob die Germanen trotz der noch relativ instabilen Verhältnisse in Gallien bereits Caesars geostrategisches Ziel übernommen und anerkannt hätten. Das ist aber unwahrscheinlich, vielmehr scheint Caesar eine ähnlich lautende Formulierung in seinem Sinn umgedeutet zu haben.

Q

Gründe für den Rheinübergang

Caesar, Bellum Gallicum 4,16,1 – 4

Nach Beendigung des germanischen Krieges glaubte Caesar aus vielen Gründen, den Rhein überschreiten zu müssen. Der triftigste war, dass er in der Erkenntnis, wie leicht die Germanen dazu zu bewegen waren, nach Gallien zu kommen, wollte, dass sie ihrerseits um ihre eigenen Güter fürchteten, wenn sie sähen, dass auch ein Heer des römischen Volkes die Macht und den Mut hatte, den Rhein zu überschreiten. Hinzu kam noch, dass jener Teil der Reiterei der Usipeter und Tenkterer, der, wie oben erwähnt, zur Plünderung und Getreidebeschaffung die Maas überschritten und nicht an der Schlacht teilgenommen hatte, sich nach der Flucht ihrer Leute über den Rhein in die Gebiete der Sugambrer zurückgezogen und sich mit ihnen verbunden hatte. Als Caesar Gesandte zu diesen geschickt hatte, um von ihnen die Auslieferung derjenigen zu fordern, die den Krieg gegen ihn und Gallien begonnen hätten, antworteten sie: Die Herrschaft des römischen Volkes höre am Rhein auf; wenn er es missbillige, dass die Germanen gegen seinen Willen nach Gallien herüberkämen, weshalb beanspruche er dann seinerseits irgendeine Herrschaft oder Macht jenseits des Rheins? (Übersetzung Goetz-Welwei I 327)

Caesars Vorstöße über den Rhein

Das Verhalten der Sugambrer und ein Hilfegesuch der Ubier, die sich in ihrem Gebiet zwischen Sieg und Taunus bedrängt sahen, nahm Caesar zum Anlass, eine Strafexpedition in rechtsrheinisches Gebiet zu unternehmen. Er ließ zu diesem Zweck im Bereich des Neuwieder Beckens eine Brücke über den Rhein bauen. Bereits kurz nach der Überquerung des Rheins unterwarfen sich ihm mehrere Stämme und boten Frieden an, um einer verlustreichen Auseinandersetzung zu entgehen. Allerdings waren ihre Befürchtungen unbegründet. Da die Germanen östlich des Rheins keine größeren befestigten Orte besaßen, sondern über das Land verteilt in kleineren Siedlungen lebten, die sie schnell aufgeben konnten, boten sie nur wenige Angriffspunkte. Sowohl die Sugambrer als auch die Sueben zogen sich in entlegene, durch die Wälder geschützte Gebiete zurück. Caesar war vorsichtig genug, um keine Entscheidungsschlacht mit ihnen zu suchen und trat bereits nach 18 Tagen, in denen er die Dörfer und Häuser der Sugambrer und deren Getreidevorräte vernichtet hatte, den Rückzug über den Rhein an. Die von ihm erbaute Brücke ließ er abreißen. Allein die Tatsache, dass er als erster Römer den Rhein überquerte hatte, reichte aus um seinen Ruhm zu mehren.

Die abschreckende Wirkung dieser Militäroperation hielt nicht lange an. Da die Sueben mit Truppen aufständische Gallier unterstützten, ließ Caesar 53 erneut eine Brücke über den Rhein schlagen, die etwas oberhalb der ersten Brücke lag. Die Sueben zogen ihre Truppen am Anfang eines Waldes am Rande des deutschen Mittelgebirgsraumes namens Bacenis zusammen. Aus Sorge, bei einem zu weiten Vormarsch ins Landesinnere nicht mehr ausreichend mit Getreide versorgt zu werden, vermied Caesar wiederum einen Kampf und beließ es bei einer bloßen Machtdemonstration. An der Rheinbrücke, die er nur zu einem Teil abreißen ließ, errichtete er einen Schutzposten. Dies hinderte die Sugambrer nicht daran, den Fluss zu überqueren. 45 km unterhalb der Rheinbrücke drangen 2.000 Reiter zu einem Raubzug in das Gebiet der gerade von Caesar unterworfenen Eburonen ein. Als sie erfuhren, dass in Aduatuca (Tongern) die römischen Legionen ihr Vermögen gelagert hatten, änderten sie ihren Plan und griffen das Kastell an. Nur mit Mühe konnten die römischen Soldaten einen Erfolg der Sugambrer verhindern, die sich daraufhin ungehindert mit ihrer Beute über den Rhein zurückzogen.

Die Germanen

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