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In den tiefen Wald
Оглавление»We found love in a hopeless place. We found love in a ho-peless place. We found love in a hopeless place. We found love in a hopeless place …«
Gollum
Es führte nur ein schmaler Weg in den Mitternachtsforst, der von den Bewohnern des nahegelegenen Dorfes Märzbach auch abwertend »Mittwald« genannt wurde. Je schmaler der Weg wurde, desto üppiger wurde der Bewuchs.
Diesen Waldweg beschritten eine junge und hübsche Frau mit einem kleinen Koffer in der Hand, sowie ein kleines, rotbäckiges Mädchen von fünf Jahren, das, obwohl es bereits Mitte Juni war, mehrere Schichten Kleidung übereinander trug. Ständig musste die Frau über die Ranken der Waldpflanzen stolpern, gelegentlich stieß ihr Kopf mit hervorstehenden Ästen zusammen, einmal verfing sich ihr Blumenkleid in einem Wacholderbeerenstrauch. Es war für sie eine Tortur, dem Mädchen zu folgen, aber das Kind hatte anscheinend sehr viel Freude an diesem »Parcours«. Doch es wurde langsamer, was die junge Frau bemerkte.
»Bist du müde, Heidi?«, frug die junge Frau.
»Nein, mir ist heiß!«, erwiderte das Kind.
»Schon bald sind wir da! Dort, wo wir hingehen, wirst du die warme Kleidung brauchen …«, antwortete die junge Frau zur Be(un)ruhigung des Mädchens. Lustlos trottete sie dem übermütigen Kind hinterher, das voller Freude durch den finsteren Wald wanderte.
Es verging fast eine weitere Stunde, ehe sie von weitem die Spitze eines Turmes sahen.
»Puh, ich schaffe das nicht mehr!«, rief das Kind, während es sich der oberen Kleidungsschichten entledigte. Sonntagskleidchen, Unterröckchen sowie Unterunterröckchen warf es von sich, während die junge Frau ihm verärgert hinterherrief: »Adelheid, du Unglücksvogel, was machst du da?«
Das Kind ignorierte sie jedoch und lief in ihrem Unterhemdchen unbeirrt in Richtung des Turmes.
Nachdem die junge Frau die Kleider der Kleinen aufgelesen hatte (es handelte sich hierbei um Ebru, die Tante 1 des Waisenkindes mit dem Namen Adelheid, genannt »Heidi«), erreichte auch sie die Lichtung mit dem imposanten, obsidianfarbenen Magierturm.
Sie sammelte das Kind, das übermütig um den Turm herumtollte, ein und betätigte den Klopfer, der an der schweren Eisentür hing. Es dauerte eine Weile, bis beide Schritte hörten, und sich ein kleines Sichtfenster an der Tür öffnete. Trübe Augen blickten sie an, dann hörten sie eine resolute Stimme: »ICH KAUFE NICHTS!«
»Guten Abend, Großvater!«, antwortete Heidi.
»Wer?«, entgegnete die Stimme hinter der Tür.
»Ich wünsche Euch einen von allen 49 Göttern gesegneten Tag, Mächtiger Weeno!«, sagte Ebru. »Hier ist Ebru, die Großtochter Eurer Schwester. Ich bringe Euch hier das Kind von Eurem Sohn Toblos und Adelholde. Ihr habt das Gör’ seit ihrer Geburt nicht mehr erblickt!«
»Und was soll sie bei mir?«
»Es muss von nun an bei Euch bleiben! Man hat mir eine Stelle als Dienerin von Baron Lecsó angeboten! Ich habe mich die letzten fünf Jahre um sie gekümmert und jetzt seid Ihr dran!«, gab Ebru zurück.
»Ach so. Und was soll ich machen, wenn das Kind herumflennt und wieder zurück zu dir möchte?«, frug der Alte.
»Also das wird garantiert nicht geschehen …«, kicherte Ebru.
Sehr langsam öffnete sich die Tür. Es erschien ein älterer Mann mit langem, weißgrauen Bart. Er trug ein schwarzes Gewand, auf dem sich seltsame Zeichen befanden und hielt eine Tabakspfeife in der Hand.
»Großvater!«, rief das Kind, lief auf ihn zu und umarmte kräftig seine untere Körperhälfte.
Verlegen schaute der Magier in alle Richtungen, aber er konnte seine Großnichte Ebru nirgends sehen.
1Obwohl ihre verwandtschaftliche Beziehung etwas komplizierter war, wurde sie von dem Kind immer » Tante Ebru « genannt und nach mehreren Jahren fand sich die junge Frau damit ab …