Читать книгу Globaler Klimawandel aus ökonomischer Perspektive - Frank Hubert - Страница 6
1. Ökologische Hintergründe, empirische Fakten und Institutionen
ОглавлениеSeit rund fünf Jahrzehnten gewinnt das Thema Umwelt in der Politik, den Medien und der breiten Öffentlichkeit an Bedeutung. 1972 veröffentliche der Club of Rome seine Studie »Die Grenzen des Wachstums«.1 Darin warnen die Autoren vor der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen. Diese Endlichkeit verhindere ein unendliches materielles Wachstum. Der umweltbelastende Wirtschafts- und Lebensstil stoße daher an Grenzen und sei dringend reformbedürftig. Diese Überzeugung wirkte sich – verstärkt durch die Ölkrise(n) – in Deutschland zunehmend gesellschaftlich und politisch aus. Im Januar 1980 wurde in Karlsruhe die Partei »Die Grünen« gegründet, die aus der Umwelt- und Friedensbewegung der 1970er Jahre entstanden ist. Auch in zahlreichen anderen Ländern entstanden im Laufe der Jahre allmählich Bürgerbewegungen und Parteien, deren zentrales Thema der Schutz und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ist.
Die wachsende Bedeutung umweltpolitischer Themen führte auch in den Wirtschaftswissenschaften zu einer stärkeren Berücksichtigung dieses Themenkomplexes. An vielen wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten entstanden Lehrstühle für Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement. Sowohl in der volkswirtschaftlichen als auch in der betriebswirtschaftlichen Fachliteratur schlägt sich dieser Trend ebenfalls nieder. Die Analyse von Umweltproblemen aus ökonomischer Sicht stellt eine zwingend notwendige Ergänzung der rein naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise dar. Die Interdependenzen zwischen der Wirtschafts- und Lebensweise in vielen Volkswirtschaften sowie der Zerstörung von Lebensraum und der Ausbeutung von Rohstoffvorkommen sind nicht zu übersehen. Dies gilt auch für den Klimawandel – das aktuell mit großem Abstand wichtigste umweltpolitische Thema.
Die ökonomische Betrachtungsweise von Umweltproblemen orientiert sich an einem Schema, das auch für viele andere wirtschaftspolitische Fragestellungen Anwendung findet. In einem ersten Schritt müssen Ursache-Wirkungszusammenhänge ermittelt werden. Für ein so komplexes Thema wie den Klimawandel ist daher ein grundlegendes Verständnis der ökologischen Zusammenhänge notwendig. Dies umfasst auch die Betrachtung empirischer Daten sowie der institutionellen Rahmenbedingungen. Nur so können die Auswirkungen der Erderwärmung auf viele Bereiche des Wirtschaftslebens beschrieben und untersucht werden. Diese Betrachtungsweise ist dann auch die Basis für die wirtschaftspolitischen Maßnahmen und die individuellen Handlungsoptionen zur Erreichung umweltpolitischer Ziele. Für diesen Ziel-Mittel-Ansatz ist die Definition eines Klimaziels notwendig. Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die internationale Staatengemeinschaft auf einen maximalen Anstieg der globalen Erwärmung von unter zwei Grad Celsius geeinigt. Wenn möglich, sollte der Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit sogar auf 1,5 Grad begrenzt werden. Soll dieses Ziel erreicht werden, sind einschneidende Maßnahmen in fast allen Wirtschafts- und Lebensbereichen notwendig. Neben dem koordinierten globalen Einsatz geeigneter umweltökonomischer Instrumente muss allerdings auch umfangreiche Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung geleistet werden. Unternehmen und Verbraucher müssen durch ihr individuelles Handeln den Wandel unterstützen. Dies führt zu einer größeren Akzeptanz der Klimawende und kann gesellschaftliche Konflikte verhindern.