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1.2 Treibhausgase und Temperaturanstieg

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Der Treibhauseffekt ist zunächst ein ganz natürlicher Vorgang. Kurzwelliges Sonnenlicht versorgt die Erde mit Energie. Von der Erdoberfläche wird wiederum langwellige Wärmestrahlung abgestrahlt. Die Treibhausgase sorgen nun dafür, dass zwar das kurzwellige Sonnenlicht passieren kann, jedoch nicht die zurückgestrahlte langwellige Wärmestrahlung. Sie strahlen die absorbierte Wärme teilweise wieder auf die Erdoberfläche zurück und führen so zu einem Wärmestau. Nur durch diesen Wärmestau ist das Leben auf der Erde für den Menschen überhaupt möglich. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt läge die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche bei -18 Grad Celsius. Der natürliche Treibhauseffekt sorgt nun dafür, dass die mittlere Temperatur um 33 Grad auf 15 Grad ansteigt.7

Das Problem des anthropogenen Treibhauseffekts liegt darin, dass durch menschliche Aktivitäten die Konzentration klimawirksamer Gase stark ansteigt. Der Wärmestau auf der Erde verstärkt sich und führt neben einer durch den Menschen verursachten Erderwärmung zu vielen weiteren negativen Klimafolgen. Zwar ist Wasserdampf das wichtigste Treibhausgas, allerdings kann seine Konzentration von Menschen kaum beeinflusst werden.8 Daher steht beim menschgemachten Treibhauseffekt Kohlendioxid (CO2) im Mittelpunkt. Es entsteht vor allem durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas. CO2 wird nur sehr langsam abgebaut. Selbst nach einigen Jahrzehnten sind noch weit mehr als die Hälfte dieses Treibhausgases in der Atmosphäre nachweisbar. Die mittlere Verweildauer liegt bei etwa 120 Jahren. Dies hat zur Konsequenz, dass heute ausgestoßenes CO2 auch noch in ferner Zukunft Auswirkungen auf unser Klima hat. Zudem ist es auch irrelevant, an welchem Ort CO2 ausgestoßen wird. Entscheidend ist die Gesamtkonzentration in der Atmosphäre. Von großer Bedeutung ist zudem Methan (CH4). Der größte Teil des Methanausstoßes stammt aus der Landwirtschaft. Besonders bedeutsam sind hier die Massentierhaltung und der Reisanbau. Während bei der Tierhaltung vor allem die Verdauungsprozesse von Rindern für den Methanausstoß verantwortlich sind, erzeugen beim Reisanbau Fäulnisprozesse auf den überschwemmten Feldern Methan. Die durchschnittliche Verweildauer von Methan in der Atmosphäre ist mit gut zehn Jahren zwar wesentlich kürzer als die von CO2, allerdings ist der Effekt eines Kilos dieses Treibhausgases auch besonders groß. Für den anthropogenen Treibhauseffekt spielen außerdem noch Lachgas (N2O) und fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen (F-Gase) eine Rolle.9

Um die Wirkung verschiedener Gase miteinander vergleichen zu können, müssen diese auf einen einheitlichen Maßstab und einen einheitlichen Zeithorizont, der meist 100 Jahre beträgt, normiert werden. Als Referenzgas wird hierfür CO2 verwendet, sodass man bei dem Vergleichsmaßstab auch von Kohlendioxid-Äquivalenten spricht.10 Insgesamt werden rund zwei Drittel des anthropogenen Treibhauseffekts auf CO2 zurückgeführt, während die Anteile von Methan bzw. Lachgas bei 17 bzw. sechs Prozent liegen. Die Differenz zu 100 Prozent ist durch die anderen Treibhausgase bedingt. Betrachtet man nur die Strahlungsbilanz der letzten Dekade, so liegt der Anteil von CO2 mit 82 Prozent deutlich höher als bei der Gesamtbilanz seit der Industrialisierung.11

Messungen zeigen, dass die Konzentration von CO2, aber auch der anderen Klimagase in der Atmosphäre vor allem in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen ist.12 Lag der Wert für CO2 in der vorindustriellen Zeit noch relativ konstant bei 280 parts per million (ppm), so beträgt die Konzentration aktuell über 415 ppm. Die atmosphärischen Konzentrationen von CO2, Methan und Lachgas sind durch die menschlichen Aktivitäten auf Werte angestiegen, die in den letzten 800.000 Jahren noch nie erreicht wurden.13 Welche Auswirkungen hat nun dieser Anstieg auf die Oberflächentemperatur auf der Erde? Hierfür muss die Klimasensivität bestimmt werden. Sowohl aus physikalischen Berechnungen als auch unter Verwendung statistischer und mathematischer Methoden ergibt sich hierbei folgende Faustregel: Verdoppelt sich die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre, so führt dies zu einem Temperaturanstieg von rund 3 ± 1 Grad Celsius.14

Der IPCC schreibt Ende 2018 in seinem Sonderbericht, dass menschliche Aktivitäten eine globale Erwärmung von rund einem Grad Celsius (bei einer Bandbreite von 0,8 bis 1,2 Grad) gegenüber den vorindustriellen Werten verursacht haben.15 In Deutschland ist das Jahresmittel der Lufttemperatur zwischen 1881 und 2018 sogar um 1,5 Grad angestiegen. Die Zahl der heißen Tage mit Temperaturen über 30 Grad hat signifikant zugenommen.16 Als Hauptursachen dieses Umweltproblems lassen sich drei zentrale Faktoren benennen ( Abb. 1.1):

• Starkes weltweites Bevölkerungswachstum

• Stetiges ungebremstes Wirtschaftswachstum

• Umweltbelastender Lebensstil in vielen Gesellschaften.


Abb. 1.1: Wirkungskette des anthropogenen Klimawandels

Während zur Zeitenwende noch etwa 300 Millionen Menschen die Erde bevölkerten, wurde um 1800 die Milliardengrenze überschritten. Inzwischen nähern wir uns der Acht-Milliarden-Marke. Mehr Erdbewohner bedeuten aber auch mehr Konsum und damit eine verstärkte Nutzung der natürlichen Ressourcen. Gleichzeitig ist seit der Industriellen Revolution in nahezu allen Volkswirtschaften die Steigerung der Wirtschaftsleistung ein zentrales Ziel. In der Praxis bedeutet dies eine Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts. Dabei wird allerdings häufig verkannt, dass ein Anstieg dieser ökonomischen Messgröße nicht automatisch für eine höhere Wohlfahrt steht. So würde ein Öltankerunglück in der deutschen Nordsee wegen der damit verbundenen Aufräum- und Renaturierungsarbeiten zu einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts führen, gleichzeitig aber negative Wohlfahrtseffekte für die Gesellschaft auslösen. Eine ähnliche Argumentation gilt auch für die Folgen des Klimawandels. Schließlich führt auch der aktuelle Lebensstil zu mehr Umweltbelastung. Der ökologische Fußabdruck des Menschen wird durch einen wachsenden Verbrauch an natürlichen Ressourcen immer größer. Problematisch sind dabei nicht nur die oft diskutierten Verhaltensweisen in den Bereichen Mobilität und Ernährung. All diese Faktoren zusammen führen zu einem immer größeren Ressourcen- und Energieverbrauch. Dabei wird verkannt, dass es in einer endlichen Welt kein unendliches materielles Wachstum geben kann.17

Globaler Klimawandel aus ökonomischer Perspektive

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