Читать книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld - Страница 16

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Zur gleichen Zeit erreichten unsere Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina O’Rourkes Eigenheim in Riverdale, Bronx. O’Rourke hatte sich einen schmucken Bungalow in der Jesper Street gekauft, einer breiten Allee mit Häusern, die der oberen Mittelklasse entsprachen.

Unsere Kollegen parkten ihren Chevy aus den Beständen unserer Fahrbereitschaft am Straßenrand, gingen durch die offene Hofeinfahrt zur Garage und standen schließlich vor der Haustür.

Ein Team der Scientific Research Division war ebenso auf dem Weg hier her wie FBI-Agenten Fred LaRocca und Josy O'Leary, deren Aufgabe es sein würde, Clive und Orry bei der Hausdurchsuchung zu helfen.

Clive und Orry stutzten.

Das Haus war ziemlich bald, nachdem man O’Rourke am Ufer des East River Parks an Land geholt und identifiziert hatte, von Kollegen der City Police versiegelt worden.

Aber das Sigel war gebrochen.

Clive griff nach seiner Dienstwaffe. Orry folgte seinem Beispiel.

„Hier war offenbar jemand schneller als wir!“

„O’Rourke war unverheiratet und lebte allein. Eigentlich dürfte niemand hier gewesen sein!“

Clive holte den Schlüsselbund hervor, der mit einem Karabinerhaken an O’Rourkes Gürtel befestigt gewesen war. Er war zusammen mit dem Teil, der bei der Leiche gefundenen persönlichen Habe, der nicht mehr im Labor untersucht zu werden brauchte, am Morgen per Kurier ins FBI Field Office gesandt worden.

Clive öffnete die Tür.

Geräusche waren zu hören.

Orry ging mit der Waffe in der Hand voran, durchschritt beinahe lautlos den Empfangsraum und erreichte schließlich die halb geöffnete Tür zum Wohnzimmer. Clive folgte.

Mit einem Tritt öffnete Orry die Wohnzimmertür.

„Waffe weg! FBI!“, rief er.

Ein durchdringender Schrei ertönte.

Eine junge Frau stand mitten im Raum. Sie war blond, trug Jeans, T-Shirt und einen Blouson.

Das einzig auffällige an ihrem Outfit war das Armband mit den zwei das Handgelenk umschmeichelnden Schlangen.

Sie stand wie erstarrt da, in der Rechten hielt sie einen 22er Revolver und richtete ihn auf Orry.

„Die Waffe weg!“, wiederholte unser indianischer Kollege.

Sie schluckte und zitterte. Auf ihrer Stirn perlte der Angstschweiß.

„Okay!“, flüsterte sie schließlich. „Ich gebe auf! Wer immer Sie auch sind, tun Sie mir nichts!“

„Wir sagten, wer wir sind!“, hielt Clive ihr entgegen. Der flachsblonde Italoamerikaner machte ein paar schnelle Schritte nach vorn, nahm ihr die Waffe aus der Hand und legte ihr anschließend Handschellen an.

Sie setzte sich auf die Couch.

„Ich bin Agent Dillagio und dies ist mein Kollege Agent Medina. Wir kommen vom FBI Field Office New York und untersuchen den Tod von Police Lieutenant Brian O’Rourke. Und jetzt möchte ich gerne wissen, wer Sie sind!“

„Christine Vistano“, sagte sie.

„Und was tun Sie in Brian O’Rourkes Wohnung?“, fragte Clive.

„Brian und ich waren seit einiger Zeit ein Paar“, erklärte Christine Vistano. „Wenn Sie mal in meiner Jacke nachsehen, dann werden Sie feststellen, dass ich einen Wohnungsschlüssel besitze - so wie sich umgekehrt auch an Brians Schlüsselbund ein Schlüssel zu meiner Wohnung finden müsste.“

„Angenommen, es stimmt, was Sie sagen...“

„In seiner Brieftasche trug er ein Foto von mir mit sich herum. Brian war eben ein Romantiker.“

„Das können wir leider nicht mehr überprüfen“, bedauerte Clive. „Brian O’Rourkes Brieftasche befindet sich nämlich sehr wahrscheinlich auf dem Grund des East River, falls sie ihm nicht von seinem Mörder entwendet wurde.“

„Ihre Beziehung erklärt aber noch nicht, weshalb Sie das Siegel der Polizei ignoriert haben“, mischte sich Orry ein. „Was wollten Sie in der Wohnung?“

„Also, ich will ehrlich sein.“

„Darum möchte ich doch gebeten haben“, erwiderte Clive.

Sie nickte und blickte zur Seite. Den direkten Augenkontakt mit einem der beiden G-men mied sie.

„Wir hatten uns gestritten. Ziemlich heftig sogar. Also habe ich mich zunächst auch nicht gewundert, dass Brian nicht bei mir anrief. In dieser Hinsicht war er ohnehin ziemlich unzuverlässig. Aber dann habe ich die Meldung im Radio gehört.“

„Unseres Wissens haben Sie sich aber nicht bei der Polizei gemeldet“, hielt Orry ihr entgegen.

„Ich wollte zuerst ein paar Privatsachen aus der Wohnung holen. Das ist der Grund dafür, dass ich hier bin.“

„Um ein Polizeisiegel zu brechen, ist das trotzdem eine ziemlich dünne Erklärung“, meinte Clive.

„Ach wirklich? Sie sehen ja, was jetzt passiert ist. Ich sitze in Handschellen hier. Eigentlich wollte ich in diese Sache nicht hineingezogen werden.“

„Nach der großen Liebe hört sich das mit Ihnen und O’Rourke ja nicht an“, entgegnete Orry. „Es scheint Ihnen ziemlich gleichgültig zu sein, wer Ihren Freund umgebracht hat.“

Wenig später trafen Josy und Fred ein. Etwa zeitgleich war auch das Team der SRD am Tatort.

Josy führte eine gründliche Durchsuchung bei ihr durch.

Außerdem wurden Fingerabdrücke genommen.

Christine Vistano protestierte dagegen zwar ziemlich lautstark, aber zwecklos. Als die irischstämmige Agentin Josy O'Leary Christine gegenüber klarmachte, dass die erkennungsdienstliche Behandlung auch im Bundesgebäude an der Federal Plaza durchgeführt werden könnte, ließ sie ihren Protest verstummen.

„Juristisch gesehen war das, was Sie getan haben, ein Einbruch und ein bewaffneter Angriff auf zwei FBI-Agenten. Hinzu kommt noch ein Verstoß gegen das Waffengesetz“, erklärte Josy.

„Ich habe den 22er, um mich verteidigen zu können!“

„Die Gesetze sind für alle gleich und verbieten in New York das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit! Sie werden sich auf einigen Ärger einstellen müssen und kümmern sich am besten schon mal um einen Anwalt. Aber vielleicht unterstützen Sie uns ja auch noch ein bisschen bei der Suche nach dem Mörder des Mannes, den Sie als Freund bezeichnet haben.“

„Vielleicht werden Sie und Ihre Kollegen für diese unrechtmäßige Festnahme sich auch noch vor einem Richter verantworten müssen!“, fauchte sie.

„Es steht Ihnen jederzeit frei, sich zu beschweren oder rechtliche Schritte einzuleiten. Aber ich empfehle Ihnen dringend, sich vorher juristisch beraten zu lassen“, lautete Josys ausgesprochen kühle Erwiderung.

Fred LaRocca führte in einem Nebenraum mit seinem Laptop eine Online-Abfrage über das Datenverbundsystem NYSIS durch.

Clive Caravaggio sah ihm dabei über die Schulter.

Josy kam herein, ging zu den beiden Agenten hin und fragte: „Was machen wir jetzt mit ihr?“

„Irgendetwas stimmt nicht mit ihr“, meinte Clive. „NYSIS zeigt uns mehrere Verurteilungen wegen Prostitution an. Einmal hat sie einen Freier ausgeraubt und dafür auch eine Weile auf Rikers Island gesessen…“

„Es könnte sein, dass Habgier bei diesem Einbruch das Motiv war“, glaubte Fred LaRocca.

„Aber ich habe nichts bei ihr gefunden, das darauf hindeutet“, wandte Josy ein.

„Dann sind wir ihr eben zuvor gekommen“, entgegnete Clive. „Sie kommt mit auf das Field Office. Die Waffe wird beschlagnahmt und ballistisch überprüft. Durch das, was wir bei ihr an Vorstrafen haben, ist ihre Version, wonach sie O’Rourkes liebende Gefährtin war, wohl ziemlich zweifelhaft.“

„Spätestens morgen ist sie gegen Kaution wieder draußen“, gab Josy zu bedenken.

„Ja, aber bis dahin haben wir vielleicht ein paar Punkte geklärt.“

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009

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