Читать книгу Yan Chi Gong - Frank Rudolph - Страница 27

Meditation

Оглавление

Die Übungen, die der Hauptgegenstand dieses Buches sind, bewirken, wenn sie mit der gebührenden Konzentration ausgeführt werden, einen tiefen meditativen Zustand. Meditation ist nichts »Rationales«, das mit Worten erklärt werden kann, denn sobald man Worte verwendet, entfernt man sich von genau dem Punkt, der die Meditation eigentlich erst ausmacht. Meditation schafft einen Zustand der Leere im Geist, in dem keine Gedanken mehr vorhanden sind. Man könnte sagen, der Körper geht zurück zu seinem natürlichen Zustand, in dem nur Instinkte herrschen. Meditation bedeutet das Vergessen des Ichs. Durch leidenschaftliches, hingebungsvolles Üben der Bewegungen des Yàn Chí Gōng erreicht man diesen Zustand ganz von selbst. Dadurch wird es möglich, dass man sich wirklich im »Hier und Jetzt« befinden kann. Das ist für gewöhnlich sehr schwer für uns, da unsere Gedanken ständig mit der Vergangenheit oder der Zukunft befasst sind und wir den Augenblick kaum wahrnehmen. Das Leben findet jedoch im Augenblick statt. Erreicht man einen Dauerzustand der inneren Stille, in dem der Geist immer präsent ist, wird das Herz ruhig wie fließendes Wasser sein. Ein solcher Zustand wird im Chinesischen als píngjìng rúshuǐ (平靜如水) bezeichnet, und er gilt als das höchste Ziel, das in der Kampfkunst erreicht werden kann.

Auch wenn eine direkte Beschreibung dieses wortlosen Zustandes nicht möglich ist, gelang es dem daoistischen Philosophen Zhuāngzǐ (莊子, 4. Jh. u. Z.), ihn mit Hilfe von Geschichten sehr gut darzustellen, von denen zwei hier wiedergegeben werden sollen:

Der Betrunkene fällt vom Wagen

Ein stark betrunkener Mann saß hinten auf einem Pferdewagen und stürzte bei schneller Fahrt herunter. Obwohl er sehr hart fiel, starb er nicht. Er wurde nicht einmal verletzt. Dies war so, weil der Mann überhaupt nicht wusste, dass er auf einem Pferdewagen saß. Genauso wenig wusste er, dass er von einem Pferdewagen herabgefallen war. Die Angst um sein Leben war in seinem Herzen nicht vorhanden. Deshalb konnte er sich nicht zu Tode stürzen.

Betrunkene Menschen sind wie Menschen, die ihr Ich vergessen haben. Menschen, die sich selbst vergessen haben, werden, weil sie sich vergessen haben, den Schutz der Natur bekommen.

Der Frosch und der Tausendfüßer

Ein Tausendfüßer lief vergnügt, geschmeidig und flink über eine Wiese. Ein Frosch, der ebenfalls gerade auf der Wiese war und sich sonnte, erblickte ihn. Ganz erstaunt von dieser Kreatur mit so vielen Beinen, sprang der Frosch auf und hüpfte dem Tausendfüßer hinterher. Mit frechem Mundwerk und voller Neugier fragte der Frosch: »He, du hast so viele Beine und bewegst dich damit. Ich habe hingegen nur vier Beine. Sag mir doch einmal, welchen Fuß du bei so vielen Beinen zuerst bewegst?«

Als der Tausendfüßer diese Frage hörte, hielt er inne und sagte kalt zum Frosch: »Ich weiß nicht, welchen Fuß ich zuerst bewege. Ich darf und will es auch überhaupt nicht wissen. Bitte tu mir den Gefallen und stelle nie wieder einem Tausendfüßer eine solche Frage.«

Die Dinge in der Natur geschehen auf natürliche Weise. Auch unsere Handlungen verlaufen so, solange wir nicht versuchen, sie zu analysieren. Wenn wir über etwas nachdenken, um darüber zu urteilen, werden wir entgegen der Natur handeln und die natürlichen Fähigkeiten verlieren. Wir Menschen können viele Dinge von ganz allein – atmen, leben, kämpfen –, ohne dass man sie uns beibringen muss. Aber durch unsere Sozialisierung verlieren wir unsere Instinkte und unsere Natürlichkeit, weshalb es so schwierig ist, genau dann zu essen, wenn man hungrig ist und zu schlafen, wenn man müde ist. Gedanken sind immer eine Störung des Natürlichen. Meditation bedeutet, die Gedanken zu beseitigen und zur ursprünglichen Leere zurückzukehren, aus der einst alles entstanden ist, der Mensch wie letztendlich auch das gesamte Universum.

Yan Chi Gong

Подняться наверх