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Haupt oder Herr?

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Die Bibel zeichnet einen sorgfältigen Unterschied zwischen Christus als Haupt und Christus als Herrn. Wenn es im Neuen Testament um Christus als Haupt geht, dann fast immer im Zusammenhang mit seiner Beziehung zu seinem Leib (vgl. Eph 1,22-23; 4,15; 5,23; Kol 1,18; 2,19). Die Herrschaft Christi dagegen meint fast immer seine Beziehung zum einzelnen Jünger (vgl. Mt 7,21-22; 10,24-25; Lk 6,46).

Was die Herrschaft für den Einzelnen ist, ist die „Hauptschaft“ für die ganze Gemeinde. Hauptschaft und Herrschaft sind zwei Seiten derselben Münze. Hauptschaft bedeutet ausgeübte Herrschaft im gemeinschaftlichen Leben des Volkes Gottes.

Es ist wichtig, diesen Unterschied zu begreifen, denn er hilft uns, die heutige Gemeindepraxis zu verstehen. Der Christ weiß für gewöhnlich um die Herrschaft Christi, jedoch oft nichts von seiner Hauptschaft. Der Gläubige mag sein eigenes Leben immerhin der Herrschaft Christi unterwerfen. Er mag dem gehorchen, was er aus der Schrift kennt. Er mag auch innig beten und ein aufopferndes Leben führen, doch zur selben Zeit mag er vielleicht ahnungslos bleiben in Bezug auf den gemeinsamen Dienst, die gegenseitige Unterordnung, authentische Gemeinschaft oder gemeinsames Zeugnis.

Letztlich bedeutet die Unterordnung unter die Hauptschaft Jesu aber nichts anderes als dass man auf Jesu Willen im Leben und in der Praxis der Gemeinde eingeht. Es bedeutet, dass wir uns in jene Bahnen fügen, die Gott der Kirche vorgezeichnet hat, und uns ihnen ganz hingeben. Die Unterordnung unter die Hauptschaft Christi verkörpert die neutestamentliche Wirklichkeit: Jesus ist nicht nur Herr des Einzelnen, sondern auch das Haupt seiner Gemeinde.

Mein Freund und Mentor Stephen Kaung trifft wohl ins Schwarze, wenn er sagt:

Die Menschen glauben gewöhnlich, dass ihnen das Wort Gottes zeigt, wie sie als Einzelne vor Gott leben sollen. Wenn es aber um die Gestaltung des gemeinschaftlichen Lebens geht, denken sie, Gott überlasse ihnen selbst die Wahl. Gott sagt: „Es ist dir überlassen, tu, was du willst.“ Genau so steht es heute um das Christentum. Es gibt keine Leitlinien für unser gemeinschaftliches Leben: Jeder tut, was in seinen Augen recht erscheint. Liebe Brüder und Schwestern, wir sind zwar als Einzelne gerettet, aber zur Gemeinschaft berufen. Das Wort Gottes hält genauso viel Lehre und Anschauungsmaterial zur Führung des gemeinschaftlichen Lebens bereit wie für unser persönliches Leben.9

Deshalb glaube ich, die Christen von heute glauben nur verstandesgemäß an die Lehre vom Priestertum der Gläubigen. Sie versagen jedoch in ihrer Ausübung dieses Priestertums, weil sie in der subtilen Falle tief verwurzelter Traditionen gefangen sind.

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