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Wie sieht es heute aus?

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Die vergangenen zwanzig Jahre hatte ich das Privileg, Hunderte Gemeindeversammlungen mit offener Beteiligung besuchen zu können. Einige davon waren einfach überwältigend. Diese Treffen haben sich mir ins Gedächtnis gebrannt. Andere waren ganz annehmbar. Wieder andere dagegen waren furchtbar, und dann waren da einige, über die man gar nicht reden mag.

Während der institutionalisierte Gottesdienst von Haus aus perfekt abläuft, variieren organische Versammlungen abhängig von der geistlichen Verfassung und Vorbereitung jedes Einzelnen.

Hierin liegt eine der Aufgaben eines apostolischen Arbeiters. Er muss das Volk Gottes in die Lage versetzen, dass es freie und doch geordnete Treffen durchführen kann, in denen Christus in seiner Fülle zum Ausdruck kommt.

In all den Jahren, in denen ich organische Gemeinden besucht und selber gegründet habe, habe ich entdeckt: Es ist äußerst schwierig, jemandem zu beschreiben, wie eine Gemeinde unter der Leitung Christi aussieht, wenn er es nicht schon selbst miterlebt hat. Nichtsdestotrotz will ich mein Bestes geben, Ihnen eine Versammlung vor Augen zu malen, die Ihnen einen Geschmack davon gibt, wie ein solch herrliches Treffen aussehen kann.

Es ist etwa zehn Jahre her, da traf sich eines Abends in einem Haus eine kleine Gemeinde von etwa fünfundzwanzig Christen. Eineinhalb Jahre hatte ich Jesus Christus in dieser Gemeinde gedient und zweiwöchentlich sogenannte „apostolische Treffen“ arrangiert. Das Ziel war, die Gemeinde so zuzurüsten, dass sie ohne menschliche Leitung alleine weitermachte.

Dann kam jener Tag. Die Gemeinde sollte zum ersten Mal ganz auf sich selbst gestellt sein, also ohne mich. Dennoch schlich ich mich an diesem Abend in den Raum, ohne dass mich jemand bemerkte. Ich versteckte mich hinter einer Couch. Ich wusste: Würde mich jemand sehen, dann hätte das die ganze Sache verändert. Das ist ganz normal, wenn der Gründer einer Gemeinde anwesend ist, besonders in den ersten Jahren ihres gemeinschaftlichen Lebens.

Die Gläubigen begannen mit Gesang. Sie sangen ohne instrumentale Begleitung. Eine Schwester stimmte ein Lied an, und alle stimmten ein. Dann beteten sie einer nach dem anderen ganz spontan. Dann stimmte ein Bruder ein Lied an. Diesmal standen sie alle auf. Sie beteten weiterhin und sagen Lieder. Während sie sangen, warf immer wieder einmal jemand eine kurze Ermahnung oder Ermutigung in den Raum, ganz nach dem Text der Lieder, die sie sangen. Der Ausdruck „bewegend“ trifft es nicht ganz. Keiner führte den Gesang an. Alle beteiligten sich ganz ungezwungen am Lobpreis Gottes.

Nachdem sie eine Zeit lang gesungen hatten, setzten sie sich. Sofort stand eine Frau auf und begann sich mitzuteilen. Sie sprach davon, wie sie vergangene Woche Christus als lebendiges Wasser erlebt hatte. Sie las einige Verse aus dem vierten Kapitel des Johannesevangeliums. Als sie darüber sprach, wurde sie von zwei anderen Frauen unterbrochen, die über ihre eigenen Erfahrungen und Einsichten zu dieser Stelle und diesem Thema berichteten. Sie trugen ganz andere Dinge über Christus bei.

Nachdem die Frau, die unterbrochen worden war, fertig war, stand ein junger Mann auf. Er sprach vom Herrn als lebendigem Wasser und bezog sich dabei auf eine Stelle aus Offenbarung 22. Er sprach einige Minuten, dann stand eine Frau auf und fügte seinen Worten noch einiges hinzu. So ging das etwa eine Stunde lang. Einer nach dem anderen standen die Brüder und Schwestern in Christus auf und sprachen über ihre geistlichen Erfahrungen mit dem Herrn Jesus Christus. Alle sprachen sie von ihm als vom lebendigen Wasser. Einige hatten Gedichte vorbereitet, andere trugen Lieder vor, wieder andere erzählten etwas, lasen aus der Schrift oder beteten.

Während ich hinter der Couch lauschte, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Es ging mir so nahe, dass ich weinen musste. Das Treffen elektrisierte mich geradezu. Es war, als ergösse sich ein Strom in diesen Raum, der nicht zu stoppen war. Ich konnte die Gegenwart und Gnade des Herrn spüren. Der Abend war reich, voll, lebendig und schwingend. Ich wünschte mir, ich hätte Papier und Bleistift dabeigehabt, um alles aufzuschreiben, was an herrlichen Dingen gesagt wurde. Viele von ihnen bewiesen grundlegende Einsichten. Ich lauschte einfach voller Staunen.

Das Unglaubliche dabei war, dass niemand die Versammlung leitete oder moderierte (jedenfalls kein Mensch). Alles drehte sich um Christus.

Schließlich neigte sich der Abend seinem Ende zu. Jemand stand auf und stimmte ein Lied an. Da standen auch die anderen auf und stimmten ein. Ich schlich mich – nicht ganz unbemerkt – hinaus. Eine Woche später gestand ich der Gemeinde, dass ich da gewesen war. Sie hatten sich auf dieses Treffen vorbereitet. Zu zweit hatten sie sich die vergangene Woche getroffen und sich vor dem Herrn auf die kommende Versammlung vorbereitet. Das Ergebnis war fulminant: Sie bewiesen ein geistliches Leben, das den Herrn Jesus Christus durch jedes seiner Glieder zum Ausdruck brachte.

Diese Gruppe von Christen war am Anfang meiner Arbeit mit ihr keineswegs fähig gewesen, so zu agieren. Damals noch waren die meisten gewohnt, sich zurückzuhalten und zu schweigen. Einige stärkere Persönlichkeiten dominierten die Versammlung. Doch nachdem sie etwa eineinhalb Jahre lang geistlichen und praktischen Dienst erhalten hatten, waren sie in der Lage, gemeinsam den Herrn zu erkennen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, ihren Mund zu öffnen und miteinander den lebendigen Christus zu teilen – und das alles in guter Ordnung und zur Ehre Gottes.

Ich könnte noch viele andere Beispiele dieser Art hinzufügen. Die Vielfalt der Ausdrucksweise ist wahrlich groß. Ich glaube aber, Ihnen einen ausreichenden Eindruck vermittelt zu haben, wie eine Versammlung unter der Leitung Christi aussehen kann.

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