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1. Gottesdienstfeier und Kirchengebäude

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Es gibt in Deutschland einige Kirchengebäude, die jetzt als Museum oder als Konzertsaal oder noch anders genutzt werden. Aber für die überwiegende Zahl der Kirchengebäude gilt die traditionelle Ineinssetzung von Kirchengebäude und Gottesdienstfeier. Das Kirchengebäude ist der Raum, in dem eine christliche Gemeinde regelmäßig Gottesdienst feiert. Diese gängige Festlegung auf nur eine Funktion des Kirchengebäudes lässt sich aus der Geschichte heraus zwar verständlich machen; sie ist aber angesichts von Beobachtungen in der Gegenwart noch einmal zu bedenken.

Alle Bemühungen, die Anfänge des christlichen Gottesdienstes zu erhellen, sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass in den schriftlichen Quellen für die Frühzeit nirgends von eigens für die Feier der Gottesdienste errichteten Gebäuden die Rede ist. Verkündigung und Eucharistiefeier hatten ihren Ort in Privathäusern, die wohlhabenden Gemeindemitgliedern gehörten. Solche Häuser mussten über einen genügend großen Speisesaal für die eucharistische Versammlung verfügen. Wohl gegen Ende des 2. Jahrhunderts konnten verschiedene christliche Gemeinden eigene Häuser erwerben und für die liturgischen Anforderungen umbauen. „Diese Gemeindehäuser (domus ecclesiae) dienten zwar weiterhin Wohnzwecken; … Sie wurden aber – nach dem Vorbild jüdischer Haussynagogen – mit geeigneten Versammlungs- und Funktionsräumen ausgestattet. Neben einem großen Saal für die Versammlungen enthielten sie wohl eigene Räume für die Taufe und für die Unterweisung der Taufbewerber, für die Armenpflege, für die Aufbewahrung von Brot und Wein sowie anderer Nahrungsmittel.“1 Die frühchristliche Hauskirche war demnach durch die Funktionalität ihrer Räume charakterisiert.

Ist mit der Herausstellung der rein dienenden Funktion des Kirchenraums für die Gottesdienstfeier in der Frühzeit des Christentums nun das entscheidende Kriterium für Wahrnehmung und Wertschätzung von Kirchenräumen auch in der Gegenwart gegeben? – Eine Antwort auf diese Frage wird man zuerst in den Standardwerken der Liturgiewissenschaft suchen, widmet sich doch diese Teildisziplin der wissenschaftlichen Theologie der „Theorie des Gottesdienstes“.

Geheiligte Räume

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