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2. DAS GEBORENE KLEINGRUPPENWESEN

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So gern der Mensch alles aus sich selbst hervorzubringen wähnt, so sehr hangt er doch in der Entwicklung seiner Fähigkeiten von anderen ab.

Johann Gottfried Herder

Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Lebewesen. Keiner von uns will das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen sein, sondern irgendwo dazugehören, sich als Teil einer Gemeinschaft wissen. Einsamkeit, Verlassen-Sein empfinden die allermeisten Menschen als schlimm. Auch das gehört zu unserem alten Primatenerbe. Primaten sind im Allgemeinen gesellige Tiere, die zum Teil sehr komplexe, hierarchische Sozialstrukturen entwickeln. Der Mensch ist dabei keine Ausnahme. Allerdings lebte er die längste Zeit in relativ kleinen, überschaubaren Gruppen; er ist das geborene Kleingruppenwesen.

Dieser Umstand ist für das vorliegende Buch von besonderem Interesse. Auf das Leben in anonymen Massengesellschaften war der Mensch nicht vorbereitet. Nun aber sieht sich der steinzeitliche Jäger und Sammler, der mit einem kleinen Haufen ihm bekannter und vertrauter Individuen herumstreifte, täglich einer Masse von ihm unbekannten Artgenossen gegenüber, von denen er nichts weiß und meist auch nichts wissen will. Die Grundmuster unseres sozialen Verhaltens – Wir-Gefühl, Freund-Feind-Denken, Kooperation, Bevorzugung (Vetternwirtschaft) – wurden in Kleingruppen gestrickt und haben sich in Jahrmillionen bewährt. Seine kleine Gruppe war für den Einzelnen identitätsstiftend und vermittelte ihm ein Gefühl der Vertrautheit, das ihm in der Massengesellschaft abhandenkommt. Hier begegnet uns also eine Konfliktsituation, die sich in der Gegenwart immer mehr verschärft. Der amerikanische Evolutionsbiologe Richard Alexander hat treffend bemerkt, dass im jüngsten Abschnitt seiner Evolutionsgeschichte die den Menschen hauptsächlich prägende feindliche Macht die Gegenwart anderer Menschen sei (die auch immer mehr werden).

Zivilisation in der Sackgasse

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