Читать книгу Das blaue Sternenschloss - Franziska Pelikan - Страница 5

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4. Das Boot

„Papa, haben wir heute immer noch Ausgehverbot?”, wollte Talia wissen.

„Hm”, überlegte der Vater.

Alle Vier warteten gespannt auf die Antwort.

„Was habt ihr denn heute vor?”

„Wir wollten Elisabeth anrufen und fragen, ob sie mit uns einen Ausflug ins Grüne macht”, antwortete Angelina. Das war nicht einmal gelogen, sondern die pure Wahrheit.

„Na gut. Könnt ihr machen”, willigte er begütigend ein. „Mit ihr könnt ihr ja keinen Mist bauen.” Er fügte noch hinzu: „Gestern seid ihr ja auch alle ganz brav zu Hause geblieben, während Mama und ich weg waren.”

Die Mädchen sahen sich schmunzelnd an.

„Dann rufen wir sie gleich an!”, rief Daida erfreut. „Wir wollen... . Ach nichts wollen wir”, fügte sie schnell hinzu. Angelina und Talia dachten schon, sie wolle ihnen schon wieder Schwierigkeiten bereiten.

Sie stürmten ins Büro. Talia schloss die Tür hinter sich.

„Zum Glück, hast du dieses Mal deinen Mund gehalten!”, sagte Angelina zu Daida während sie die Nummer von Elisabeth wählte.

„Hallo, hier ist Angelina. Du kannst uns, wenn du willst, sofort abholen. Wir haben kein Ausgehverbot mehr.”

„Oh”, sagte Elisabeth, am anderen Ende der Leitung, erfreut. „Dann komme ich gleich. In Ordnung?”

Angelina bejahte und verabschiedete sich.

„Sie kommt sofort”, richtete sie Talia und Daida aus.

Sie berichteten es ihren Eltern.

Die Mutter machte ihnen Sandwiches zum Mitnehmen.

Wieder beim Bootshäuschen, putzten sie alle zusammen die Stube zu Ende. Es dauerte nicht mehr sehr lange. Dann begaben sie sich an die Werkstatt. Erst einmal wurde alles ausgeräumt und danach gründlich durchgeputzt. Die Werkstatt war der dreckigste Raum im ganzen Häuschen. Andauernd mussten sie frisches Wasser aufkochen.

Li Nú war heute nicht anwesend. Angelina fragte sich, wo er wohl stecken möge. Sonst war er doch immer bei ihnen, wenn sie das Häuschen betraten. Meistens saß er dann da und beobachtete jeden Schritt, den sie taten.

Als endlich die ganze Werkstatt sauber und ordentlich eingeräumt war, aßen sie die Sandwiches.

„Gleich können wir uns mal die Boote anschauen”, schlug Elisabeth vor.

„Hast du alles was wir brauchen, um sie zu reparieren, mit?”, erkundigte Angelina sich bei ihr.

„Noch nicht alles”, antwortete Elisabeth. „Ich habe erst, Schmirgelpapier mitgebracht. Wir müssen sowieso erst mal die ganze Farbe abschmirgeln” stimmte Talia ihr zu. „Wir müssen sie ja auch neu streichen.”

„Aber wie wollen wir die Wappen wieder auf die Boote bekommen?”, erwiderte Angelina.

„Ich habe Schablonen gesehen. Auf einer war ein Pferd, auf einer anderen ein Kranz mit einer Krone und dann war da noch eine. Auf der war so eine goldene Schlangenlinie. Das waren bestimmt die Bilder von dem Wappen”, meldete Daida sich zu Wort.

„Oh, das wär’ gut”, meinte Elisabeth. „Dann hat sich das Problem ja gelöst.”

„Und was ist mit der Farbe?”, stellte Angelina fest.

„Da war noch mindestens für fünf Boote etwas, in solchen Dosen”, beruhigte Talia sie.

„Ach so.”

„Es sind auch nur zwei Boote”, stellte Daida fest.

„Dann reicht das auf alle Fälle”, war auch Angelina beruhigt.

Elisabeth kramte in ihrer Tasche herum.

„Was suchst du?”, wollte Daida wissen.

„Ach, ich suche das Schmirgelpapier”, antwortete Elisabeth wegwerfend. „Hier ist es ja.”

Sie zeigte es den Dreien. „Ich habe von sehr grobem bis zu sehr feinem alles mitgenommen.”

„Das ist gut”, meinte Talia.

Die anderen nickten. Dann standen sie auf, um sich die Boote anzusehen. Eins war noch ganz in Ordnung. Es schien gerade frisch gestrichen zu sein. Angelina hoffte, es würde den anderen nicht auffallen, doch da hatte sie sich geirrt.

„Seht mal”, rief Talia. „Hier war jemand und hat dieses Boot ganz neu gestrichen.”

Daida und Elisabeth kamen gleich, um es sich ganz genau anzuschauen.

„Das gibt es nicht”, meinte Elisabeth. „Hier muss wirklich jemand sein, dem das Häuschen gehört.”

„Scheinbar macht es ihm nichts aus, wenn wir in seinem Häuschen herumrüstern”, stellte Daida fest.

„So dreckig wie es auch aussah”, stimmte Talia ihr zu.

Angelina kam jetzt auch heran. „Ich glaube nicht, dass dieses Bootshäuschen jemandem gehört.”

Talia sah sie an und dachte: „Irgend etwas weiß sie von diesem Häuschen. Sie will es uns nur nicht sagen.”

Angelina fühlte sich heute gar nicht beobachtet. Auch der Kater war immer noch nicht aufgetaucht. „Warum er wohl nicht kommt?”, fragte sie sich in Gedanken. „Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen.”

„Wieso meinst du das?”, wollte Elisabeth wissen.

Angelina zuckte mit den Schultern. Sie wusste, dass sie sich rechtfertigen musste, aber sie fand nicht die richtigen Worte.

„Weist du etwa, wem das Häuschen gehört?”, drang sie tiefer in Angelina.

Sie schüttelte den Kopf. „Woher sollte ich das wissen?”

„Na ja. Wer weiß. Vielleicht hat es dir jemand erzählt, oder du hast jemanden ins Bootshäuschen laufen sehen.”

Sie schüttelte wieder mit dem Kopf. „Ehrenwort! Ich weiß nichts. Ich schwöre es.”

„Wenn du aber etwas weißt oder wenn dir etwas komisch vorkommt, musst du es mir sagen.” Sie bekräftigte noch: „Es wäre sonst zu gefährlich. Hier im Wald können sich immer gefährliche Personen herumtreiben.”

Talia beobachtete Angelina und sah, wie sie blass wurde. Sie wusste ganz genau, dass irgendetwas geschehen sein musste.

Angelina hatte sich schnell wieder in der Gewalt und dachte bei sich: „Der, der mir das Geldstück zugeworfen hat, wird schon nichts Schlimmes vorhaben.”

„Kommt, ich will endlich anfangen”, unterbrach Daida die gedrückte Stimmung.

Elisabeth teilte an jeden sehr grobes Schmirgelpapier aus. „Es werden sich immer zwei eine Hälfte des Bootes vornehmen”, bestimmte sie.

Sie machten sich an die Arbeit. Es arbeiteten wie gestern, Talia und Angelina und Daida und Elisabeth zusammen. Als erstes zogen sie alle zusammen das Boot, welches noch nicht repariert worden war, aus dem Wasser. Es war am Rumpf schon sehr vermodert. Dann ließen sie es eine Weile in der Sonne trocknen, bis sie endlich die alte Farbe entfernen konnten. Alle schmirgelten und schabten, bis endlich spät am Nachmittag, die ganze Farbe vom Boot herunter war. Li Nú hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen. Auch nicht, als sie sich auf

den Weg zum Auto machten. Talia fiel es jetzt auch auf. „Komisch”, meinte sie. „Der schwarze Kater war heute gar nicht da.”

„Stimmt.” Auch Daida hatte es nicht bemerkt.

„Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen”, mischte sich Angelina in das Gespräch ein.

„Glaube ich nicht”, beruhigte Elisabeth sie. „Herumstreunende Katzen sind immer mal da und mal nicht.”

„Er war aber bis jetzt immer dabei gewesen. Und wenn er sich nur kurz blicken lassen hat.” Elisabeth konnte Talia nicht so schnell beruhigen.

„Wir werden sehen, ob er morgen wieder da ist”, schloss Daida die Diskussion.

Elisabeth stimmte ihr zu.

Als sie im Auto saßen, wandte sich Talia an Angelina: „Ich will dich, wenn wir zu Hause sind einmal etwas unter vier Augen fragen, wenn du Zeit hast.”

„Meinetwegen.” Angelina war einverstanden.

Sie trafen sich zu Hause sofort in Angelinas Zimmer.

„Also, dann schieß mal los”, forderte Angelina Talia auf.

„Was wird jetzt eigentlich aus dem Ring?”

„Wieso?”

„Li Nús Verschwinden könnte etwas damit zu tun haben.”

„Ach was. Das glaube ich nicht”, erwiderte Angelina.

„Fühlst du dich nicht etwas komisch? Ist dir gar nichts aufgefallen?”, wollte Talia wissen.

„Nein, nichts”, log Angelina.

„Seid gestern fühlen wir uns gar nicht mehr beobachtet. Seit dem der Ring verschwunden ist. Kommt dir das nicht eigenartig vor?”

„Ich habe keine Angst.”

„Angelina, sei doch nicht so störrisch. Weist du wirklich nicht worauf ich hinaus will?”

Angelina schüttelte den Kopf. „Ich fühle mich dort sicherer, als sonst.”

Talia war nahe daran zu verzweifeln. „Ey, Angelina, hör mal zu, du bist älter als ich, ganze zwei Jahre und ich glaube nicht, dass du mich nicht verstehst.”

„Tut mir leid.”

„Also-, guck mal, wir werden seit dem der Kater, der mir nicht geheuer ist, uns den Ring vor der Nase weggeschnappt hat, nicht mehr beobachtet. Seitdem!

„Das stimmt nicht ganz. Ich habe mich, seit dem ich Wasser geholt habe, nicht mehr beobachtet gefühlt. Du dich etwa?”

Talia schwieg. Sie schien zu überlegen. Dann sagte sie: „Du hast Recht. Ich fühlte mich auch seitdem nicht mehr beobachtet.” Sie machte eine Pause. „Dann kommt das, was ich mir gedacht habe nicht mehr hin.”

„Was hattest du dir denn gedacht?”, fragte Angelina nach.

Talia schwieg wieder nachdenklich. „Dass er nur hinter dem Ring her war. Aber das passt überhaupt nicht. Er hätte ihn sich ja auch selber holen können. Aber ich bin mir sicher, du weist was. Du verschweigst uns etwas.”

„Das könnte gut angehen.” Angelina lächelte. „Aber du musst langsam wissen, dass ich unter guten und schlechten Geheimnissen unterscheiden kann. Dafür habe ich ein Gespür.”

Talia nickte. „Du hast Recht. Du hast uns noch nie etwas Gefährliches verschwiegen.”

„Ich sagte dir ja schon, ich habe keine Angst.”

Das konnte Angelina auch zweideutig meinen. Das wusste Talia. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. „Na gut. Wir wollen bestimmt gleich essen. Kommst du mit runter?”

Angelina nickte.

Am nächsten Tag suchten Angelina, Talia und Daida einen Hammer, Nägel und ein paar

andere Dinge die sie brauchten, um das Boot zu reparieren, zusammen. Elisabeth wollte sie heute wieder abholen. Sie kam so etwa nach Mittag.

„Heute haben wir nicht so viel Zeit, wie gestern”, stellte Talia etwas betrübt fest, als sie im Auto saßen.

„Wir werden heute erst mal ein paar Latten von dem Rumpf des Bootes entfernen müssen”, meinte Elisabeth. „Die, die sehr verrottet sind. Dann werden wir sehen, ob wir noch Zeit haben werden, auch noch neue in die Lücken der alten zu setzen.”

„Wir brauchen auch noch etwas, das die Lücken schließt, damit kein Wasser ins Boot dringen kann”, sagte Angelina.

„Da wird bestimmt etwas im Bootshäuschen sein. Schließlich mussten die früher ihre Boote auch wasserfest machen”, erwiderte Elisabeth.

Als sie beim Häuschen angelangt waren, machten sie sich auch sogleich an die Arbeit. Es war sehr schwer, die morschen Latten von ihren Nägeln zu befreien und vom Boot zu entfernen. Viele zerbrachen, bevor sie ganz ab waren.

Plötzlich kam Li Nú durch die offene Tür nach draußen geflitzt. Er sprang in das heile Boot und machte es sich dort bequem. Der schwarze Kater streckte sich in der Sonne aus und schloss die Augen.

Angelina und die anderen hielten vor Schreck in ihrer Arbeit inne. Als sie sahen, dass es nur der Kater war, atmeten sie alle erleichtert auf.

Angelina sah zu Talia herüber. Ihre Augen schienen zu sagen: „Hab ich’s nicht gesagt?”

Talia nickte ihr zu, als ob sie ihren Blick verstanden hätte.

„Li Nú!”, rief Daida erstaunt. „Hast du uns erschreckt.” Sie ging auf ihn zu, um ihn zu streicheln. Er sträubte aber die Nackenhaare und fauchte leise. Daida schreckte zurück.

„Der hat wohl etwas gegen dich”, meinte Talia. Sie selbst versuchte aber nicht, ihn zu streicheln.

Sie wittmetten sich wieder ihrer Arbeit. Heute wollten sie keine Pause machen und schafften es sogar, alle morschen Latten eher zu lösen, als sie gedacht hatten.

„Jetzt müssen wir nur noch heile, unvermoderte Latten finden”, sagte Elisabeth.

„Draußen, vor dem Häuschen habe ich ein paar gesehen”, gab Angelina zurück. „Ich könnte sie holen.”

„Die stehen dort seit gestern”, erwiderte Talia. „Davor standen sie noch nicht dort.”

„Ich gehe sie holen”, sagte Angelina schnell und warf Talia einen wütenden Blick zu. Schnell verschwand sie durch die Tür. Li Nú sprang aus dem Boot und folgte ihr.

„Was ist denn in die gefahren?” Elisabeth war etwas verwundert. Sie hatte den Blick, den Angelina Talia zugeworfen hatte, gesehen.

Niemand antwortete ihr.

Li Nú ging auf den Stapel mit den Latten zu und stupste sie an, als ob er Angelina zeigen wollte, dass sie die nehmen sollte. Neben dem Stapel stand noch ein anderer, aber er wollte den rechten.

„Du meinst, den sollte ich nehmen?”, fragte sie ihn.

Er stupste den Stapel wieder an und sah auf, in ihr Gesicht.

„Na gut. Dir wird wohl dieses Häuschen auch gehören.”

Sie bückte sich und klemmte so viele Latten unter den Arm, wie sie halten konnte. Ein paar ließ sie liegen. Li Nú nahm eine zwischen seine Zähne und versuchte sie mit seiner ganzen Kraft hinter Angelina herzuziehen. Es gelang ihm aber nicht.

„Ach, Li Nú. Die hole ich gleich noch nach, wenn du so darauf bestehst.”

Er ließ sich aber nicht überreden. Als sie sah, dass er den ganzen Boden im Bootshäuschen zerschrammen würde bückte sie sich, um sie noch mit auf den Stapel zu nehmen, den sie unter dem Arm hielt. Dabei rutschte ihr die ganze Schose herunter und landete mit einem lauten

Krachen auf dem Boden. Li Nú sprang zur Seite und miaute vorwurfsvoll.

„Ach Li Nú, stell dich nicht so an!” Sie wollte alle Latten wieder aufsammeln, doch da kamen Elisabeth und Talia aus der Eingangstür geschossen.

„Was ist passiert?”, fragte Elisabeth aufgeregt.

„Nichts. Sieht man das nicht? Mir sind die Bretter aus der Hand gerutscht”, gab sie genervt zurück.

„Du hättest uns doch auch holen können. Wir hätten dir doch tragen geholfen”, gab Talia vorwurfsvoll zurück.

Sie zuckte nur mit den Achseln und suchte die Latten weiter auf. Talia half ihr dabei. Elisabeth trug den Rest.

Sie schafften es noch einige Latten zurechtzuschneiden. Auch ein paar in die entstandenen Lücken des Bootes zu setzen. Den Rest wollten sie am nächsten Tag machen.

„Hallo Elisabeth. Du hast aber neuerdings viel mit den Kindern vor. Das finde ich richtig gut”, begrüßte die Mutter sie am nächsten Tag. „Wollt ihr wieder ein Picknick machen?”

„Ja, aber heute woanders”, antwortete sie.

„Und wo?”

„Das wissen wir noch nicht.”

„Wir kommen gleich!”, rief Angelina die Treppe herunter.

„Ach, lasst euch ruhig Zeit. Ich kann warten!” rief Elisabeth zurück.

Sie war heute eher gekommen, schon sehr früh. Deswegen waren die Schwestern auch noch nicht fertig mit ihren täglichen Hausarbeiten.

Es dauerte nicht lange, da kam Talia die Treppe heruntergestürmt. „Hallo Elisabeth. Gut, dass du heute schon so früh da bist.”

Nun kam auch Angelina, gefolgt von Daida, die Treppe herunter.

„Machen wir heute wieder das B..., den Brief weiter”, verbesserte Daida sich schnell. Sie war wie immer kurz davor alles auszuplappern.

Angelina und Daida warfen ihr einen bösen Blick zu. Die Mutter sah sie verständnislos an.

„Was für einen Brief?”, fragte sie misstrauisch.

„Ach”, antwortete ihr Elisabeth wegwerfend. „Sie meint den Brief für meine Freundin. Die hat doch bald Geburtstag. Ich nehme immer etwas zu Schreiben mit. Dann können wir ihn während des Picknicks weiterschreiben.”

Dass ihre Freundin bald Geburtstag hatte stimmte, dieses mit dem Brief aber nicht.

„Genau” bekräftigte Daida lautstark. „Und hast du ihn mit?”

„Tut mir leid. Morgen bringe ich ihn wieder mit.”

Daida tat als schmolle sie.

„Last uns jetzt losfahren!”, drängte Angelina.

„Gut. Dann last uns fahren”, stimmte Elisabeth zu. „Wann soll ich dir die Kinder wieder zurückbringen, Anne-Marie?”

„Och-, das ist mir egal.”

Im Auto sagte Elisabeth wieder, was sie heute machen wollten. Erst hatten sie vor, in die Lücken der alten Latten des Bootes, neue zu nageln und dann die Rillen zwischen ihnen zu schließen, damit das Boot nicht mit Wasser vollaufen konnte und sank. Talia meinte, es wäre eine dickliche, schwarze Masse in der Werkstatt des Bootshäuschens. Sie war bestimmt dazu da, lecke Boote wieder fahrtüchtig zu machen.

Bevor sie das Bootshäuschen betraten, wollten Angelina und Talia noch ein paar Latten von den beiden Stapeln vor dem Häuschen, mit zu den Booten nehmen. Talia griff zu dem linken Stapel und nahm einige Latten von ihm herunter. Aber Angelina wollte sie davon abhalten, sie mit zu den Booten zu nehmen.

„Wieso soll ich sie nicht mit hineinnehmen?”, fragte Talia skeptisch.

„Li Nú will es nicht”, war das einzige was Angelina darauf antwortete. „Nimm von dem anderen Stapel!”

Widerwillig legte sie die Latten wieder aus der Hand und griff zum anderen Stapel. Ohne noch ein Wort darüber zu verlieren, gingen sie ins Häuschen. Elisabeth und Daida waren schon bei dem Ruderboot.

Gegen Mittag waren endlich alle Lücken mit neuen Latten ausgefüllt. Sie machten eine Mittagspause, bei der Li Nú anwesend war. Angelina versuchte ihm ein Stückchen Wurst von Ihrem Butterbrot zu geben. Er schnupperte aber nur daran und ließ es dann achtlos liegen.

„Er mag’s halt nicht”, meinte Daida.

Angelina grinste sie an.

„Talia, zeig mir mal, wo diese Masse ist, von der du geredet hast, als wir im Auto saßen.”, wandte sich Elisabeth nach dem Essen an sie.

Talia stand auf und trat, gefolgt von Elisabeth und ihren Schwestern in die Werkstatt. Sie ging auf ein Regal zu und holte einen Topf herunter. Elisabeth öffnete ihn und sah sich die komische, schwarze Masse an.

„Das ist so eine Art Kleber”, stellte sie fest. „Soviel ich weiß, gewannen den früher die Indianer aus einem bestimmten Baum. Ich weiß jetzt nicht genau, aus welchem Baum. Sie hält besser und schließt Lücken dichter zu, als unser moderne Kleber. Wir müssen ihn nur vor der Verarbeitung erhitzen”

„Also ist er für die Rillen des Bootes geeignet?”, fragte Talia noch ein Mal genau nach.

Elisabeth roch an der Masse und nickte. „Wir müssen ihn mindestens drei Tage trocknen lassen, bevor wir das Boot neu streichen.”

Li Nú wollte auch an der Masse schnuppern.

„Las ihn nicht schnuppern!”, rief Talia entsetzt.

Doch”, erwiderte Angelina bestimmt.

Etwas an ihrer Stimme ließ alle aufzucken. Elisabeth ließ ihn schnuppern. Er roch daran und ging dann zum Boot.

Talia hatte voller Angst den Kater beobachtet. Immer bereit, ihm gleich den Topf vor der Nase wegzuschnappen. Doch er schnupperte nur daran und ging dann zum Boot.

Elisabeth sah Talia erstaunt an. „Wieso soll er nicht an der Masse schnuppern?”

„Nur so.”

„Hast du etwa Angst, sie könnte schädlich sein?”

Damit Elisabeth nicht weiter fragte nickte sie.

„Ihm wird davon schon nichts passieren. Es ist ein ganz harmloser Kleber.”

Elisabeth erhitzte die Masse auf dem Herd und sah sich dann nach einem Pinsel um, den sie nach längerem Suchen auch fand.

Gemeinsam schmierten sie jede Rille zu.

„Sooo”, sagte sie gedehnt, als keine mehr zu sehen war. „In drei Tagen streichen wir das Boot. Dann ist es fertig.”

Das blaue Sternenschloss

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