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Spádom/Spådom/Spádómr

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Die Fachvokabeln „Spádom/Spådom/Spádómr“ kann man einfach mit der Begrifflichkeit der „Divination“, der Weissagung vergleichen. Hierbei geht es um die Methoden der Divination, die sich NICHT auf die Verwendung der Runen beziehen, sodass man hier ein winziges Minimum an Divergenz erhält, wenn man Spádom/Spådom/Spádómr mit dem Völventum vergleichen will. Eigentlich ist es identisch, und uneigentlich kann man es damit vergleichen, dass die Menschen, die Spádom/Spådom/Spádómr ausführen, mit allen divinatorischen Mitteln agieren, und die Menschen, die sich dem Völventum verschrieben haben, ausschließlich mit Runen arbeiten. Man könnte auch einfach „Hexe“ sagen, und dann die Vokabeln Spákona, Vǫlva, Vǫluspá oder Seiðkona beliebig verwenden.



Es geht um Magie, es geht um Divination, es geht um Prophetie, es geht um Vokabeln, die Menschen erfanden, um sich Dinge zu erklären und andere Menschen bzw. Tätigkeiten zu klassifizieren. Man sieht auch bei den Begriffen Spákona, Vǫlva, Vǫluspá sehr, sehr, SEHR deutlich, dass hier Gleichheiten und identische Wortquellen / Wortwurzeln vorhanden sind! Ob dies wirklich so eng gedeutet werden kann, gedeutet werden muss, gedeutet werden darf, sei einfach mal in den Raum gestellt. Aus meiner persönlichen Sichtweise kann ich sagen, dass es zwar verschiedene Vokabeln gibt, dass man bei diesen verschiedenen Vokabeln aber auch immer wieder reflektieren muss, dass man hier über andere Stammesgebräuche, Sprachen, Länder, Sitten und Zeitabschnitte diskutiert. Ein passendes Beispiel ist hier die Vokabel „Völuspá“, da man hier sehr deutlich erkennt, dass auf der einen Seite der Begriff „Völva“ und auf der anderen Seite der Begriff „Spá“ verwendet wurde, um eine Wortkombination zu erstellen. Die Völuspá ist hierbei jedoch eine Sammlung von Gedichten, aus dem nordischen Mittelalter, die aus insgesamt 66 Strophen besteht, und welche in diesem Kontext auch wieder als historische Quelle zu deuten ist. Von den Wörtern, bzw. von den Übersetzungen her, ist es einfach aus dem altnordischen entnommen, dass die Völva eine „Seherin“ ist und „Spá“ eine Prophezeiung ist. Weissagung!? Prophezeiung?! Ist das nicht eigentlich das Gleiche? Man könnte es eigentlich so sehen, doch da es in der magischen Literatur des Öfteren Unterschiede gibt, kann man, wenn man denn unbedingt will, hier eine winzige Grenze ziehen. Daher ist es legitim, dass man auf der einen Seite sagt, dass das „Völventum“ bzw. die „Völva“ sich primär auf die Runen bezieht, und das Spádom/Spådom/Spádómr auf alle anderen Methoden der Divination. Es ist dennoch nicht zu 100 % richtig, sodass man es unter „Zahnschmerzen“ literarisch verkraften kann, eine solche Trennung zu vollziehen. Bei dieser ganzen Thematik, wird man aber auch auf die spezifische Verwendung der Divination eingehen müssen. Man kann aber für die Vokabel „Divination“ auch „Wahrsagen“ bzw. „Weissagen“ oder „Zukunftsschau“ verwenden, wobei dies auch immer sofort ein spezielles „Erwartungsprogramm“ startet. Dies gilt im Übrigen dann auch wieder für das Völventum, da hierdurch die Assoziation kreiert wird, dass die Menschen, die sich als Völva bezeichnen, ausschließlich mit Runen agieren. Es ist ein sehr enges „Schwarz-Weiß-Denken“, was eigentlich sehr kontraproduktiv ist. Man würde Fachwörter mit Fachwörtern ersetzen, was vielleicht für den Intellekt ganz nett ist, für die Intuition aber in einem Chaos endet. Völventum! Spádom/Spådom/Spádómr! Divination! Weissagung! Alles Begriffe, die miteinander verbunden sind. Der Begriff Divination zum Beispiel, stammt ursprünglich von den lateinischen Wörtern „divinare“ und „divinus“ ab. Eine wortwörtliche Übersetzung würde „vorzusorgen“ oder „von einem (...) Gott inspiriert" bzw. „göttlich verwandt“ ergeben. Im magischen Kontext zeigt dies, dass man für sich selbst „vorsorgen“ kann, da man von Gott (dem Kosmos, der Natur etc.) inspiriert und initiiert wird.



So ist es nicht verwunderlich, dass das Themengebiet der Divination gigantisch ist und man letztlich Myriaden von Möglichkeiten hat, divinatorisch zu arbeiten. In der alten Zeit waren die Werkzeuge genauso mannigfach, wie heute. Gut, man wird nicht 5367 verschiedene Kartensets kaufen können, doch wenn es darum geht, seine eigenen Runen, sein eigenes Pendel, seine eigenen Ogham-Stäbchen oder sonst irgendetwas selbst erschaffenes zu wählen, hat man genug kreativen Input, um eine echte Divination auszuführen. Man will die Geheimnisse des eigenen Lebens ergründen, man will, sich selbst verstehen und erkennen, was alles auf einen warten wird, wenn man den einen oder den anderen Weg wählt. Mit der Hilfe okkulter, magischer und mystischer Ideen, Ritualen, Hilfsmitteln und Arbeiten, sollen standardisierte Divinationspraktiken entwickelt werden, die den Vergleich einer „Kurzwahltaste“ gut standhalten können, und die man „mal eben“ verwenden kann, wenn das Tagesbewusstsein in einer gedanklichen Sackgasse steckt. Nun, die Praxis zeigt zu 100%, dass es genauso werden kann, wenn man die verschiedenen Divinationsarten auch wirklich als Werkzeug und nicht als Strohhalm versteht. Und genau hier greifen wieder die Fachvokabeln „Völventum“ und „Spádom/Spådom/Spádómr“. Es geht also um eine Spezialisierung, wobei eine Prophetin offensichtlich andere Möglichkeiten zur Verfügung hat, als eine Wahrsagerin. Doch ob man jetzt Prophetin oder Wahrsagerin sagen will, Fakt ist, dass der Mensch, der im Mittelpunkt der eigentlichen Arbeit steht, der springende Punkt ist. Wenn man selbst via Divination wirken will – egal, ob es sich um eine Situationsanalyse, eine Zukunftsprognose oder um eine Charaktereinschätzung handelt – muss man auf Energien zugreifen (bewusst und/oder unbewusst), die das Potenzial besitzen, die oberflächlichen Informationen und Ansichten „tiefer“ dringen zu lassen. Wenn ich nur oberflächlich mit einer Divinationsmethode arbeite, wird auch nur ein oberflächliches Ergebnis herauskommen – dies kann manchmal ausreichend sein, doch wenn es dann wirklich um Prophezeiungen geht, um das Schicksal von Menschen, von Stämmen, Sippen und Gemeinschaften, dann sollte man definitiv die anderen Ebenen klar und deutlich kontaktieren können, um hier entsprechende Prognosen zu geben. Dennoch sind es alles nur Titel, die sich die Menschen selbst gaben, und jeder Titel ist wertlos, wenn hier keine echte Arbeit vorhanden ist. „Völva“ oder auch „Spákona“, also Seherin oder Prophetin – beides auch „Stabträgerinnen“ - alles nur Begriffe und Vokabeln, die darauf deuten, dass die Künste und die Gaben der Divination, der Weissagung, vollführt wurden, wobei „Völva“ hier der größere Titel war, da hier auch eine „Stabträgerin“ tituliert wurde, was bedeutete, dass sie eine große Prophetin war, die die Divination perfekt beherrschte, wohingegen die „Spákona“ eben auch des Öfteren als „kleine Seherin“ betitelt wurde, was wiederum bedeutet, dass hier offensichtlich die Alltagsfähigkeiten der Divination betitelt wurden, wohingegen die Stabträgerin, die Völva die divinatorischen Aufgaben hatte, die Sippe bzw. den Stamm zu beraten.



Dies mag aber auch wieder daran liegen, dass die Runen eine einfachere Sprache sprechen, als zum Beispiel folgende Divinationsmethoden:

Aeromantie: Hier wird die Divination aufgrund von Erscheinungen der Luft (daher der Name) vollzogen. Hierbei sind aus Himmels- und Wettererscheinungen wie, z. B. besondere Wolkenkonstellationen und/oder deren Zugrichtung, Vorhersagen zu treffen.

Augurien oder Auspicien: Hierbei handelt es sich um eine landwirtschaftliche und antike Methode der Divination, welche den Flug und/oder Gesang von Vögeln deutet.

Axiomantie: Eine Divinationsmethode, die die Vorhersage mit Hilfe einer Axt bewerkstelligen soll, also wie die Kerben sind, wie schnell das Holz gespalten wurde oder auch wie die Maserungen im Holz waren, wenn man diese durch die Axtschläge freigelegt hat.

Botanomantie: Dies ist eine Divinationsmethode, die sich auf Pflanzen bezieht. Hierbei wurde nicht nur das Gewächs selbst begutachtet, es wurde der Fundort, die Tiefe der Wurzeln, Anzahl und Üppigkeit der Blätter bzw. Blüten bzw. Früchte und die Umgebung selbst betrachtet.

Ceromantie: Die Divination mit bzw. durch Kerzen, wobei hier dann die Muster gedeutet wurden, die entweder das Wachs im Wasser hinterließ, oder wie die Wachsreste aussehen.

Chiromantie: Das Lesen der Handinnenfläche, der Linien, der Begebenheit der Finger und der gesamten Hand.

Geomantie: Wörtlich ist es die Divination aus der Erde bzw. mit Hilfe von besonderen Formationen in der Natur. Zwar werden primär Steine und Felsen genommen, doch kann man die Geomantie auf ganze Landstriche ausbreiten oder auf winzig kleine Bestandteile in der Natur.

Haruspices: Es ist die Weissagung aus den Eingeweiden eines Opfertieres. Allgemein wurden ungewöhnliche Merkmale der Organe verwendet, die als Omen gedeutet wurden und für den Verlauf bevorstehender Projekte (Bauprojekte, Feldzüge, Regierungszeiten u. Ä.) sehr wichtig waren. Diese Art der Divination wurde primär von „wohlhabenden“ und „reichen“ Führern gemacht.



Hydromantie: Die Divination aus dem Wasser. Hier ist einmal die Visionssuche in der Wasseroberfläche gemeint und einmal das Wahrsagen mit Hilfe von Küstenstreifen, Meerengen, Landzungen etc. Hierzu zählen auch die Divinationsarten Lecanomantie, Gastromantie und Kaptromantie, alles Begriffe, die die Divination aus Wasserbehältnissen beschreiben, egal ob Gläser, Brunnen, Krüge etc.

Kapnomantie: Es ist Divination aus dem Rauch, dem Rauch eines Opfers oder einer klassischen Räucherung. Hierbei wird die Form des Rauches gedeutet, d. h., ob dieser gerade und hoch aufsteigt (das Opfer wird angenommen) oder ob die Rauchsäule sehr unstet und faserig erscheint.

Pyromantie und Tephramantie: Es ist Divination mit Hilfe von Flammen und die später zurückbleibende Asche. Durch einen starren und meditativen Blick in die Flammen, besteht hier die Chance, sich sehr gut und tief zu versenken, sodass man alle Alltagsgedanken ausblenden und sich einem speziellen Fokus widmen kann.

Und genau dies kann man auch alles unter dem Begriff Völventum bzw. Spádom/Spådom/Spádómr setzen. Und da es leider keine 100-prozentigen Aufzeichnungen gibt, die hier ganz klare Definitionsspannbreiten liefern, muss jeder selbst eine Entscheidung treffen, die sich darauf bezieht, dass das Völventum sich primär auf die divinatorischen Arbeiten mit den Runen bezieht, und die Arbeiten, die man als Spádom/Spådom/Spádómr deklarieren und definieren kann, auf alle anderen Möglichkeiten der Divination. Doch ganz bewusst sind hier die Trancereisen nicht „direkt“ betitelt wurden, auch wenn diese natürlich auch eine Art der Divination sind. Da es aber eben Quellen in der nordischen Literatur gibt, die das Völventum als „komplizierter“ oder auch „schwieriger“ bzw. „höherwertiger“ ansehen und die Trance definitiv eine Methode ist, die man auch immer wieder im Seidhr/Seiðr findet, wollte ich hier eine Trennung einfließen lassen, sodass die Trance sich eher auf das Völventum und nicht auf Spádom/Spådom/Spádómr bezieht, auch wenn man sich sehr sicher sein kann, dass Menschen, die sich dem Spádom/Spådom/Spádómr verschrieben haben auch die Fähigkeit der Trancereisen bzw. der Transzendenz besaßen, hatten und nutzten!

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