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Transsexualität
ОглавлениеIm Gegensatz zu Hermaphroditen haben Transsexuelle „nur“ ein einziges physisches Geschlechtsmerkmal, aber eine entgegengesetzte psychische Identität. Wenn also ein Mensch mit männlichen Geschlechtsmerkmalen eine psychisch weibliche und umgekehrt ein solcher mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen eine psychisch männliche Identität hat, nennt man dies Transsexualismus. Aber auch hier tut sich die Wissenschaft mit der Begriffsfindung schwer. Während die einen die Bezeichnung Frau-zu-Mann- oder Mann-zu-Frau-Sexualität als richtig erachten, wenden andere den Begriff Transfrauen oder umgekehrt Transmänner an. Beide Begriffe sind nicht richtig, weil sie weder auf die physische noch auf die psychische Individualität Rücksicht nehmen und nur ein Entweder-oder-Bild zeichnen. Das Wesen von Transsexuellen ist aber so vielfältig, wie es eben Transsexuelle gibt.
Genau das bringt die einfache Erklärung in der Umgangssprache zum Ausdruck, dass es sich bei Transsexuellen um Menschen handelt, die in einem falschen Körper geboren wurden. Jeder kann sich dabei vorstellen, was eigentlich gemeint ist. Denn mit dieser Aussage erhält die Psyche eine ganz andere Bedeutung. Man erkennt sie als eine geistig-seelische Wesenheit mit einer eigenständigen Identität und stellt sie gleichzeitig in den Vordergrund. Den physischen Körper versteht man quasi als falsch gewählte Zuordnung. Somit wird auch verständlich, dass der innere, geistige Mensch ebenso verschiedene Eigenschaften, Talente, Charaktere, Tugenden und auch Untugenden aufweisen kann wie jeder andere Mensch eben auch. Somit ist auch erklärbar, weshalb die geistige Haltung und der physische Körper nicht immer übereinstimmen ‒ weder in den erwarteten Äußerlichkeiten noch in den Bewegungsabläufen. So kommt es eben vor, dass in anatomischer Hinsicht mehr oder weniger männliche und weibliche Merkmale gleichzeitig auftreten, was jedoch auf die geistige Identität keinen direkten Einfluss nimmt. Auch kann es vorkommen, dass Bewegungsabläufe und Gewohnheiten der geschlechtsgebundenen Anatomie zu widersprechen scheinen.
Folgende banale Frage kann vielleicht veranschaulichen, was damit gemeint ist: Welche Toilette soll ein Transsexueller mit psychisch weiblicher Identität und physisch männlichen Geschlechtsmerkmalen benützen?
Erkennen Sie nun die unlogischen Abläufe, das Dilemma? Sein weiblicher „Instinkt“ lässt ihn natürlich die Frauentoilette aufsuchen, aber die Anatomie stimmt damit nicht überein, es kommt zu einem unlogischen Verhalten.
Wenn nun die Wissenschaft zur These gelangt, es handle sich bei Transsexualität um eine psychische Störung oder gar Krankheit, dann deutet dies darauf hin, dass die Psyche nur als Bestandteil des organischen Hirns eingestuft wird. In meinem Buch „Glück ist kein Zufall – das Unglück auch nicht“ habe ich die Existenz und die Wesenheit des geistigen Menschen und dessen Einflussnahme auf den physischen Körper im Detail beschrieben.
Bei Transsexuellen wird diese Tatsache, wie oben beschrieben, besonders gut erkennbar. Ob bei Transsexuellen mit weiblicher Identität der organische Körper mit mehr oder minder ausgebildeten männlichen Geschlechtsorganen versehen ist oder ob auch noch andere Äußerlichkeiten eher männlich sind, ändert nichts daran, dass bei genauer Betrachtung die Weiblichkeit immer dominiert, auch in allen Bewegungen und allen Tätigkeiten. Dabei meine ich nicht nur die typisch weibliche Gangart, die ja ohnehin mehrheitlich als „blödes Getue“ bewertet wird. Nein, es sind auch die feinen Bewegungs- und Verhaltensabläufe im täglichen Leben. Dasselbe trifft natürlich im umgekehrten Sinn auch auf Transsexuelle mit psychisch männlicher Identität zu.
Ich kann mich an eine TV-Sendung erinnern, die eine Studie über das unterschiedliche Verhalten zwischen Mann und Frau veröffentlicht hatte. Dabei ging es darum aufzuzeigen, dass sich die Geschlechter eben nicht nur durch den „kleinen Unterschied“ unterscheiden, wie extreme Frauenrechtlerinnen immer wieder behaupten. So konnte man beispielsweise alltägliche Bewegungsabläufe beobachten wie das An- und Entkleiden, das Zusammenfalten von Kleidungsstücken, Bewegungen während des Schlafs, die Anordnung von Schlüsseln, das Übereinanderschlagen der Beine usw., die dann als typisch männlich oder typisch weiblich erkennbar waren. Genau mit diesen Bewegungen identifizieren sich auch Transsexuelle. Das Spezielle ist nur, dass die Abläufe eben nicht immer zur Anatomie passen.
In den 1950er-Jahren wurden in den USA Transsexuelle von Harry Benjamin, einem Pionier auf diesem Gebiet, betreut. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen sah er Transsexuelle nicht als Kranke an. 1952 wurde dann in den USA die erste Geschlechtsoperation durchgeführt. Danach mussten Operationswillige allerdings ins Ausland reisen, da religiöse Gruppen erfolgreich Druck auf die Krankenhäuser ausübten. In den USA wurden Transsexuelle weiterhin als Psychotiker eingestuft und zwangshospitalisiert!
Ein weiteres Indiz für die Existenz des geistigen Menschen erkennt man, wenn man bedenkt, was Transsexuelle seelisch durchmachen, dass sie sich zu einer sehr schmerzhaften, risikoreichen Geschlechtsoperation entschließen ‒ und das, ohne Gewissheit in Bezug auf das Resultat zu haben, und nur, um den Körper der wirklichen im Geiste empfundenen Geschlechtsidentität anzupassen. In den meisten Fällen bleibt langfristig der erhoffte Erfolg jedoch aus. Abgesehen von den nachträglichen Hormonbehandlungen sind oft starke Schmerzen die bleibenden Begleiter, und das Hauptproblem bleibt bestehen: Auch nach einer Operation sind Transsexuelle weder ganz Mann noch ganz Frau, denn durch eine Operation wird ja nicht die Persönlichkeit verändert, sondern lediglich eine „kosmetische“ Anpassung am physischen Körper vorgenommen. Dies wird auch von den Betroffenen selbst so wahrgenommen, genauso, wie es sich bei jeder anderen plastischen Operation verhält. Würde die Gesellschaft die Betroffenen so akzeptieren, wie sie geschaffen sind, würde ihnen viel Leid erspart. Denn meist sind es gerade der Druck, akzeptiert werden zu wollen, und die Diskriminierung durch die Gesetzgebung, die nur die Mann-oder-Frau-Registrierung kennt, die erst die Probleme wie Unzufriedenheit bis hin zu Hass, Ekel und Abscheu gegen den eigenen Körper auslösen und damit den Entschluss für eine Geschlechtsoperation noch begünstigen. Ob die Betroffenen über mögliche psychische Störungen bis hin zu Depressionen als Folge einer Operation ausreichend informiert sind, interessiert anscheinend niemanden wirklich. Die traurige Bilanz, dass die Selbstmordrate bei Transsexuellen erheblich höher liegt als bei den übrigen suizidgefährdeten Personen, ist ein klares Indiz dafür. Eine Mitschuld trägt nebst den religiösen Fanatikern auch die Humanmedizin mit ihren teilweise unsinnigen Theorien, die bereits erwähnt wurden. Die Akzeptanz von Transsexuellen entspräche nicht nur sozialer Gerechtigkeit, sondern stellte zudem eine Bereicherung dar. Es ergäben sich sozusagen bunte Farbtupfer im Schwarz-Weiß-Gemälde unserer Gesellschaft. Dass diese Toleranz möglich ist, beweist die Praxis in liberal denkenden Zivilisationen wie beispielsweise in Thailand.
Seit geraumer Zeit werden immer wieder Bemühungen unternommen, die berühmte Mona Lisa von Leonardo da Vinci als Mann zu „entlarven“. Neulich sah ich in einem TV-Beitrag eine Animation, die mithilfe von Röntgenstrahlen und modernsten Instrumenten beweisen wollte, dass es sich tatsächlich um einen Mann handelt. Die Direktion des Louvre in Paris, wo das Gemälde aufbewahrt wird, tat dies vehement als völligen Unsinn ab. Was aber, muss man sich fragen, spricht denn dagegen, eine solche Erkenntnis anzuerkennen? Würde das Werk etwa plötzlich an Wert verlieren? Könnte es nicht sein, dass der künstlerische Wert sogar gesteigert würde? Beobachtet man noch den unverhohlen respektlosen Journalismus in manchen Modemagazinen, den beleidigenden Umgang von Juroren einer bekannten deutschen Castingshow mit den Kandidaten und zu guter Letzt noch die primitiven Kommentare im Internet, muss man sich nicht wundern, wenn Vorurteile gegen Minderheiten noch geschürt werden. Hier spiegelt sich das Denken der Mehrheit unserer Gesellschaft. Ist das im Sinne der Presse- und Meinungsfreiheit? Wo bleiben da der Gerechtigkeitssinn, das Gesetz gegen Diskriminierung und der Schutz der Betroffenen? Sind Menschenrechte eine Einbahnstraße und nur für jene geschaffen, die den bestmöglichen wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen? Es scheint so, wenn man die derzeitige Weltpolitik betrachtet.
Das Phänomen
Transsexualität ist nicht eine unbedeutende Seltenheit. Eine holländische Studie, eine der zuverlässigsten, besagt, dass auf 10 000 Personen ein Transsexueller mit psychisch weiblicher Identität und auf 30 000 ein solcher mit psychisch männlicher Identität kommt. Die Studien gehen allerdings von den konkreten Zahlen der Operierten und Operationswilligen aus. Nimmt man an, dass sich nur etwa ein Drittel bis höchstens die Hälfte der Betroffenen zu einer Operation entschließt, ist einfach zu erkennen, dass die Anzahl der Transsexuellen weit höher liegen muss. Des Weiteren ist festzustellen, dass die Anzahl Transsexueller mit weiblicher Identität und männlichen Geschlechtsmerkmalen die Zahl derer mit männlicher Identität und weiblichen Geschlechtsmerkmalen übertrifft im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel.
Ursachen
Dass die Ursachen für Transsexualität bis heute weitgehend unbekannt sind, ist meines Erachtens auf zwei Gründe zurückzuführen: Zum einen ist es die Forschung in der Humanmedizin, die nur die physische Substanz als den wahren Menschen betrachtet und die Psyche sozusagen als integrierten Bestandteil des organischen Gehirns sieht. Würde man sich einmal die Mühe geben, die Verhaltensweisen und Bewegungsabläufe, wie oben beschrieben, näher in Betracht zu ziehen, müsste man auch in diesen Wissenschaftskreisen zur Kenntnis gelangen, dass die Annahme, die Psyche sei integrierter Bestandteil des organischen Gehirns, nicht stimmen kann. Denn Psychotiker, als die Transsexuelle noch heute oft abgestempelt werden, könnten unmöglich all diese, der geschlechtsgebundenen Anatomie widersprechende Verhaltensweisen willentlich nachahmen.
Der zweite Grund liegt in der psychiatrischen Beurteilung, die zwar die Psyche als etwas Eigenständiges sieht und deshalb davon ausgeht, dass eben die Anatomie angepasst werden müsse. Sie anerkennt den Wunsch der „Patienten“ als substanzielles Bedürfnis an, gleichzeitig aber bedenkt sie nicht, dass dies keine befriedigende. Lösung sein kann. Auch sie sieht Transsexualität als eine Art Krankheit oder Störung im Verlaufe der Entwicklung des physischen Körpers, die es zu korrigieren gilt. Oft ist es auch nur die Hilflosigkeit gegenüber dem Phänomen, weshalb die Psychiatrie dem Wunsch nach einer sogenannten Geschlechtsanpassung zustimmt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf diesem Weg keine wirkliche Antwort gefunden werden kann, weder seitens der Humanmedizin noch der Psychiatrie. Eigenartigerweise werden Hermaphroditen nicht als psychisch krank, sondern als Opfer eingestuft, denen die Natur offenbar aus einer unerklärlichen Laune heraus einen Streich gespielt hat und den es schleunigst operativ zu korrigieren gilt. Das Resultat dessen kennen wir. Das Erstaunliche ist nur, wie ich immer wieder betonen muss, dass weder grundlegende Einsicht noch Erkenntnisse über den Menschen als Gesamtheit erworben wurden.
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Eine Erklärung zu diesem Phänomen könnte in der Theorie der Wiedergeburt zu finden sein. Der Buddhismus beispielsweise lehrt die Wiederverkörperung der Seele nach dem Tod, um sich vom angesammelten schlechten Karma zu befreien. Das schlechte Karma entsteht durch schlechte Taten und den unlauteren irdischen Lebenswandel, hervorgerufen durch negative Emotionen wie Hass, Zorn, Eifersucht, Neid, Habgier etc. Nun kann der Mensch durch gute Taten und einen lauteren Lebenswandel gutes Karma ansammeln und damit das schlechte abbauen. Emotionen sind in der Seele angesiedelt. Somit werden sowohl das schlechte als auch das gute Karma sowie alles sinnlich Empfundene als Erinnerung im geistigen Menschen, der Seele, gespeichert. Überwiegt jedoch das schlechte Karma, was nach dem ersten Lebensdurchlauf meist der Fall ist, kann der Mensch in neuen Verkörperungen dieses tilgen.
Um jedoch kein falsches Bild entstehen zu lassen, muss berücksichtigt werden, dass der Begriff „schlechtes“ Karma nicht notwendigerweise etwas Böses meint. Schlechtes Karma steht ebenso für die Taten, die nicht gut sind, also nicht dem Fortschritt des geistigen Menschen dienen. So gesehen wäre der Begriff „negatives“ Karma meines Erachtens zutreffender, wobei zu berücksichtigen ist, dass das schlechte oder negative Karma unterschiedlich schwer wiegt. Die Ausführung eines schweren Verbrechens beispielsweise wird nicht ebenso negativ bewertet wie das Nichtverhindern desselben. Auch spielt eine Rolle, ob die Tat vorsätzlich durch Triebe motiviert war oder im Affekt verübt wurde.
Ein Hinweis für die Existenz des seelischen Erinnerungsvermögens liefern auch die Phantomschmerzen (siehe ausführliche Beschreibung in meinem Buch „Glück ist kein Zufall, das Unglück auch nicht, 3. Kapitel: „Die geistige Haltung und die Gesundheit“). Darin habe ich den schweren Unfall eines meiner Freunde beschrieben, dem nach einem schweren Unfall ein Arm amputiert werden musste und der jetzt, Jahre danach, an diesem Arm oft starke Schmerzen des Unfalls verspürt; an dem Arm also, der gar nicht mehr da ist. Ein weiteres Phänomen ist, dass er manchmal ebenso die Schmerzen an demselben Arm verspürt, die bei einem früheren Unfall zugefügt wurden, wobei ihm dieser Arm mehrfach gebrochen worden war. Wie ist also so etwas möglich, wenn nicht durch die gespeicherten Erinnerungen im geistigen Menschen, in der Seele? Und weshalb, sei die Frage erlaubt, bringen die medizinischen Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg, die auf der Theorie von Irritationen der abgetrennten Nerven und deren Falschinformationen an das organische Hirn fußen? Würde diese Theorie stimmen, wären schlechtestenfalls die Schmerzen des amputierten Arms fühlbar, niemals jedoch diejenigen des ersten Unfalls, da ja seit der Amputation keine organischen Verbindungen mehr zum früheren Ereignis bestehen.
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Der nachfolgende Text ist ein vereinfachter, auf ein Minimum beschränkter Umriss, um das Thema Wiedergeburt aus anthroposophischer Erkenntnis verständlicher zu machen. Die anschließenden Fragen sind hypothetisch gestellt und sollen die Leserin und den Leser zum Nachdenken animieren.
Auch die Anthroposophie lehrt die Wiedergeburt, die Wiederverkörperung als Weg zur Tilgung des Karmas, um höhere Stufen des Geistes zu erlangen. Im Gegensatz zur einfachen buddhistischen Lehre präzisiert die anthroposophische Lehre aus der Sicht geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse. Demnach werden nicht nur die oben beschriebenen Taten als Karma, sondern ebenso auch Triebe, unerfüllte Träume und Wünsche in der Seele gespeichert. Bedeutend ist die Erkenntnis, dass sich der Mensch abwechslungsweise als Mann/Frau inkarniert (Inkarnation = Wiederverkörperung). Hinweise zur Wiedergeburt im Allgemeinen und auf die Wechselseitigkeit Mann/Frau im Speziellen gibt es bereits im Alten wie auch im Neuen Testament der Bibel. Die katholische Kirche schließt jedoch die wahrheitsgetreue Interpretation geflissentlich aus. Für seine Inkarnation sucht sich der Mensch ein Ehepaar aus, das ihm die bestgeeigneten physischen Organe zu seinen geistigen Anlagen darbieten kann. Um eine höhere Stufe zu erlangen, muss sich der Mensch nicht nur vom Karma befreien, das er sich durch seine Taten in einem vorangegangenen Leben erworben hat, sondern auch von seinen ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen. Dazu benötigt er jedoch diejenigen physischen Organe, die ihm die Tilgung ermöglichen.
Wenn also ein Mensch mit weiblicher Psyche sich in einem männlichen Körper manifestiert, könnte es dann nicht daran liegen, dass er diesen oder mindestens Teile davon braucht, um sich von unerfüllten Wünschen, geschürt durch sexuelle Triebe, zu befreien, weil im vorangegangenen Leben die männliche Psyche in einem physisch männlichen Körper war, der ja für das Karma die Verantwortung zu übernehmen hat? Aber warum, kann man weiter die Frage stellen, richtet sich dann das Interesse Transsexueller mit physisch männlichem Körper auf die Liebe mit Männern aus? Müsste sich dann das Interesse nicht auf Frauen ausrichten, da ja die unerfüllten Wünsche aus dem Triebleben des männlichen Körpers entstanden sind? Aus der einfachen Logik heraus wäre diese Annahme nicht abwegig, es ist jedoch zu bedenken, dass der derzeitige physische Körper, mit Ausnahme der männlichen Geschlechtsorgane, der weiblichen Psyche untergeordnet und von ihr beeinflusst ist, was aus der Verhaltensweise und den übrigen physischen Merkmalen erkennbar wird. Das Gleiche gilt natürlich in umgekehrter Weise für Transsexuelle mit männlicher Psyche und weiblichen Geschlechtsorganen.
Triebe und unerfüllte Wünsche sind nicht notgedrungen auf ein ungezügeltes vorangegangenes Leben zurückzuführen. Es können Menschen sein, die durch besondere Umstände, wie beispielsweise frühzeitigen Tod im Jugendalter, vom physischen Leib getrennt wurden, ohne eine Chance gehabt zu haben, die Triebe und Wünsche zu ordnen oder auszuleben. Könnte es sich also sozusagen um eine Zwischenstufe handeln, wobei durch den frühzeitigen Tod weder negatives noch positives Karma gebildet wurde, die Triebe und Wünsche jedoch in der Seele als Erinnerungen gespeichert sind und deshalb getilgt werden müssen?
Selbstverständlich kann man das alles als unglaubliche Fantasterei abtun. Dann sollte man aber gleichzeitig berücksichtigen, dass die Forschung, die sich nur auf den physischen Menschen richtet, bis heute keine wirkliche Erklärung gefunden hat. Dasselbe gilt auch für die Phantomschmerzen. Der Mensch ist eben ein unvergängliches geistiges Wesen mit einem vergänglichen physischen Teil. Folglich kann auch nur auf der Ebene der Geisteswissenschaft eine Erklärung gefunden werden.
Die humanmedizinische Forschung kann zwar eine mögliche Störung des Hormonhaushalts feststellen. Worauf aber eine solche Störung zurückzuführen ist, kann dabei nicht befriedigend beantwortet werden. Solange die seelisch-geistige Existenz des Menschen aberkannt wird bzw. unberücksichtigt bleibt, ist es so, als ob man ein Kunstwerk, eine gut gelungene Arbeit allein dem Werkzeug zuschreiben würde. Natürlich formen der Meißel und der Hammer den Stein, aber es ist die richtige Handhabe, die das Werkzeug zum Erfolg führt, und hinter der Handhabe steht die Idee, die Vorstellung.
Das Gleiche gilt natürlich auch für diejenige Art Psychiatrie, die den Geist auf den Intellekt des organischen Hirns reduziert, ohne zu berücksichtigen, dass die geistigen Impulse es sind, die das bewusste, das intellektuelle Denken auslösen (siehe auch mein Buch „Glück ist kein Zufall, das Unglück auch nicht“).
Weder Mann noch Frau
Wie bereits darauf hingewiesen, sind Transsexuelle weder ganz Mann noch ganz Frau und können es auch niemals werden, auch nicht nach einer operativen Geschlechtsangleichung. Eine Operation ist lediglich ein kosmetischer Eingriff, wobei die organischen Geschlechtsmerkmale der psychischen Identität entsprechend angeglichen werden. Bei einer transsexuellen Person mit weiblicher Identität werden also die männlichen Geschlechtsorgane kosmetisch zu einer Vagina verändert. Die Sinnesempfindungen bleiben jedoch unverändert in der Seele als Erinnerungengespeichert, wie auch die oben beschriebenen Phantomschmerzen. Das erklärt auch die große Enttäuschung, die viele Betroffene nach einer noch so gelungenen Operation erfahren. Ein diesbezüglich aufklärendes Gespräch vor einer Operation könnte dazu beitragen, den vorgefassten Entschluss zu einer Operation nochmals ernsthaft zu überdenken, insbesondere wenn der Entschluss auf äußeren Druck gefällt wurde und nicht auf ein unbändiges inneres Bedürfnis gegründet war. Eine Operation kann weder Seele noch Geist verändern, sondern eher Frustration und Enttäuschung auslösen.
Deshalb hege ich doch ernsthafte Zweifel an der Aussage einer transsexuellen Person während einer Talksendung im Fernsehen, die sich operativ von Frau zu Mann hatte angleichen lassen, er sei jetzt ein ganzer Mann und wisse, wie Frauen und Männer denken, da er ja vor der Operation eine Frau gewesen sei.
Wenn Transsexuelle mit weiblicher Identität sich als Frauen fühlen, dann heißt das jedoch nicht, dass sie auch wie Frauen denken, weil der Intellekt dem physischen Hirn zuzuschreiben ist. In vielen freundschaftlichen Gesprächen mit Betroffenen sowohl in Europa als auch in asiatischen Ländern konnte ich immer wieder beobachten, dass ihre Denkweise weder typisch weiblich noch typisch männlich ist. Sie sind sozusagen ein ausgleichendes Mittelstück, ein Mix zwischen Frau und Mann. Sie lassen sich weniger von Emotionen beherrschen als Frauen, sind weniger rechthaberisch, dafür pragmatischer, denken logischer und rationaler; deshalb sind die typisch weiblichen Emotionsausbrüche eher selten. Auch die für Frauen typische Einstellung, mehr Rechte im täglichen Leben einfordern zu können, zuvorkommender behandelt werden zu wollen („Ladies first“) etc. zählen nicht zu ihren Charaktereigenschaften. Stattdessen beeinflusst ihre ausgeprägte Sensibilität die Denk- und Verhaltensweise, was wiederum manchen Männern abgeht. Daher sind sie in mancher Hinsicht ruhiger, überlegter, ausgeglichener. Sie sind sozusagen die Verbindung, der Ausgleich zwischen weiblich-emotionalen und männlich-rationalen Extremen.
Was also spricht denn gegen ihre Akzeptanz in der Gesellschaft?
Vielleicht ist die Ablehnung seitens der Frauen darin zu suchen, die Transsexuellen seien eben keine wirklichen Frauen, sondern Männer, die sich gerne als Frauen aufspielen. Möglicherweise liegt der wahre Grund in der Eifersucht, weil manches an deren physischem Körperbau so ausgebildet ist, dass viele der „echten“ Frauen darauf neidisch sein könnten: beispielsweise auf die wohlgeformten langen Beine oder die zarte, straffe Haut, die keine Cellulitis zu befürchten hat.
Die Ablehnung seitens der Männer ist eher darauf begründet, dass ihrer Ansicht nach die Transsexuellen zwar als Männer geboren worden seien, jedoch aus einem psychischen Wahn heraus „auf Frau machten“. So etwas könne man eben nicht ernst nehmen, geschweige denn in der Gesellschaft oder gar im Berufs- oder Geschäftsleben tolerieren.
Man könnte sich aber ein Beispiel nehmen an Ländern wie Thailand, wo Transsexuelle mit allen gesellschaftlichen und beruflichen Ansprüchen als eigenständige Persönlichkeiten, als drittes Geschlecht sozusagen, akzeptiert sind. Man würde feststellen, dass diese Praxis seit Langem bestens funktioniert, mehr noch: Die Transsexuellen sind gesellschaftlich nicht mehr wegzudenken.