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Kapitel 1

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Schon nach wenigen Minuten nahm mich der einst verschmähte Krimi wider Erwarten gefangen. Nicht so sehr die Story an sich, vielmehr der Ort des Geschehens: SIZILIEN!

Im Mittelpunkt ein kleines Bergdorf namens Erice. Einsam in 900 Meter Höhe gelegen, bei schlechtem Wetter von der Umwelt abgeschnitten, teils bewohnt, teils verlassen. Dazu eine kleine versteckte Badebucht, die sich nach einem halbstündigen Fußmarsch durch die gleißende Sonne Siziliens dem überraschten Auge des Wanderers darbietet. Das Ganze gekrönt mit einer kürzlich entdeckten Höhle, die sagenhafte Abenteuer versprach.

Kurzum, dem Autor war es gelungen, mit vereinzelten Schilderungen der örtlichen Gegebenheiten und einheimischen Bevölkerung nachhaltige Eindrücke von der Insel zu wecken.

Obwohl ich zuvor niemals einen Gedanken an diesen Teil Italiens verschwendet hatte, überfiel mich während des Lesens eine seltsame Aufgeregtheit, die ich kaum nachvollziehen konnte. Zumal dieser Effekt kaum auf die sparsam eingesetzten Spannungsmomente des Krimis zurückzuführen waren. Wie auch immer, mit fortschreitender Seitenzahl wuchs auch mein Interesse an Sizilien.

Als ich das Buch zuklappte, hatte es zweierlei bewirkt. Was meinen Ausflug in diese Literatursparte betraf, stand für mich fest: einmal und nie wieder. Darüber hinaus setzte das Ende des Romans zugleich den Schlusspunkt unter meine freiwillige Isolationshaft. Ich konnte es nicht erklären, kam aber nicht umhin einzugestehen, dass die Lektüre eine Art unsichtbares Band gewebt hatte. Ein mit den Sinnen nicht wahrnehmbares Phänomen, das mich unwiderruflich mit dieser Insel verband und eine ungeheure Faszination auf mich ausübte.

Während der nächsten Tage wurden meine Gedanken nur von einem Thema beherrscht: Sizilien. Ich besorgte mir Unmengen Informationsmaterial. Je mehr ich über die Insel las, desto größer wurde mein Interesse. Mein Wissensdurst schien unstillbar. Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass eine unbekannte Kraft am anderen Ende jenes unsichtbaren Bandes zog. Mir wurde schnell klar, dass es nur eine Lösung gab: Ich musste Sizilien in natura sehen. Und das so schnell wie möglich.

Urlaub auf Sizilien! Das hieß, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Erstens würde ich meinem Novemberfrust entkommen und die Kälte gegen annehmbare Temperaturen eintauschen können. Zweitens, so hoffte ich, bekäme ich Gelegenheit herauszubekommen, was es mit diesem geheimnisvollen „Band“ auf sich hatte.

Ohne es auch nur im Geringsten zu ahnen, hatte ich soeben den Grundstein für die heiß begehrte Rolle in „Geschichten, die das Leben schreibt“ gelegt. Noch weniger war ich mir bewusst, dass das Drehbuch für diese Geschichte schon vor sehr langer Zeit geschrieben worden war.

Dann ging alles Schlag auf Schlag. Mein Job als selbstständige Fotografin, für den ich nach einer so kurzen wie enttäuschenden Erfahrung als Angestellte ein kleines Zimmer in meiner Wohnung als Fotoatelier zweckentfremdete, brachte den Vorteil mit sich, mich bei Bedarf kurzfristig aus dem Alltag zu verabschieden. Da ich zurzeit ohnehin nicht gerade unter Überarbeitung litt, beschloss ich kurzerhand, für zehn Tage das Weite zu suchen. Dummerweise bin ich in jedoch in meinem Freundeskreis die einzige, die mit 19 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hatte. Zu hoffen, derart überstürzt eine Reisebegleitung aufzutreiben, war utopisch. Folglich blieb die Qual der Wahl: entweder solo oder gar nicht. Die Entscheidung, mich alleine auf die Socken zu machen, zog zwar ein leicht mulmiges Gefühl nach sich. Wenn es um komplexere Aktivitäten geht, bin ich nämlich dank meines mitunter recht unbeholfenen Wesens äußerst ungern auf mich gestellt. Doch in diesem Fall erstickte ich sämtliche Befürchtungen im Keim. Dem Zwang, nach Sizilien zu kommen, konnte ich mich einfach nicht entziehen.

Mein nächster Gang führte ins Reisebüro. Binnen einer halben Stunde war alles erledigt. Meine Reisepläne nahmen greifbare Formen an: Eine Woche „Sizilien für Entdecker“. Konkret gesagt: Sieben Tage mit einem Mietwagen kreuz und quer über die Insel, alle Übernachtungen gebucht, unverbindliche Routenvorschläge und im übrigen: die totale Freiheit.

Für mein Vorhaben die perfekte Reisegestaltung. Zum einen würde ich die Gelegenheit haben, umfassende Eindrücke zu sammeln, ohne mir von anderen aufzwängen zu lassen, wann, wo und wie. Zum anderen bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen, wo ich des Abends mein Haupt zur Ruhe betten würde. Bei allem Freiheitsdrang kann ein gewisses Sicherheitsgefühl schließlich nicht schaden.

Beschwingt vor lauter Vorfreude verließ ich den Laden. In drei Tagen würde ich mich in die Lüfte schwingen. Wer hätte das gedacht! Noch vor einer Woche Opfer von Depressionen der Sonderklasse und heute bereits Anwärter auf den Entdeckerstatus! Da sollte jemand behaupten, mein Leben hieße Monotonie.

Das GEHEIMNIS der TRINAKRIA

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