Читать книгу Seekadett Jack Freimut - Фредерик Марриет - Страница 8

Sechstes Kapitel. Ein Kreuzzug und seine Folgen.

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Welcher Art auch die Gedanken Jacks gewesen sein mögen, so raubten sie ihm doch jedenfalls seine Ruhe nicht. Jolliffes Beweisgründe, so vernünftig sie auch waren, machten nur sehr wenig Eindruck auf ihn. „Nun ja“, dachte Jack, „wenn ich auf die Mastspitze gehen muss, so muss ich eben, das ist alles; aber es beweist noch nicht, dass meine Beweisgründe nicht richtig sind, sondern nur, dass man sie nicht hören will.“ Und damit schloss er seine Augen und fiel in wenigen Minuten in tiefen Schlaf.

Der Steuermann meldete dem ersten Leutnant und der erste Leutnant dem Kapitän, als dieser am anderen Morgen an Bord kam, das Benehmen des Herrn Freimut, der hierauf in die Kajütte gerufen wurde, um zu hören, ob er irgend etwas zur Entschuldigung seines Vergehens vorzubringen habe. Jack hielt eine Rede, die wenigstens eine halbe Stunde währte und in der er alle Beweisgründe vollständig ausführte. Hierauf wurde Jolliffe verhört und auch Herr Smallsole befragt: dann blieben der Kapitän und der erste Leutnant allein bei einander.

„Sawbridge“, sagte Kapitän Wilson, „wie wahr ist es doch, dass auch die kleinste Abweichung vom Rechte uns unfehlbar in Verlegenheiten bringt. Ich habe unrecht gethan, weil ich wünschte, den jungen Mann seines Vaters Händen zu entziehen, und weil ich befürchtete, er möchte sonst nicht aufs Schiff kommen; auch hielt ich ihn durchaus nicht für den schlauen Burschen, der er in der That ist, und stellte ihm deshalb den Dienst in viel günstigerem Lichte vor, als ich hätte thun sollen. Alles, was er von mir gehört zu haben vorgibt, habe ich ihm gesagt, und ich bin es also, der den jungen Mann in Irrtum versetzt hat. Herr Smallsole handelte tyrannisch und ungerecht; er strafte den Jungen, ohne dass dieser ein Verbrechen begangen hatte, so dass ich nun, was den Steuermann und mich betrifft, in peinlicher Verlegenheit bin. Wenn ich den Jungen strafe, so geschieht es mit dem Gefühle, dass ich ihn mehr für meine eigenen Fehler und für die Fehler anderer strafe, als für die seinigen. Wenn ich ihn aber nicht strafe, so lasse ich eine offenbare und unbestrittene Verletzung der Manneszucht ungerügt hingehen, was für den Dienst höchst nachteilig sein würde.“

„Er muss gestraft werden, Sir“, antwortete Sawbridge.

„Lassen Sie ihn rufen“, sagte der Kapitän.

Jack erschien mit einer sehr höflichen Verbeugung.

„Mr. Freimut, da Sie voraussetzten, die Kriegsartikel enthalten alle Regeln und Bestimmungen des Dienstes, so will ich annehmen, dass Sie aus Unwissenheit entsprungen ist, aber bedenken Sie, dass, wenn auch Ihr Fehler aus Unwissenheit entsprungen ist, eine solche Verletzung der Manneszucht, wenn sie ungestraft gelassen würde, eine höchst nachteilige Wirkung auf die Mannschaft üben müsste, der durch das Beispiel, welches die Offiziere geben, der Gehorsam eingeschärft werden muss. Ich fühle mich so lebhaft überzeugt von Ihrem Eifer, dass ich wohl glauben darf, Sie werden darin nur meine Gerechtigkeit erkennen, wenn ich den Leuten durch Ihre Bestrafung beweise, wie nötig die Manneszucht ist. Ich werde Sie deshalb anfs Hinterdeck berufen und Sie da im Beisein der ganzen Schiffsmannschaft auf die Mastspitze hinaufschicken, da Sie ja auch in deren Beisein die Weigerung sich zu Schulden kommen liessen.“

„Mit dem grössten Vergnügen, Kapitän Wilson“, erwiderte Jack.

„Und für die Zukunft, Mr. Freimut, merken Sie sich’s, dass, wenn irgend ein Offizier Sie straft und Sie ungerecht behandelt zu sein glauben, Sie Ihre Strafe zuvörderst zu erdulden haben und hernach erst Ihre Beschwerde bei mir anbringen können.“

„Gewiss will ich das, Sir, da ich nun Ihre Wünsche kenne.“

„Sie werden mich verbinden, Mr. Freimut, wenn Sie auf das Hinterdeck sich begeben und dort warten, bis ich hinaufkomme.“

„Der alte Jolliffe sagte mir, ich müsse mastkorben“, sprach Jack zu sich selbst, „und er hatte in so weit recht; aber ich will mich hängen lassen, wenn ich nicht die besten Beweisgründe hatte, und das ist’s auch nur, was mich dabei interessiert.“

Kapitän Wilson liess den Steuermann rufen, tadelte ihn wegen seiner Gewalttätigkeit, da augenblicklich kein Grund zur Bestrafung vorhanden gewesen sei, und verbot ihm, künftighin einen Kadetten zu mastkorben, indem er das Benehmen eines solchen dem ersten Leutnant oder ihm selbst, dem Kapitän, zu melden habe. Dann ging er aufs Hinterdeck, liess Mr. Freimut rufen und erteilte ihm einen recht ernstlichen Verweis. Jack hörte ganz ruhig zu, denn der Kapitän erteilte ihn ja aus purem Eifer, und er nahm ihn ja seinerseits aus purem Eifer hin. Hernach wurde unser Held auf die Mastkorbspitze beordert.

Jack lüftete seinen Hut, lief in Vollziehung des Befehles drei oder vier Schritte vorwärts — dann kehrte er um, verbeugte sich und fragte, ob er auf die Fock- oder Mittelmastspitze hinauf solle.

„Auf den Mittelmast, Mr. Freimut“, erwiderte der Kapitän, sich auf die Lippen beissend.

Jack stieg drei Treppen der Leiter hinauf, als er von neuem anhielt und seinen Hut lüftete.

„Ich bitt’ um Verzeihung, Kapitän Wilson — Sie haben mir nicht gesagt, ob Sie wünschen, dass ich auf die Stenge oder auf die Bramkreuzhölzer gehen solle?“

„Auf die Bramkreuzhölzer, Mr. Freimut“, rief ihm der Kapitän zu.

Jack, der es ganz leicht nahm, stieg hinauf; am Hauptmars hielt er, um Atem zu holen, an dem Ende der Stenge, um sich umzusehen, und endlich, als er zu der ihm angewiesenen Stelle kam, setzte er sich, nahm die Kriegsartikel aus der Tasche und las dieselben von neuem durch, um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, ob er seine Beweisgründe nicht verstärken könne. Er war übrigens noch nicht über den siebenten Artikel hinausgekommen, als alle Mannschaft aufs Verdeck beschieden wurde. „Anker los“, hiess es, und „alle Burschen herunter“, rief Herr Sawbridge. Jack benutzte den Wink, machte sein Dokument wieder zu und kam so gemächlich herunter, als er hinaufgegangen war.

Die „Harpy“ ging bald unter Segel und steuerte, so schnell sie nur konnte, nach dem Kap de Gata, wo Kapitän Wilson auf seiner Fahrt nach Toulon einige spanische Fahrzeuge abzufangen hoffte. In Toulon sollte er Befehle vom Admiral empfangen.

Eine abwechselnde Reihenfolge von leichten Brisen und Windstillen machte die Fahrt sehr langweilig. Die Boote waren beständig ausgesetzt, um längs der Küste auf die Spanier Jagd zu machen, und Jack bat gewöhnlich, dabei verwendet zu werden: er war auch in der That, obgleich er erst kurze Zeit auf der Flotte stand, durch sein Alter und seine Stärke einer der tüchtigsten Seekadetten; übrigens hatte Jack stets unter Kommando gedient und sich dabei immer ganz gut betragen.

Während die „Harpy“ sich auf der Höhe von Tarragona befand, waren gerade mehrere Erkrankungsfälle auf dem Schiffe eingetreten, und Mr. Asper sowie Mr. Jolliffe gehörten unter die Patienten. Dies verminderte natürlich die Zahl der Offiziere.

Kapitän Wilson hielt sich ziemlich entfernt vom Ufer, bis der Wind umschlug, und als er glaubte, es sei nun an der Zeit, dass die Fahrzeuge zwischen Tarragona und Rosas herunterkämen, steuerte er auch bei Nacht, um sie aufzufangen Aber es trat wieder Windstille ein, und die Boote wurden deshalb ausgesetzt mit der Weisung, längs der Küste hinzufahren, von der man die Spanier in nicht allzugrosser Entfernung vermutete. Herr Sawbridge führte den Oberbefehl über die Expedition in der Pinasse; der erste Kutter wurde dem Geschützmeister, Herrn Minus, übertragen, und da die anderen Offiziere krank waren, so verlieh Herr Sawbridge, der unseren Jack von Tag zu Tag lieber gewann, diesem auf sein besonderes Ansuchen den Befehl über den zweiten Kutter. Sobald dies Mesty hörte, erklärte er unserem Helden, dass er ihn begleiten wolle, was jedoch ohne vorherige Erlaubnis nicht anging. Jack wirkte aus, dass Mesty an Stelle eines Marinesoldaten mitgehen durfte.

Um acht Uhr des Abends gingen die Boote vom Schiffe weg, und da es wohl möglich war, dass sie am anderen Tage erst spät zurückkehrten, so nahm jedes die Zwieback- und Rumrationen für einen Tag an Bord, damit die Leute nicht durch Erschöpfung Not leiden sollten. Die Boote fuhren dem Lande zu und ruderten drei Stunden an der Küste hin, ohne etwas zu sehen; die Nacht war schön, aber der Mond schien nicht. Es blieb fortwährend windstill, so dass die Leute schon anfingen, ermüdet zu werden; da sahen sie in Entfernung von ungefähr einer Meile bei einer leichten Brise Handelsschiffe mit gebrassten Segeln an der Landspitze vorbei herunterfahren.

Herr Sawbridge befahl augenblicklich den Booten, mit Rudern innezuhalten, die Annäherung der spanischen Fahrzeuge abzuwarten und sich zum Angriff zu rüsten.

Jetzt konnte man die weissen, dreieckigen Segel des Kanonenbootes, das an der Spitze war, von den übrigen, in dessen Kielwasser nachlässig durcheinander fahrenden Schiffen wohl unterscheiden. Herr Sawbridge stellte feine Fahrzeuge so, dass nur eines gesehen werden konnte, und drehte die Schnäbel der Boote nach derselben Richtung hin, um mit einigen Ruderschlägen an Bord gelangen zu können. So günstig war für ihn der Lauf des Kanonenbootes, dass dieses gerade zwischen das Hauptboot auf dem einen und zwischen die zwei Kutter auf dem anderen Bug zu stehen kam, man sah auch unsere Engländer nicht eher, bis sie förmlich längs des Bootes lagen; der Widerstand war unbedeutend, aber einige Gewehr- und Pistolenschüsse wurden gewechselt und Alarmzeichen gegeben. Herr Sawbridge nahm mit der Mannschaft der Pinasse Besitz von dem Boot und brachte es vor den Wind. Da er aber sah, dass das Alarmzeichen von sämtlichen Schiffen erwidert wurde, sandte er die Kutter ab, um die grössten Fahrzeuge zu entern und soviel als möglich davon in Sicherheit zu bringen, während er mit dem Hauptboot das Gleiche thun wollte; aber das andere Kanonenboot, das noch nicht gesehen und ganz vergessen worden war, erschien nun auch und zog daher, um den Kameraden zu helfen.

Herr Sawbridge warf die Hälfte seiner Mannschaft in das Hauptboot, weil dieses schwereres Geschütz führte, und schickte sie den Kuttern zu Hilfe, welche sich gerade zum Angriffe des Kanonenbootes aufstellten. Nun wurde ein lebhaftes Gross- und Kleingewehrfeuer von den Booten, welche fortwährend auf das Kanonenboot losfuhren, eröffnet: aber der befehlende Offizier des letzteren fuhr, als er sah, dass er keinen Beistand von dem anderen Kanonenboot erhielt und darum auf dessen Wegnahme schloss, wieder in die hohe See hinaus. Unser Held eilte ihm, obgleich er die anderen Boote nicht sehen konnte, nach; die Brise hatte jedoch aufgefrischt, und alle Verfolgung war nutzlos. Er richtete deshalb seinen Lauf auf die Handelsschiffe, und es gelang ihm nach einem harten Kampfe, an Bord einer einmastigen Schebecke von etwa fünfzig Tonnen zu kommen. Mesty, der wahre Falkenaugen hatte, sah, wie mehrere Schiffe, als das Alarmzeichen gegeben wurde, nicht um die Landspitze herumfuhren, und schlug deshalb Jack vor, da das Fahrzeug sehr leicht war, auf kurze Gänge anzulegen und die Landspitze zu umluffen, als ob er auf der Flucht wäre, indem es ihm so möglich werden würde, einige derselben wegzunehmen. Jack fand diesen Rat gut. Es war nutzlos, den Feind zu verfolgen, und der von Mesty vorgeschlagene Ausweg der einzig mögliche. Jack fuhr deshalb in die Brise hinaus, wendete nach einer halben Stunde feinen Lauf nach der Küste und schlug die Richtung windwärts nach der Landspitze hinein; da er aber keine Fahrzeuge fand, so fuhr er wieder hinaus. Dies hatte er drei- oder viermal gethan und vielleicht sechs oder sieben Meilen zurückgelegt, als er das Signal zur Rückkehr vernahm, das mit Kanonenschüssen verstärkt wurde.

„Herr Sawbridge heisst uns zurückkommen, Mesty.“

„Herr Sawbridge nur denken an seine eigenen Geschäfte“, erwiderte Mesty, „wir nicht geben uns so viel Mühe, windwärts zu steuern für nichts.“

„Aber, Mesty, den Befehlen müssen wir gehorchen.“

„Ja, Sir, wenn sie haben ihren Daumen auf unserem Aug’; aber jetzt müssen wir thun, was wir halten für best. Bei der Allmacht, er mich fangen erst, ehe ich zurückkehre.“

„Aber wir verlieren so das Schiff aus dem Gesicht.“

„Es wieder finden gelegentlich, Massa Freimut.“

„Aber sie werden glauben, wir seien verloren gegangen.“

„Um so besser, sie nimmer sehen nach uns, Massa Freimut, ich vermut’, wir haben auf irgend eine Art ein schönes Kreuzen. Morgen wir nehmen grosse Fahrzeuge — setzen Segel bei, nehmen mehr, dann wir gehen nach Toulon.“

„Aber ich kenne den Weg nach Toulon nicht; ich weiss wohl, dass er in dieser Richtung liegt, das ist aber auch alles.“

„Das genug, was Sie brauchen mehr? Massa Freimut, setzen Fall, Sie nicht finden die Flotte — Flotte bald finden Sie.

Jack war sehr für Mestys Ansicht; „denn“, schloss er, „wenn ich jetzt zurückkehre, so bringe ich nur ein kleines Fahrzeug halb voll mit Bohnen und muss mich schämen, mich sehen zu lassen. Wir müssen etwas Besseres kapern. Was ist’s denn auch? Sie werden jetzt glauben, wir seien verloren; aber wenn sie dann entdecken, dass wir nicht verloren gegangen sind, werden sie sich um so mehr freuen, uns wieder zu finden, hauptsächlich, wenn wir einige Prisen bringen. Es kommt nicht oft vor, dass ein Seekadett, der erst zwei Monate zur See ist, ein Kommando erhält, und baumeln will ich, wenn ich dasselbe, da ich’s nun einmal habe, nicht behalte. Herr Smallsole mag jetzt mastkorben, wen er will. Um den guten Gosset thut es mir nur leid; Vigors wird, wenn er mich tot glaubt, den armen kleinen Kerl zu Tode prügeln — übrigens es kommt alles dem Dienste zu statten, und ich will’s ihm heimgeben, wenn ich zurückkehre. Ja, ich will mich hängen lassen, wenn ich nicht ’n Kreuzen unternehme.“

Kurze Zeit, nachdem unser Held jene Entscheidung getroffen hatte, brach der Tag an; Jack schaute zuerst leewärts und sah, wie das Kanonenboot und die Handelsschiffe in der Entfernung von etwa zehn Meilen dem Lande zusteuerten, und wie die „Harpy“ ihnen mit allen Segeln folgte. Auch bemerkte er, dass das genommene Kanonenboot, um sein Entweichen zu verhindern, am Ufer angebunden lag.

„‚Harpy‘ sie alle haben, bei Gott!“ schrie Mesty, „ich mir denk’, sie bald mit ihnen fertig sein.“

Unsere Freunde waren so sehr damit beschäftigt, nach der „Harpy“ und den Handelsschiffen zu sehen, dass sie für einige Zeit ganz vergassen, windwärts zu schauen.

Um zu verhüten, dass sich die feindlichen Fahrzeuge einander zu sehr näherten, und um sie zugleich im Glauben zu lassen, dass sie hierbei ihr bestes thäten, wurde ein Segel über Bord unter die Buge getaut, und nun beschränkten sich Jack und seine Leute darauf, die Bewegungen der „Harpy“ zu bewachen.

Die Entfernung war zu gross, um sehr genau unterscheiden zu können, aber Mesty kletterte auf den Mast des Fahrzeuges und meldete den Verlauf mit folgenden Worten:

„Bei Jesus, wagt eine Kanone gegen zwei — geht drauf los, ‚Harpy‘. Werden sie nicht haben, ganz gewiss. Jetzt Kanonenboot feuern — das unser Kanonenboot, nein, doch nicht unser. Jetzt unser Kanonenboot feuern — dass schön — feuern weg. Ah, jetzt die ‚Harpy‘ kommen herauf. Alle sie untereinander. Puff, paff, puff — Kartätschenfeuer bei Gott. Ich schon merken, die Spanier sind jetzt gerade so oder so in ganz arg’ Verlegenheit. ‚Harpy‘ sie nehmen all’. — Da, auch Kanonenboot sich ergeben, seine Flagge streichen. Jetzt, ihr Burschen, ist alles vorbei, und“ suhr Mesty am Mast heruntergleitend fort, „ich glauben ist besser, Euch nicht zu viel sehen lassen; nur zwei Mann auf dem Deck bleiben und die Jacken ausziehen.“

Die Mannschaft auf dem Kutter wusste sehr wohl, dass Jack den Befehlen des Kapitäns entgegen handelte, aber es bot sich somit eine Abwechselung in dem langweiligen Einerlei eines Kriegsschiffes dar, und sie waren deshalb alle ebenso wie Mesty damit zufrieden.

Sie mussten übrigens nun bald an die Arbeit gehen, denn sie besassen nur für einen Tag Brot- und Grogrationen und fanden in dem weggenommenen Fahrzeuge nichts als ein wenig Knoblauch und Bohnen, denn die Spanier hatten ihre Lebensmittel beim Herunterfahren an der Küste verkauft. Es befanden sich nur drei Gefangene an Bord, und diese wurden im Raum unten bei den Bohnensäcken eingeschlossen; einen der letzteren hatte man auf das Verdeck heraufgebracht.

Sobald es dunkel war, liess Jack seine Leute herauf kommen und hielt eine lange Rede an sie. Er setzte ihnen auseinander, dass ihn lediglich sein Eifer bestimmt habe, nicht zu der „Harpy“ zurückzukehren, ehe er irgend eine wertvolle Prise gemacht hätte; dass sie während des ganzen Tages nur Bohnen zu essen gehabt hätten, und dass es deshalb für sie unumgänglich notwendig sei, ihre Lage zu verbessern; dass sich keine vier Meilen von ihnen entfernt ein grosses Schiff befinde, welches er zu nehmen gedenke; dass er, sobald dies geschehen, noch einige weitere zu kapern beabsichtige. Er betonte, dass er darauf rechne, bei diesem Unternehmen durch ihren Eifer unterstützt zu werden, und dass er hoffe, während seines Kreuzens grosse Thaten zu verrichten. Er bedeutete ihnen ferner, dass sie sich als an Bord eines Kriegsschiffes befindlich betrachten und von den Kriegsartikeln sich leiten lassen müssten, welche für sie alle geschrieben seien, und dass er, im Falle sie dieselben nicht mehr wüssten, eine Abschrift davon in der Tasche habe, die er ihnen morgen früh, sobald sie sich behaglich an Bord des Schiffes aufgepflanzt hätten, vorlesen wolle. Hierauf ernannte er Mesty zum ersten Leutnant, den Marinesoldaten zum Sergeanten, den Beischiffsführer zum Hochbootsmann, zwei Matrosen zu Hochbootsmanngehilfen und zwei weitere zu Steuermännern. Zwei mussten sich in die Backbord- und Steuerbordwache teilen. Die Leute waren sehr zufrieden mit Jacks Rede, sowie mit dem Beförderungserlasse, und gingen nun zu einem wichtigeren Gegenstande über, zur Frage nämlich, wie die Wegnahme des Schiffes bewerkstelligt werden sollte. Nach kurzer Beratung wurde Mestys Vorschlag angenommen. Dieser lautete dahin, nicht weit von dem Schiffe entfernt zu ankern und da bis zwei Uhr morgens zu warten, wo sie dann in aller Stille im Kutter auf dasselbe zurudern und sich seiner bemächtigen wollten.

Gegen neun Uhr abends warfen sie besprochenermassen die Anker aus. Jack verwunderte sich nicht wenig, zu finden, dass das Schiff viel grösser war, als er sich gedacht hatte; es besass beinahe denselben Tonnengehalt wie die „Harpy“. Die spanischen Gefangenen wurden nun zuerst an Händen und Füssen gebunden und auf die Bohnensäcke gelegt, um ihr Lärmmachen zu verhüten; dann wurden die Segel aufgerollt, und alles verhielt sich ruhig.

An Bord des feindlichen Schiffes herrschte Lust und Munterkeit; um halb Elf etwa sah man ein Boot von demselben dem Lande zurudern, dann verstummte das Geschrei allmählich, ein Licht nach dem anderen erlosch, und dann ward alles still.

„Was meinst du, Mesty“, sagte Jack, „glaubst du, wir sollen das Schiff nehmen?“

„Es nehmen; ganz gewiss, wir es nehmen, halten ein wenig — warten, bis sie alle tief schlaf.“

Gegen Mitternacht trat ein heftiger Spritzregen ein, der für unseres Helden Absichten äusserst gelegen kam. Da es jedoch den Anschein hatte, als ob sich’s bald wieder aufklären wolle, so verschob er auf Mestys Rat das Unternehmen nicht länger. Er schlich sich mit seinen Leuten leise in das Boot, sie nahmen zwei Ruder zum Steuern, fuhren unter den Bug des Fahrzeuges, kletterten an den Vorderketten hinauf und fanden das Verdeck leer. „Obacht geben, nicht Pistole abseuern“, sagte Mesty zu seinen Leuten, als sie heraufkamen, indem er ihnen den Finger auf die Lippen legte, um ihnen die Notwendigkeit des Stillschweigens einzuprägen. Sobald alle Mannschaft auf dem Verdeck und der Kutter angebunden war, gingen Jack und Mesty voraus. Die Hauptluke wurde besetzt, die Gitter an den hinteren Lukengängen angelegt und dann ging’s wieder nach hinten zum Kompasshäuschen, wo noch ein Licht brannte. Mesty beorderte zwei Mann, vorwärts zu gehen, die Luken zu besetzen und da als Wache stehen zu bleiben.

„Bei der Allmacht, wir hab’ das Schiff“, sagte Mesty, „aber wir noch genug müssen thun. Ich glaube, da liegen so ein verdammter kleiner Spitzbub im Schlaf zwischen den Kanonen. Ein kleine Weile es nicht regnen, und dann wir sehen besser. Jetzt bleiben alle ruhig.“

„Dieses Schiff muss eine zahlreiche Mannschaft haben“, erwiderte unser Held, „es ist sehr gross und führt zwölf oder vierzehn Kanonen — wie sollen wir es anfangen, uns ihrer zu versichern?“

„Ganz recht“, antwortete Mesty, „machen alles das nach und nach. Nicht bekümmern, wie bald Tag anbricht.“

„Es hat schon aufgehört zu regnen“, bemerkte hier Jack, „im Kompasshäuschen steht ein Licht; ich denke, wir wollen dasselbe anzünden und uns auf dem Verdeck umsehen.“

„Ja“, antwortete Mesty, „ein Mann Schildwache über der Kajüttenluke und ein anderer über die hintere Luke. Sodann wir Licht anzünden. Merken sich, sie lassen alle ihre Pistole an der Gangspille.“

„Was sollen wir nun thun, Mesty?“ fragte Jack.

„Jetzt, Sir“, sagte Mesty, „öffnen die Hinterluke und wachen — wenn kommen Mann herauf, wir sie nehmen fest — gesetzt, kommen nicht mehr, wir warten, bis Tag anbricht — und sehen, was weiter zu thun ist.“

Hierauf ging Mesty nach vorn, um zu sehen, ob die Leute auf dem Vorderkastell wachten; nachdem er alles in Ordnung gefunden hatte, blies er das Licht aus und stellte sich mit den anderen an der Hinterluke auf.

Es war gerade um die Zeit des Tagesanbruches, als die Spanier, welche die Morgenwache zu beziehen hatten, erwachten, sich ankleideten und aufs Verdeck kamen; sie blickten sich um und suchten in der Dunkelheit auszuspähen, wo ihre Kameraden seien. Jack liess das Gitter wieder hinunterklappen, und ehe die guten Spanier nur das Auge recht aufmachen konnten, waren sie festgenommen und in Sicherheit gebracht.

Während dies geschah und bis man die geknebelten Leute zwischen die Kanonen hinlegte, war der Tag angebrochen, und nun sah Jack mit den Seinigen, welch ein schönes Fahrzeug sie glücklich in ihre Gewalt bekommen hatten — aber noch vieles musste geschehen. Es war eine starke Besatzung auf demselben, und überdies befanden sie sich nur eine Meile von einer Zehnkanonenbatterie entfernt. Mesty, der in allem der vorderste war, liess vier Mann hinten und ging mit Jack und den übrigen Leuten an die Kajüttenluke.

„Nun, Massa Freimut, das grosse Ding wird sein, Kapitän in Gewalt kriegen; wir müssen bringen ihn auf Verdeck. Öffnen Kajüttenluke nun und halten die Hinterluke fest. Bleiben zwei Mann hier, die anderen kommen alle nach hinten.“

„Allerdings“, erwiderte Jack, „wird es ein wichtiger Punkt sein, sich des Kapitäns zu bemächtigen — aber wie kriegen wir ihn herauf?“

„Sie nicht wissen, wie Kapitän kriegen herauf? Bei den Heiligen, ich sehr wohl wissen.“

Und damit nahm Mesty die aufgerollten Taue vom Mittelmaste weg, schleppte sie aufs Verdeck, eines nach dem anderen, und machte damit den grösstmöglichen Lärm. In kurzer Zeit liess sich ein heftiges Klingeln an der Glocke in der Kapitänskajütte hören, und eine Minute später kam ein Mann im blossen Hemde zur Kajüttenluke herauf, den man sogleich festnahm.

„Dies des Kapitäns Diener“, sagte Mesty, „er kommen und sagt, nicht machen solch verfluchten Lärmen. Warten ein wenig — Kapitän wütend werden und kommen selbst herauf.“

Mit diesen Worten fing Mesty von neuem an, gerade über der Kapitänskajütte mit den Tauen herumzupoltern. Mesty hatte recht: nach wenigen Minuten kam der Kapitän selbst, schäumend vor Wut. Sobald sie die Kajüttenthür aufgehen hörten, verbargen sich die Matrosen hinter der Mannschaftsluke, die sehr hoch war, und liessen so den Kapitän ruhig aufs Verdeck kommen. Dieser war ein äusserst kräftiger Mann und konnte somit nur mit Mühe überwältigt werden.

„Nun alles recht“, sagte Mesty, „und wir bald hab’ das Schiff; aber ich müssen ihn einschüchtern.“

Der Kapitän wurde aufs Verdeck gegen eine der Kanonen gesetzt, und Mesty, der dämonisch aussah, streckte seinen langen nervigen Arm mit dem geschwungenen scharfen Messer über ihn hin, als ob er jeden Augenblick bereit wäre, es ihm ins Herz zu stossen. Der spanische Kapitän fühlte sich in seiner Lage ganz und gar nicht behaglich. Er wurde nun über die Zahl seiner Schiffsmannschaft, seiner Offiziere und so weiter befragt, worauf er ganz offen antwortete, denn sein Auge war auf die entschiedene Haltung und den unbarmherzigen Blick Mestys gerichtet.

„Jetzt denk’, alles in Ordnung nun“, sagte Mesty. „Mr. Freimut, wir jetzt hinabgehen und alle Mannschaft im Raum schlagen.“

Unser Held billigte diesen Rat. Sie nahmen ihre Pistolen von der Gangspill und stürzten mit diesen, sowie mit Handdegen versehen hinunter, indem sie zwei Mann als Wache vor der Kajüttenthür zurückliessen; sie wurden bald handgemein mit den Spaniern, die alle noch nackt in ihren Hängematten lagen und deren Widerstand also, obgleich sie an Zahl doppelt so stark als die Engländer waren, nicht bedeutend sein konnte. In wenigen Minuten wurden sie sämtlich nach dem Unterraum des Fahrzeuges gebracht und die Luken über ihnen verschlossen. Nun waren die Engländer Herren des ganzen Schiffes mit Ausnahme der Kajütte, auf die sie jetzt losgingen. Unser Held versuchte, die Thür zu öffnen, fand sie aber geschlossen; Jacks Leute schlugen also dieselbe ein und wurden von einer Seite der Kajütte mit lautem Wehklagen, von der anderen mit zwei Pistolenschüssen, die glücklicherweise keinen Schaden anrichteten, begrüsst. Die zwei Personen, welche die Pistolen abgefeuert hatten, waren ein ältlicher Herr und ein junger Bursche, etwa im Alter unseres Helden. Sie wurden niedergeworfen und festgenommen. Man durchstöberte nun die Kajütte, fand aber niemand darin, als drei Damen, eine alte und zwei junge. Jack lüftete seinen Hut und machte ihnen mit seiner gewöhnlichen Höflichkeit eine sehr tiefe Verbeugung, während sie sich, da sie nur halb angekleidet waren, in eine Ecke flüchteten. Er sagte ihnen auf englisch, dass sie nichts zu fürchten hätten, und bat sie, ihre Toilette zu vollenden. Die Damen gaben keine Antwort, weil sie nicht verstanden, was Jack sagte, denn sie konnten nicht englisch sprechen.

Mesty unterbrach unseren Jack in seinen Betrachtungen, indem er ihm auseinandersetzte, dass sie nun alle aufs Verdeck gehen müssten. Jack lüftete daher wieder seinen Hut, verbeugte sich und folgte seinen Leuten, welche die zwei in der Kajütte aufgegriffenen Gefangenen vorführten. Es war jetzt fünf Uhr morgens, und nun wurde es lebhaft an Bord der anderen Fahrzeuge, die nicht fern von dem Schiffe lagen.

„Nun ja“, fragte Jack, „was wollen wir mit den Gefangenen machen? Könnten wir nicht das Boot abschicken, unser eigenes Fahrzeug an die Seite herbringen und sie alle, gebunden, wie sie sind, hineinwerfen? So würden wir sie doch los.“

„Massa Freimut, Sie ein sehr tüchtiger Offizier werden eines Tages. Das verdammt guter Gedanke; — aber, angenommen, wir schicken unser eigen Boot, was denken die an Bord der anderen Fahrzeuge? Lieber hinunterlassen klein’ Boot am Stern — vier Mann hinein, und Fahrzeug seitlängs herbringen — so ist’s.“

Dies geschah; der Kutter befand sich auf der Seewärtsseite des Schiffes, und da dieses am weitesten von den übrigen herauslag, so konnte er sowohl von der Mannschaft der anderen spanischen Fahrzeuge, als von der Batterie am Lande aus nicht gesehen werden. Sobald die Schebecke an der Seite war, wurden die bereits auf dem Verdeck geknebelten Spanier, sieben an der Zahl, hinübergebracht und auf die Bohnensäcke im Raum niedergelegt; somit alle, mit Ausnahme des Kapitäns der Kajüttengefangenen und des Kapitäns Bedienten. Dann gingen Jack und seine Leute wieder hinunter, öffneten eine der Luken und hiessen die Spanier aus dem Kielraum heraufkommen. Sobald diese das Verdeck betraten, wurden sie festgenommen und auf dieselbe Weise behandelt. Mesty begab sich mit der Mannschaft hinab, um zu untersuchen, ob nicht vielleicht noch irgend jemand verborgen sei; da sie aber fanden, dass niemand mehr da war, kehrten sie auf das Verdeck zurück. Jack befand sich nun im Besitz eines stattlichen Schiffes mit vierzehn Kanonen und dreissig männlichen und drei weiblichen Gefangenen.

Nachdem man die gefangenen Spanier mit Beobachtung der gehörigen Vorsicht auf der Schebecke untergebracht hatte und Jacks Leute wieder auf das Schiff zurückkehrten, legten sie nach dem Rate Mestys die Jacken und Mützen der spanischen Seeleute an, von denen sich eine hinreichende Menge vorfand.

„Was soll jetzt geschehen, Mesty?“ fragte Jack.

„Jetzt, Sir, wir schicken ein paar Mann hinauf, Segel ganz bereit zu machen, und während sie dies thun, ich schneiden des Kapitäns Bedienten los und zwingen ihn ein Frühstück zu machen, denn er wissen, wo Sach zu finden.“

„’n Kapitalgedanke von dir, Mesty, denn die Bohnensuppe ist mir schon längst zuwider; ich will hinuntergehen und den Damen meine Aufwartung machen.“

„Ja, aber schnell, Massa — verdammt, die Weiber, sie wehen mit ihren Schnupftüchern in der Luft gegen die Mannschaft in der Batterie — schnell Massa Freimut.“

Mesty hatte recht; die spanischen Mädchen schwenkten ihre Schnupftücher, um Hilfe herbeizuwinken; dies war freilich alles, was die armen Geschöpfe thun konnten. Jack eilte in die Kajütte hinab, fasste die beiden Dämchen am Arm, führte sie ganz artig auf die Hintergalerie heraus und bat sie, sich nicht so viel Mühe zu geben. Die jungen Damen sahen ganz verwirrt aus, und da sie ihre Schnupftücher nicht mehr länger schwenken konnten, hielten sie dieselben vor ihre Augen und fingen an zu weinen, während die ältliche Dame auf ihre Kniee sank und mit aufgehobenen Händen um Gnade flehte. Jack richtete sie auf und führte sie höflich zu einem der Koffer in der Kajütte.

Unterdessen hatte Mesty mit seinem funkelnden Messer und bedeutungsvollem Blicke bei des Kapitäns Diener Wunder ausgerichtet; ein Frühstück aus Schokolade, Salzfleisch, Schinken, Würsten, Weissbrot und rotem Wein bestehend, wurde auf dem Hinterdeck aufgetragen. Die Leute waren schon von oben herabgekommen, und Jack wurde nun aufs Verdeck berufen. Er reichte den zwei jungen Damen die Hand und lud die ältliche ein, ihm zu folgen. Diese mochte es nicht für ratsam halten, sein höfliches Benehmen zurückzuweisen, und ging deshalb mit ihm hinauf.

Als die Damen das Verdeck betraten und daselbst die zwei Kajüttengefangenen antrafen, eilten sie auf dieselben zu und umarmten sie mit Thränen. Jacks Herz wurde weich; da jetzt nichts mehr zu fürchten war, so liess er sich von Mesty das Messer geben, schnitt die beiden Spanier los, deutete auf das Frühstück und lud sie ein, mitzuspeisen. Die Herren verbeugten sich, und die Damen dankten Jack mit einem Lächeln. Jack und die Seeleute machten sich über das Frühstück und assen, da die Damen und Gefangenen keinen Appetit zu haben schienen, nicht nur ihren eigenen Anteil, sondern auch den der Spanier; während dessen fragte der ältliche Herr unseren Helden, ob er französisch sprechen könne.

Jack, der den Mund gerade voll hatte, erwiderte, er könne dies, und nun begann ein Gespräch, aus welchem Jack folgendes erfuhr:

Der ältliche Herr war mit dem jungen Manne, seinem Sohne und den Damen, seiner Frau und seinen zwei Töchtern, als Passagier auf dem Schiffe und wollte nach Tarragona fahren. Jack machte eine Verbeugung und dankte ihm; der ältliche Herr, der den Namen Don Cordova di Rimarosa führte, fragte, was Jack mit ihm und seiner Familie anzufangen gedenke, indem er zugleich die Hoffnung aussprach, er werde sie mit ihren Effekten wieder ans Land schicken, da sie ja nicht zu der kriegführenden Mannschaft gehörten. Jack setzte dies alles Mesty und seinen Leuten auseinander und liess sich dann seine Würstchen vollends schmecken. Die Leute, denen der genossene Wein ein wenig in den Kopf gestiegen war, schlugen vor, die Damen einen Kreuzzug mitmachen zu lassen, und unserem Jack missfiel auch zuerst ein derartiger Gedanke durchaus nicht, doch äusserte er sich nicht darüber. Mesty hingegen widersetzte sich, indem er sagte, Damen richteten nur Spektakel auf einem Schiffe an; er wurde hierin vom Beischiffsführer unterstützt. Hierauf zog Jack seine Kriegsartikel hervor und sagte seiner Mannschaft, es stehe in diesen nichts von Frauen, das Mitnehmen derselben sei also unmöglich.

Die nächste Frage war nun, ob man ihnen erlauben wolle, ihre Effekten mitzunehmen, und auch dies wurde endlich zugestanden. Jack beauftragte den Steward, seinem Herrn, dem Kapitän, Speise zu reichen, und teilte sodann dem spanischen Don das Ergebnis der Beratung mit. Er sagte ihm ferner, sobald es dunkel sei, wolle er sie alle an Bord des kleinen Fahrzeuges bringen, wo sie dann die spanische Mannschaft von den Stricken befreien und thun könnten, was sie wollten. Der Don und die Damen dankten vielmals und gingen in die Passagierkajütte hinab, um ihr Gepäck zu ordnen; Mesty beauftragte zwei Mann, ihnen dabei an die Hand zu gehen.

Die Mannschaft war den Tag hindurch beschäftigt, Zurüstungen zur Abfahrt zu treffen. Der Beischiffsführer hatte die Vorräte auf dem Schiffe untersucht und gefunden, dass Wasser, Wein und Lebensmittel wenigstens auf drei Monate da seien, die Leckereien in der Offizierskajütte gar nicht mit eingerechnet. Jeder Gedanke an Wegnahme weiterer Fahrzeuge wurde nun aufgegeben, denn die Zahl von Jacks Leuten war fast zu klein, das eine, das sie in Besitz genommen hatten, zu bedienen. Eine schöne Brise sprang auf, und sie liessen nun ihre Vordermarssegel herab, gerade in dem Augenblicke, als ein Boot vom Ufer abstiess; als dies jedoch sah, dass die Vordermarssegel gelöst wurden, fuhr es wieder dem Lande zu. Dies war ein Glück, denn sonst wären sie entdeckt worden. Auch die anderen Fahrzeuge banden die Segel los, und die Schiffsmannschaft war überall beschäftigt, die Anker zu lichten.

Aber die „Nostra Senora del Carmen“, wie Jacks Prise hiess, rührte sich nicht. Endlich sank die Sonne hinab, das Gepäck wurde in den Kutter gebracht und die Damen, sowie die männlichen Passagiere bestiegen das Boot, indem sie nochmals Jack, der die Hand aufs Herz legte und sich tief verbeugte, für seine Güte dankten; dann wurde auch der Kapitän zu ihnen hinuntergelassen. Vier wohlbewaffnete Mann brachten sie nach der Schebecke hin, legten Passagiere und Koffer auf das Verdeck und kehrten sodann zum Schiffe zurück. Nun wurde der Kutter aufgehisst, und da der Anker zu schwer war, um ihn zu lichten, das Ankertau gekappt und abgesegelt. Die anderen Fahrzeuge folgten ihrem Beispiele.

Seekadett Jack Freimut

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