Читать книгу O du fröhliche, o du grausige - Friederike Schmöe - Страница 14
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Оглавление»Liebling, ich muss noch dringend was arbeiten. Die Zeit wird knapp.« Sie scrollte auf der Suche nach Wolters’ Nummer durch ihre Anrufliste.
»Ich hatte gehofft, du hättest ein Abendessen fertig. Mir knurrt der Magen.«
»Geht mir genauso. Mach einfach eine Brotzeit zurecht. Josef leistet dir bestimmt Gesellschaft.«
Diethard starrte Bella genervt an. »Also, ich weiß nicht …«
Am anderen Ende der Leitung meldete sich ihr Redakteur. »Was ist?«
»Wolters, die Tote ist identifiziert.«
»Habe ich mitbekommen, kam vorhin rein. Mit Bilddatei.«
Du hast es natürlich nicht für nötig befunden, mich anzurufen, dachte Bella wütend. Im Stillen dankte sie dem Oberkommissar für den Tipp.
»Ich habe eine Extrainfo. Die müssen wir morgen noch bringen. Reservier mir mehr Platz.«
»Du hast Nerven. Ich …«
»Noch ist genug Zeit bis zum Andruck!« Bella holte tief Atem. Bloß jetzt nicht in die Luft gehen. »Mariella Fonti war das Aupair einer Silldorfer Familie. Sie hatte Drogen satt im Blut.«
Wolters blieb eine Weile still. Bella meinte, sein Gehirn ticken zu hören. Also war die Information neu für ihn.
»Ich will den Artikel bis halb acht.«
»Krieg ich hin.« Sie legte auf.
»Bella? Was haben wir denn im Kühlschrank?«, ließ sich Diethard hinter ihr vernehmen.
Hektisch griff Bella nach Handy, Notizblock und Stift.
»Tür aufmachen und reinschauen.«
»Haben wir Tomaten da?«
»Du machst Witze. Mitten im Winter?«
»Wo gehst du denn hin?«
»Ich habe gestern eine sterbende Frau auf der ›Narbe‹ gefunden. Allem Anschein nach lebte sie bei uns im Dorf.«
»Du hast was?« Diethard guckte sie mit offenem Mund an. »Warum hast du nichts erzählt?«
»Weil du längst geschlafen hast, als ich heimkam, und heute Morgen habe ich es nicht hingekriegt.« Was sollte sie schon sagen. Er kannte ihre morgendliche Existenzkrise, seit sie beide zusammenlebten. Fast 30 Jahre.
»Du lieber Himmel. Ich …« Er hörte sich ehrlich erschrocken an.
»Wolters hat mir die Story gegeben. Ich stehe bald wieder der Familie zur Verfügung, aber jetzt muss ich mich sputen. Schau bitte ab und zu nach Josef.«
Diethard hatte selten Verständnis für so eine simple Sache wie einen Redaktionsschluss gehabt. Sie schob sich an ihm vorbei in die Diele. Lugte durch die Wohnzimmertür. Ihr Vater war eingeschlafen. Schlaff hing sein Kinn knapp über der Brust. Leises Schnarchen drang aus dem Zimmer.
Sie schlüpfte in ihre Stiefel.
»Ist noch mehr Brot da?«, hörte sie Diethard rufen. »Die paar Scheiben im Brotkasten reichen wohl kaum.«
Den Anorak vom Haken nehmend, flüchtete sie aus dem Haus.