Читать книгу Die Verschwörung des Fiesco zu Genua - Friedrich von Schiller, Friedrich Schiller - Страница 16

Zehnter Auftritt.

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Zimmer bei Verrina.

Bertha rücklings in einem Sofa, den Kopf in die Hand geworfen.

Verrina düster hereintretend.

Bertha (erschrickt, springt auf) . Himmel! da ist er!

Verrina (steht still, besteht sie befremdet) . An ihrem Vater erschrickt meine Tochter?

Bertha. Fliehen Sie! Lassen Sie mich fliehen! Sie sind schrecklich, mein Vater.

Verrina. Meinem einzigen Kinde?

Bertha (mit einem schweren Blick auf ihn) . Nein! Sie müssen noch eine Tochter haben.

Verrina. Drückt dich meine Zärtlichkeit zu schwer?

Bertha. Zu Boden, Vater.

Verrina. Wie? welcher Empfang, meine Tochter? Sonst, wenn ich nach Hause kam, Berge auf meinem Herzen, hüpfte mir meine Bertha entgegen, und meine Bertha lachte sie weg. Komm, umarme mich, Tochter. An dieser glühenden Brust soll mein Herz wieder erwarmen, das am Totenbett des Vaterlands einfriert. O mein Kind! Ich habe heute Abrechnung gehalten mit allen Freuden der Natur, und (äusserst schwer) nur du bist mir geblieben.

Bertha (misst ihn mit einem langen Blick) . Unglücklicher Vater!

Verrina (umarmt sie beklemmt) . Bertha! mein einziges Kind! Bertha! meine letzte übrige Hoffnung! — Genuas Freiheit ist dahin — Fiesco hin — (indem er sie heftiger drückt, durch die Zähne) Werde du eine Hure —

Bertha (reisst sich aus seinen Armen) . Heiliger Gott! Sie wissen? —

Verrina (steht bebend still) . Was?

Bertha. Meine jungfräuliche Ehre —

Verrina(wütend) . Was?

Bertha. Diese Nacht —

Verrina (wie ein Rasender) . Was?

Bertha. Gewalt! (sinkt am Sofa nieder.)

Verrina (nach einer langen schrecklichen Pause, mit dumpfer Stimme) . Noch einen Atemzug, Tochter — den letzten! (mit hohlem, gebrochenem Ton.) Wer?

Bertha. Weh’ mir, nicht diesen totenfarbnen Zorn! Helfe mir Gott! er stammelt und zittert.

Verrina. Ich wüsste doch nicht. — Meine Tochter! Wer?

Bertha. Ruhig! ruhig! mein bester, mein teurer Vater.

Verrina. Um Gotteswillen — wer? (Will vor ihr niederfallen.)

Bertha. Eine Maske.

Verrina (tritt zurück, nach einem stürmischen Nachdenken) , Nein, das kann nicht sein! Den Gedanken sendet mir Gott nicht. (Lacht grass auf.) Alter Geck! als wenn alles Gift nur aus einer und eben der Kröte spritzte? (Zu Bertha, gefasster.) Die Person, wie die meinige, oder kleiner?

Bertha. Grösser.

Verrina (rasch) . Die Haare schwarz? kraus?

Bertha. Kohlschwarz und kraus.

Verrina (taumelt von ihr hinweg) . Gott! mein Kopf! mein Kopf — Die Stimme?

Bertha. Rauh, eine Bassstimme.

Verrina (heftig) . Von welcher Farbe? Nein! ich will nicht mehr hören! — der Mantel — von welcher Farbe?

Bertha. Der Mantel grün, wie mich deuchte.

Verrina (hält, beide Hände vors Gesicht und wankt in den Sofa) . Sei ruhig. Es ist nur ein Schwindel, meine Tochter. (Lässt die Hände sinken; ein Totengesicht.)

Bertha (die Hände ringend) . Barmherziger Himmel! das ist mein Vater nicht mehr.

Verrina (nach einer Pause mit bitterm Gelächter). Recht so! recht so! Memme Verrina! — dass der Bube in das Heiligtun der Gesetze griff — diese Aufforderung war dir zu matt. — Der Bube musste noch ins Heiligtum deines Bluts greifen. — (Springt auf.) Geschwind! rufe den Nikolo. — Blei und Pulver — oder halt! halt! ich besinne mich eben anders — besser — hole mein Schwert herbei, bet’ ein Vaterunser. (Die Hand vor die Stirn.) Was will ich aber?

Bertha. Mir ist sehr bange, mein Vater.

Verrina. Komm, setze dich zu mir. (Bedeutend.) Bertha, erzähle mir. — Bertha, was tat jener eisgraue Römer, als man seine Tochter auch so — wie i nenn’ ich’s nun — auch so artig fand, seine Tochter? Höre, Bertha, was sagte Virginius zu seiner verstümmelten Tochter?

Bertha (mit Schaudern). Ich weiss nicht, was er sagte.

Verrina. Närrisches Ding. — Nichts sagte er. (Plötzlich auf, fasst ein Schwert.) Nach einem Schlachtmesser griff er —

Bertha (stürzt ihm erschrocken in die Arme). Grosser Gott! was wollen Sie tun?

Verrina (wirft das Schwert ins Zimmer). Nein! noch ist Gerechtigkeit in Genua!

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Die Verschwörung des Fiesco zu Genua

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