Читать книгу Allein in Partnerschaft und Ehe? - Gabriele - Страница 7
Die traute Zweisamkeit von Mann und Frau – das bleibende Glück?
ОглавлениеDas kleine Kind im Arm der Mutter – ein Sinnbild der Geborgenheit. Und dennoch: Die Mutter, die ihr Kind an ihr Herz drückt, kann ihm nur für kurze Zeit die Liebkosung und das Gefühl der Wärme, der Geborgenheit und der Heimat geben. Später, wenn es erwachsen wird, einen Beruf erlernt hat und seinen Unterhalt selbst verdient, denkt auch dieser junge Mensch daran, eine Familie zu gründen und ein „Nest“ zu schaffen. Mit dem Erwachsenwerden nimmt die zuvor vage und diffuse Sehnsucht – nach Liebe, Glück, Geborgenheit und einem Platz, wo man hingehört, wo man bleiben und sich zu Hause fühlen kann – nun greifbare Form und Gestalt an. Die traute Zweisamkeit zeichnet sich als Ziel der Wünsche ab.
Die Wunschvorstellungen senden, das suchende Auge schweift, die Hoffnung, die Erwartung ruft nach einem Echo.
Plötzlich, es scheint einer Erleuchtung gleich – du siehst sie, oder du siehst ihn, und es ist, als wärest du „angekommen“: Du hast dich verliebt. Du, die Frau, glaubst nun, dass der Mann, der dich in seinen Armen hält und dem dein Herz gehört, dir Sicherheit und Geborgenheit gibt, das, was du dir erhofftest und wünschtest. Du schenkst ihm dafür die Blüte deiner Jugend. Gemeinsam schafft ihr euch das Nest, das Heim, das für euch das Zuhause ist. Nun seid ihr zwei Menschen „in Liebe vereint“. – Wie lange?
Die Liebe, die mit großem Herzklopfen begonnen hat, dauert nur eine begrenzte Zeit. Haben sich beide Körper in der „Liebe“ erschöpft, dann stellt sich meist Unzufriedenheit ein und allmählich eine gewisse Leere. Der beseligende Rausch der „Liebe“ ist dahingeschwunden und mit ihm die Illusion und der süße Traum, gefunden zu haben. Nun, dieses Mal war es leider ein Irrtum gewesen – der falsche Partner, die falsche Partnerin. Diese „Erkenntnis“ kühlt das Gemüt, und die Woge der Ernüchterung spült den alten Standort an die Oberfläche – also erneut die Suche nach Liebe, Glück, Geborgenheit und Sicherheit, allerdings an Erfahrungen und Enttäuschungen reicher als zuvor.
Wieder beginnt die Suche. Der Weg führt zu Bekannten und Freunden, zu Arbeitskollegen und -kolleginnen. Er führt über den Alltagssteg in ein „erlebnisreiches“ Wochenende und in den Urlaub. Wo ist die große Liebe? Man hält Ausschau, denn man fühlt sich allein und trotz alledem abgestoßen von den Komplimenten der vorbeirauschenden Angebote. Und erweckt eine Begegnung kurzzeitig Hoffnung, eventuell nun doch angekommen zu sein – bei näherer Betrachtung erweist sich diese Anwandlung als Nostalgie, denn man erinnert sich: So hat es schon einmal begonnen; so ähnlich habe ich es schon einmal erlebt. Die damalige Enttäuschung, die zur Erfahrung wurde, sendet ihre Signale: „Das, was ich hier sehe und erlebe, habe ich schon hinter mir. Es ist Täuschung.“
Trotz des Zuwachses an Erfahrungen geht die Suche weiter. Irritiert und frustriert über jede bisherige Begegnung, weil sie Vergangenes wachruft – Verbindungen, die sich als Bindungen erwiesen, die nicht tragfähig waren, Bande, die irgendwann wieder zerbrachen –, bleibt einem dennoch ein Strohhalm der Hoffnung, es könnte doch der oder die kommen, der bzw. die das Leben reicher macht. Die Hoffnung, dass sich eines Tages das dauerhaft ungetrübte gemeinsame Glück mit einem Partner einstellen müsste, ist eine der hartnäckigsten Wunschvorstellungen überhaupt, die viele Enttäuschungen überdauern kann.
Schon droht die Frustration das Lebensgefühl nachhaltig zu überschatten – da läuft einem gerade wieder ein spezieller Typ über den Lebensweg, der dem eigenen Wunschbild in einigen Merkmalen entspricht. Dieses Mal ganz was Besonderes!
Endlich ein Mensch, der so ganz anders ist als die anderen! Er hat die gewissen Züge, die schmeicheln, die Weichheit und Liebe andeuten. „Diese Frau“ – so denkt der Sucher – „ist anmutig, charmant, mit liebevollen Charakterzügen, gesellig und kommt meinem Denken und Wünschen am nächsten.“ Die Sucherin meint: „Dieser Mann, ein männlicher Typ, dessen Gesichtszüge ebenmäßig sind, dessen Lächeln gewinnend und dessen Beruf vielversprechend ist, das könnte die Liebe von Dauer sein.“
Wieder einmal muss die Blüte einer Margerite herhalten, deren Blätterkranz sich bei jeder Frage dezimiert: „Liebt sie mich?“ / „Liebt er mich?“ Das letzte weiße Blättchen, das übrigbleibt, signalisiert: Sie / er liebt mich!
Nun fliegen die Herzen zusammen. „Liebe“ auf den ersten oder den zweiten Blick. Dieses Mal ist er, ist sie ganz bestimmt der bzw. die Richtige! Der Mann/ die Frau für’s Leben. Ob erster oder zweiter Blick, das spielt nun keine Rolle mehr. Man ist entschlossen: „Wir gehören zusammen!“
Schon die Motivation, wie und warum man sich kennengelernt hat, könnte aussagekräftig sein, vor allem dann, wenn man sich die eigenen Wünsche bewusst macht und jene Attribute des anderen, auf die man „fliegt“.
Was kann ausschlaggebend sein für eine solche Gefühlswallung? Liegt eine Kopfbetontheit vor? Diktiert mein Verstand die Einstufung in die Werteskala des Gewünschten? – Ist es eine „Herzensangelegenheit“, meist Verliebtheit genannt? Oder ist es unter Umständen die verdrängte Sexualität, die aufgrund von mangelnden Möglichkeiten zur Gefühlsduselei führt? – Oder Eitelkeit? Will ich mich mit dem anderen aufwerten, mich mit ihm schmücken, indem ich ihn mit „liebevollem“ Bindemittel, gleich Bändelei, an mich binde? – Oder lasse ich gar zu, dass der Partner durch mich lebt? In diesem Fall wäre zu fragen: Womit soll mir der Partner für meine Unterordnung „bezahlen“? – Oder geben Bequemlichkeitsgründe den Ausschlag? Soll der eine dem anderen nützlich und dienlich sein? – Oder ist gar schon eine Torschlusspanik im Spiel? – – Was man bei genauer Prüfung doch alles in einem Paket zu finden vermag, das man mit dem Wort „Liebe“ verschnürt hat!
Einerlei, was der Inhalt des Paketes zeigt, in vielen Fällen kommt die Erleuchtung zu spät, was die hohe Scheidungsrate in unserer Welt beweist. Zu diesem Verschleiß in der Ehe gehört die Trauer als ein fester Bestandteil, denn einer ist dabei meist der Unterlegene.
Die vielen Komponenten, die der eine in den anderen hineingeheimnisst, führen gar oft zum Traualtar, um sich dort die ewige Treue zu schwören. In der Kirche vor dem Priester und vor dem Altar legen beide den Schwur ihrer Liebe ab: „bis der Tod uns scheidet“. Nach außen demonstrieren zwei Ringe das Gelöbnis.
Wie lange hält der „heilige“ Bund der Ehe? Wochen? Monate? Oder Jahre? Der erste Streit hat unter Umständen noch die Versöhnlichkeit im Gepäck, die im Ehebett ihren Niederschlag findet, bis die Kämpfe zunehmen und heftiger werden, wobei jeder auf sein Recht pocht – auf das „Recht“, dass seine Wunschvorstellungen erfüllt werden. Dann dauert es meist nicht mehr lange, und das Recht kommt nicht mehr im Ehebett zum Erliegen; man bleibt sich feindlich gesinnt. Getrogene Hoffnung, zerbrochenes Vertrauen – ein Scherbenhaufen. Der andere hat einem das Glück eben nicht geben wollen. Das Auseinanderklaffen von Traum, Schein und Illusion auf der einen und Wirklichkeit auf der anderen Seite hat über den Schwur, den Ehebund vor dem Traualtar, gesiegt.
Die zum Vorschein gekommenen Disharmonien und Unvereinbarkeiten eskalieren zu Widerwärtigkeiten. Mit der Zeit werden die Spannungen unter den Eheleuten unerträglich. Eine Versöhnung ist schon längst nicht mehr möglich. Zu viel ist geschehen, zu viel hat jeder dem anderen an den Kopf geworfen. Die gegenseitige Achtung ist schon längst dahingeschmolzen. Jeder hat den anderen so erniedrigt, dass – davon sind beide überzeugt – kein Miteinander mehr möglich ist.
Also geht man trotz gemeinsamer Wohnung getrennte Wege. Oder man lebt getrennt. Oder man lässt sich scheiden.
Doch aus der alten Wurzel „Sehnsucht“ sprießt sehr schnell ein neuer Trieb. Wieder beginnt das alte Spiel. Wieder lässt man seine Blicke schweifen, um nach der „großen Liebe“ Ausschau zu halten. Bis die in Sicht ist, genügt eine flüchtige „Liebe“ als Trost und zur Entspannung. Entweder man entlädt sich am „Herzen“ der nächsten „Liebe“, oder man geht gleich vor den Scheidungsrichter, der vielfach als Schiedsrichter aufzutreten hat, dann, wenn es um die Aufteilung des Ehekapitals geht, was besagt: Keine Liebe um jeden Preis.
Die Suche geht weiter. Wo ist „er“? Wo ist „sie“? Wo ist der einmalige Stern, der meinen Wünschen die Erfüllung bringt?
Hand aufs Herz, liebe Leser, sind nicht alle Menschen – der eine mehr, der andere weniger – auf der Suche nach Liebe, nach Glück und nach Geborgenheit? Irgendwo, meist bei einem Menschen, will man sich aufgehoben fühlen. Man will angenommen und „angekommen“ sein; man verbindet die Liebe zueinander mit dem Gefühl von Heim und Heimat.
Hört ein Mensch von Liebe, Glück und Geborgenheit, so bezieht er diese verbindenden Aspekte ganz automatisch auf Menschen; der Mann meist auf die Frau und die Frau für gewöhnlich auf den Mann. Man glaubt, die Treue beinhalte das Nest, symbolisiert durch Gemeinsamkeit im Haus, in der Wohnung, im Zimmer. Denken wir nur an den allseits bekannten alten Spruch: Trautes Heim – Glück allein.
Viele sind der Ansicht, es gehöre zur menschlichen Natur, dass „der Mensch nicht allein“ sei. Deshalb streben viele Partnerschaften oder enge Freundschaften an, oder es besteht der Wunsch, eine Familie zu gründen.
Mancher Leser mag einwenden, es gebe doch auch „gute Ehen“. Es gibt wenige, sehr wenige. Warum? Weil auf dieser Erde „Liebe“ eben fast immer auf eine Person und das Persönliche bezogen ist. Der Austausch findet von Mensch zu Mensch statt. Es ist nicht die Begegnung in Gott.
Die Ehe, wie Gott sie will, ist die Verbindung in einer tiefen Zweisamkeit. Die Ehepartner finden sich in Gott. Beide sind sich im Herzen eins und sind jeweils in ihrem Inneren bei Gott, der Liebe und Einheit, angekommen. Diese tiefe Gottverbundenheit verkörpern sie dann auch in ihrem gemeinsamen Leben in der Ehe und Familie und sind einander Stütze bei der täglichen Erfüllung ihrer Aufgaben für den Nächsten, für das Gemeinwohl, was bedeutet: Wohl für alle in Gedanken, Worten und im gottgewollten Tun.