Читать книгу Ich. Ich. Ich. Die Spinne im Netz - Gabriele - Страница 15
Durch die Sünde schuf und schafft der Mensch seine individuelle Wahrnehmung. Er sieht und hört sich selbst
ОглавлениеWie schon dargelegt, ist jeder von uns der Erbauer seines eigenen Gesetzes und sein eigenes personifiziertes Gesetz. Jeder kann sich jedoch täglich zum Guten wandeln mit der Hilfe des Christus Gottes in uns. Wenden wir uns dem Christus-Gottes-Geist in uns zu, dann wird unser Charakter edler, unsere Sinne werden feiner, unsere Gedanken selbstloser, unsere Worte ehrlicher und unsere Taten mehr und mehr gottgewollt. Unser ganzes Sinnen und Trachten ist dann auf Aufrichtigkeit ausgerichtet. Dann werden wir gerecht, tolerant, wohlwollend, liebevoll. Unsere Sinne erfassen dann immer mehr das Positive, weil unser Sinnen und Trachten gottbewusster wird. Dann erfüllen wir auch die sinngemäßen Worte des Christus Gottes, die lauten: »Was du willst, dass die anderen dir tun, das tue du ihnen zuerst.«
Wenden wir uns von Gott, dem Gesetz der Liebe, ab, dann polen wir die Worte des Christus Gottes um, und wir sagen: »Die anderen sollen tun, was ich will. Dann will ich nachdenken, ob auch ich ihnen ein Quentchen ihres Willens erfülle.« Durch die Abkehr von Gott wirken unsere Sünden, also unsere Entsprechungen, immer mehr auf unsere Sinneswelt ein, die wiederum unseren Charakter prägt. Das geht wie folgt vor sich: Das innere Auge, welches das Walten der Gottheit schaut, wird von der Sünde überschattet. Durch die Sünde schuf und schafft sich der Mensch seine individuelle Wahrnehmung. Die Sünde sieht nur wieder sich selbst: die Sünde.
Wer z.B. seine begüterten Mitmenschen beneidet, prägt damit sein Sehorgan. Das Auge des Neides sieht immer nur wieder Begüterte, Menschen, die bessergestellt sind als er. Das bringt sogleich Emotionen und Gedanken mit sich. Der Betreffende sieht sich selbst als den Schon-immer-zu-kurz-Gekommenen, dem viele andere manches, ja alles Erstrebenswerte vorenthielten und vorenthalten.
Die Welt des Neidischen ist voll von Beneidenswerten. Er ist immer wieder erstaunt und empört, weil ihm durch seine Brille des Neides scheint: Die meisten haben mehr als er, und dies – so meint er – unverdientermaßen. Sind wir voller Neid, so sehen, so fühlen, so denken, so hören wir immer das, was uns der Neid eingibt.
Je öfter wir über den Begüterten nachdenken und den Neid fördern, um so zahlreicher werden dann auch die Assoziationen hin zu diesem Menschen sein. Die unzähligen Augenblicke, welche die Gedanken, Wünsche und Gefühle hervorbringen, prägen unser Ober- und Unterbewusstsein und die Leinwand des Auges. Die eingegebenen Gedanken- und Wunschbilder werden vom Auge reflektiert. Das so geprägte Sehorgan ist dann unser individuelles Sehbild, das dann für uns die Realität ist. Die göttlichen Impulse der Liebe und des Tugendhaften werden von der Sünde, der Untugend des Neides, überschattet.
Der von Neid Geprägte hört z.B. den Begüterten reden. Was geschieht? Sein Sehorgan, das schon entsprechend programmiert ist, wirkt nun mit Bausteinen der Bilderprägung auf den Gehörsinn ein. Dadurch wird das Gehörte entsprechend vorgeprägt. Durch den Einfluss des Sehorgans denkt dann der Neidische: »Der hat gut reden! Er besitzt, was ich nicht habe. Er gestaltet sein Leben angenehm und lässt andere für sich arbeiten.« Er denkt weiter, etwa: »Seine Worte sind mir zuwider. Ich will ihn nicht hören und nicht sehen.« Was der vom Neid Geprägte vernimmt, entspricht den Bildern, die schon seine Sinne trüben. Bausteine bestimmter Bilder der Prägung des Sehorgans wirken also nun auf den Gehörsinn ein und programmieren ihn entsprechend.
So gerät der Mensch in eine Sackgasse seines Egos. Wir sehen nicht mehr klar. Durch das Sündhafte, das uns beherrscht, verlieren wir mehr und mehr den Bezug zur Realität. Um diesen und uns selbst wiederzufinden, sollten wir, anstatt dem Nächsten Vorwürfe zu machen, die Ursache unserer menschlichen Schwäche, unseres Neides, in uns finden, um sie zu bereinigen, nicht mehr zu tun und um statt dessen im Leben der göttlichen Gesetzmäßigkeiten die Stärke aufzubauen.