Читать книгу Ich. Ich. Ich. Die Spinne im Netz - Gabriele - Страница 8
Das Mischpult der Programme. Der Computer Mensch verschleiert seine wahren Absichten
ОглавлениеDer Mensch kann mit einem Computer verglichen werden. Ein Computer kann bekanntlich nur das ausdrucken, was ihm eingegeben, also eingespeichert wurde. Ähnlich verhält es sich bei dem Computer Mensch. Der Mensch kann nur das von sich geben, was er sich selbst eingegeben hat, was also in ihm gespeichert ist. Beim technischen Computer spricht man nicht von Entsprechungen, weil dieser die eingegebenen Daten unbeeinflusst ausdruckt, außer es ist ein sogenannter Virus im Computersystem, durch den Fehlinformationen entstehen oder sogar Programme aufgezehrt werden können.
Der Computer Mensch, der sich selbst programmiert hat, verfügt im Vergleich zum technischen Computer über mehr Möglichkeiten der Ausdrucksweise. Er ist in der Lage, Teile seiner Programme zu mischen. Daher kann das Computersystem Mensch mit einem Mischpult verglichen werden; die gemixten Programme, Werkzeuge menschlicher Darstellungskunst und der Kunst der Verschleierung und Täuschung, bestehen vielfach aus schöngefärbten Worten und Handlungen.
Daraus ergibt sich: Der Computer Mensch kann zwar wie der technische Computer nur das weitergeben, was er gespeichert hat; darüber hinaus ist er jedoch noch in der Lage, aus Teilen seiner Programme eine Mixtur zu bereiten, indem er Dinge und Sachverhalte nicht wahrheitsgemäß, sondern verschönt und verfärbt darbringt. Zusätzlich ist er in der Lage, seine Entsprechungen in seine Mitmenschen hineinzuprojizieren, um diese zu manipulieren, also für seine Zwecke zu missbrauchen.
Der Einzelne kann also seine Entsprechungen, seine Emotionen wie Wut, Hass, Neid sowie seine Meinungen, Vorstellungen und Absichten gefärbt und verbrämt – das heißt: listenreich und gezielt abgewandelt –, dem Nächsten schmackhaft machen, so dass dieser dessen Mixtur aufnimmt, sich so von ihm programmieren und somit beeinflussen und manipulieren lässt.
Ein Beispiel für eine solche Mixtur:
Ein Angestellter neidet seinem Kollegen den Aufstieg in eine höhere Position, die mit einer entsprechenden Gehaltserhöhung verbunden ist. Die Mixtur, die sich aus seiner Entsprechung, dem Neid, entwickelt, kann sich wie folgt formulieren: »Dieser Streber machte Überstunden ohne Verrechnung; er buckelte und dienerte vor dem Vorgesetzten so lange, bis dieser auf ihn, den scheinbar tüchtigen Mitarbeiter, aufmerksam wurde. Doch ich«, so denkt der vor Neid erblasste Kollege, »werde dafür sorgen, dass es ihm an dem neuen Arbeitsplatz nicht lange gut geht. Jeden Fehler werde ich aufdecken und seine Schwächen offenlegen.«
So denkt der Neiderfüllte – seine Mixtur klingt jedoch anders. Zu dem ehemaligen Kollegen spricht er honigsüß: »Du verdienst diesen Aufstieg, denn du hast dich um die Firma verdient gemacht. Solltest du irgendwann Hilfe benötigen oder anderweitig Sorgen haben, so kannst du dich ungeniert an mich wenden. Ich finde bestimmt immer Zeit, um dir behilflich zu sein. Für deinen neuen Arbeitsplatz wünsche ich dir alles Gute und freundliche, hilfsbereite Mitarbeiter.«
Woher nimmt der von Neid erfasste Kollege die Worte, die sein Gedankenprogramm, seine Entsprechungen, nicht nur färben, sondern die seinen Neid sogar mit Gunstbeteuerungen und einem Hilfsangebot verbrämen, die seine Entsprechung, die Neidgefühle, gleichsam mit einem Schokoladeüberzug verschönen? Die Aspekte zur Verschönerung seines Neides, also den Schokoladeüberzug, nimmt er aus Teilen seiner Programmwelt – z.B. aus seiner Wunschwelt –, denn die Zweizüngigkeit kann in all ihren Aspekten, in all ihren Varianten und Äußerungsformen, nur wieder aus dem Computer Mensch kommen.
Wie entstand das Mischpult der Programme? Das reine Geistwesen, aus dem der Mensch hervorging, kennt keine Täuschung, keine Zweizüngigkeit. Das Wesen der Himmel Ist. Was es ist, das Gesetz, Gott, das strahlt es aus, das »äußert« es, das wirkt es, und darin bewegt es sich. Das Geistwesen ist die Wahrheit und ist in der Wahrheit. Es ist wahrhaftig; seine Tat ist gleich seinem Wort, sein Wort ist gleich seinem göttlichen Empfinden.
Das Reine äußert sich also unmittelbar und unverfälscht. Die Doppelbödigkeit, welche die Täuschung – die Zweizüngigkeit – hervorbringt, entstand durch den Fall. Das erste Fallwesen wollte seine vom Göttlichen abweichenden Empfindungen verbergen; in der Folge entstanden die Gedanken. Wir können den Fallgedanken also den ersten ungöttlichen Gedanken nennen. Wir erkennen: Der Fall war nicht nur der Abfall von Gott, sondern auch der Fall aus dem In-sich-eins-Sein. Eine Art Gespaltenheit trat ein. Die Fallwesen bauten den »doppelten Boden«, die »zweite Zunge«, nämlich ihre Gedankenwelt, auf, die anders lautete, als ihre Empfindungen und Gefühle es auswiesen. Als die gesprochenen Worte, die menschliche Sprache, hinzukamen, war gleichsam der »dritte Boden«, die »dritte Zunge« da.
Wir können also sagen: Das Mischpult der Programme entstand, weil der Mensch anders denkt, als er empfindet und fühlt, und anders spricht, als er denkt und fühlt, aber auch anders handelt, als er spricht, denkt, empfindet und fühlt. Aus dem bunten Repertoire seiner Gefühle, Empfindungen, Gedanken, Worte und Handlungen ergeben sich unzählige Variationsmöglichkeiten. Je nach seinen augenblicklichen Absichten stellt der Mensch die entsprechende Kombination für seine Aussagen oder Handlungsweisen zusammen.
Zurück zu unserem Beispiel:
Nimmt nun der in eine höhere Position Aufgestiegene die Schmeicheleien seines ehemaligen Arbeitskollegen als ehrliche Äußerung an und macht von dem Gebrauch, was ihm angeboten wurde, wendet er sich also immer wieder mit Fragen und Sorgen an seinen früheren Kollegen, dann ist es diesem gelungen, seine Entsprechungen in ihn hineinzuprojizieren. Der Höhergestellte, der einige Sprossen der Leiter zum Erfolg genommen hat, der die Mixtur »geschluckt« hat und der Teile von Entsprechungen des ehemaligen Kollegen – dessen Ehrgeiz, Erfolgsstreben und Neid – in sich trägt, wird also sofort an diesen denken, wenn er mit einer Arbeit nicht zurechtkommt oder wenn er anderweitig Sorgen hat. Er berichtet dem scheinbar Vertrauten, der ihn in Wirklichkeit nur ausspionieren will, seine Schwierigkeiten und Probleme, in dem guten Glauben, von diesem Hilfen und Lösungen zu bekommen. Sein ehemaliger Kollege, der ihm, schön gefärbt – gleich scheinheilig –, seine Hilfe anbot, missbraucht jedoch das Vertrauen, um ihm zu schaden.
Dies ist nur ein Beispiel von unzähligen Machenschaften, die aus dem Mischpult der Programmwelt des Einzelnen hervorgehen. Ähnliches vollzieht sich tagtäglich in den Betrieben und Einrichtungen unserer Welt.
Das Beispiel kann auf alle Bereiche unseres Lebens übertragen werden, vom Denken, Sprechen und Handeln der einflussreichsten Autorität bis hin zum Schulkind, das dem Mitschüler die mit Sorgfalt geformte Sandburg im Sandkasten neidet und diese mit der Begründung zertritt: »Wir sollen doch keine Burgen bauen«, oder »Deine Burg hat doch keinen ausgebauten Burggraben.« Schon in diesem Schulkind hat sich der Neid gefärbt. Eine dem Anschein nach positive Aussage, die hilfreich und verbindlich klingt, birgt in sich den Neid.