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Das Mischpult der Programme. Der Computer Mensch verschleiert seine wahren Absichten

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Der Mensch kann mit einem Computer vergli­chen werden. Ein Computer kann bekanntlich nur das ausdrucken, was ihm eingegeben, also einge­spei­chert wurde. Ähnlich verhält es sich bei dem Computer Mensch. Der Mensch kann nur das von sich geben, was er sich selbst eingegeben hat, was also in ihm gespeichert ist. Beim technischen Com­puter spricht man nicht von Entsprechungen, weil dieser die eingegebenen Daten unbeeinflusst aus­druckt, außer es ist ein sogenannter Virus im Com­pu­tersystem, durch den Fehlinformationen ent­ste­hen oder sogar Programme aufgezehrt werden kön­nen.

Der Computer Mensch, der sich selbst program­miert hat, verfügt im Vergleich zum technischen Com­puter über mehr Möglichkeiten der Ausdrucks­weise. Er ist in der Lage, Teile seiner Programme zu mischen. Daher kann das Computersystem Mensch mit einem Mischpult verglichen werden; die gemix­ten Programme, Werkzeuge menschlicher Dar­stel­lungskunst und der Kunst der Verschleierung und Täuschung, bestehen vielfach aus schöngefärb­ten Worten und Handlungen.

Daraus ergibt sich: Der Computer Mensch kann zwar wie der technische Computer nur das weiterge­ben, was er gespeichert hat; darüber hinaus ist er je­doch noch in der Lage, aus Teilen seiner Program­me eine Mixtur zu bereiten, indem er Dinge und Sachverhalte nicht wahrheitsgemäß, sondern ver­schönt und verfärbt darbringt. Zusätzlich ist er in der Lage, seine Entsprechungen in seine Mitmen­schen hineinzuprojizieren, um diese zu manipulie­ren, also für seine Zwecke zu missbrauchen.

Der Einzelne kann also seine Entsprechungen, seine Emotionen wie Wut, Hass, Neid sowie seine Meinungen, Vorstellungen und Absichten gefärbt und verbrämt – das heißt: listenreich und gezielt abgewandelt –, dem Nächsten schmackhaft machen, so dass dieser dessen Mixtur aufnimmt, sich so von ihm programmieren und somit beeinflussen und manipulieren lässt.

Ein Beispiel für eine solche Mixtur:

Ein Angestellter neidet seinem Kollegen den Auf­stieg in eine höhere Position, die mit einer ent­sprechenden Gehaltserhöhung verbunden ist. Die Mixtur, die sich aus seiner Entsprechung, dem Neid, entwickelt, kann sich wie folgt formulieren: »Dieser Streber machte Überstunden ohne Verrechnung; er buckelte und dienerte vor dem Vorgesetzten so lan­ge, bis dieser auf ihn, den scheinbar tüchtigen Mit­arbeiter, aufmerksam wurde. Doch ich«, so denkt der vor Neid erblasste Kollege, »werde dafür sorgen, dass es ihm an dem neuen Arbeitsplatz nicht lange gut geht. Jeden Fehler werde ich aufdecken und seine Schwächen offenlegen.«

So denkt der Neiderfüllte – seine Mixtur klingt jedoch anders. Zu dem ehemaligen Kollegen spricht er honigsüß: »Du verdienst diesen Aufstieg, denn du hast dich um die Firma verdient gemacht. Solltest du irgendwann Hilfe benötigen oder anderweitig Sorgen haben, so kannst du dich ungeniert an mich wenden. Ich finde bestimmt immer Zeit, um dir be­hilflich zu sein. Für deinen neuen Arbeitsplatz wün­sche ich dir alles Gute und freundliche, hilfs­be­reite Mitarbeiter.«

Woher nimmt der von Neid erfasste Kollege die Worte, die sein Gedankenprogramm, seine Ent­spre­chungen, nicht nur färben, sondern die seinen Neid sogar mit Gunstbeteuerungen und einem Hilfs­an­gebot verbrämen, die seine Entsprechung, die Neid­gefühle, gleichsam mit einem Schokoladeüberzug verschönen? Die Aspekte zur Verschönerung seines Neides, also den Schokoladeüberzug, nimmt er aus Teilen seiner Programmwelt – z.B. aus seiner Wunsch­welt –, denn die Zweizüngigkeit kann in all ihren Aspekten, in all ihren Varianten und Äu­ße­rungsformen, nur wieder aus dem Computer Mensch kommen.

Wie entstand das Mischpult der Programme? Das reine Geistwesen, aus dem der Mensch hervorging, kennt keine Täuschung, keine Zweizüngigkeit. Das Wesen der Himmel Ist. Was es ist, das Gesetz, Gott, das strahlt es aus, das »äußert« es, das wirkt es, und darin bewegt es sich. Das Geistwesen ist die Wahrheit und ist in der Wahrheit. Es ist wahrhaftig; seine Tat ist gleich seinem Wort, sein Wort ist gleich seinem göttlichen Empfinden.

Das Reine äußert sich also unmittelbar und un­­­verfälscht. Die Doppelbödigkeit, welche die Täuschung – die Zweizüngigkeit – hervorbringt, ent­stand durch den Fall. Das erste Fallwesen wollte seine vom Göttlichen abweichenden Empfindungen verbergen; in der Folge entstanden die Gedanken. Wir können den Fallgedanken also den ersten un­göttlichen Gedanken nennen. Wir erkennen: Der Fall war nicht nur der Abfall von Gott, sondern auch der Fall aus dem In-sich-eins-Sein. Eine Art Gespal­tenheit trat ein. Die Fallwesen bauten den »doppel­ten Boden«, die »zweite Zunge«, nämlich ihre Ge­dan­kenwelt, auf, die anders lautete, als ihre Emp­fin­dungen und Gefühle es auswiesen. Als die ge­spro­chenen Worte, die menschliche Sprache, hinzu­kamen, war gleichsam der »dritte Boden«, die »dritte Zunge« da.

Wir können also sagen: Das Mischpult der Pro­gramme entstand, weil der Mensch anders denkt, als er empfindet und fühlt, und anders spricht, als er denkt und fühlt, aber auch anders handelt, als er spricht, denkt, empfindet und fühlt. Aus dem bun­ten Repertoire seiner Gefühle, Empfindungen, Ge­danken, Worte und Handlungen ergeben sich un­­­­zäh­lige Variationsmöglichkeiten. Je nach seinen augen­blicklichen Absichten stellt der Mensch die entsprechende Kombination für seine Aussagen oder Handlungsweisen zusammen.

Zurück zu unserem Beispiel:

Nimmt nun der in eine höhere Position Aufge­stiegene die Schmeicheleien seines ehemaligen Ar­beitskollegen als ehrliche Äußerung an und macht von dem Gebrauch, was ihm angeboten wurde, wendet er sich also immer wieder mit Fragen und Sorgen an seinen früheren Kollegen, dann ist es die­sem gelungen, seine Entsprechungen in ihn hinein­zuprojizieren. Der Höhergestellte, der einige Spros­sen der Leiter zum Erfolg genommen hat, der die Mixtur »geschluckt« hat und der Teile von Entspre­chungen des ehemaligen Kollegen – dessen Ehrgeiz, Erfolgsstreben und Neid – in sich trägt, wird also sofort an diesen denken, wenn er mit einer Arbeit nicht zurechtkommt oder wenn er anderweitig Sor­gen hat. Er berichtet dem scheinbar Vertrauten, der ihn in Wirklichkeit nur ausspionieren will, seine Schwierigkeiten und Probleme, in dem guten Glau­ben, von diesem Hilfen und Lösungen zu be­kom­men. Sein ehemaliger Kollege, der ihm, schön ge­färbt – gleich scheinheilig –, seine Hilfe anbot, miss­braucht jedoch das Vertrauen, um ihm zu scha­den.

Dies ist nur ein Beispiel von unzähligen Machen­schaften, die aus dem Mischpult der Programmwelt des Einzelnen hervorgehen. Ähnliches vollzieht sich tagtäglich in den Betrieben und Einrichtungen unse­rer Welt.

Das Beispiel kann auf alle Bereiche unseres Le­bens übertragen werden, vom Denken, Sprechen und Handeln der einflussreichsten Autorität bis hin zum Schulkind, das dem Mitschüler die mit Sorgfalt geformte Sandburg im Sandkasten neidet und diese mit der Begründung zertritt: »Wir sollen doch keine Burgen bauen«, oder »Deine Burg hat doch keinen ausgebauten Burggraben.« Schon in diesem Schul­kind hat sich der Neid gefärbt. Eine dem Anschein nach positive Aussage, die hilfreich und verbindlich klingt, birgt in sich den Neid.

Ich. Ich. Ich.  Die Spinne im Netz

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