Читать книгу Das Intrigenlabyrinth - Gaby Peer - Страница 8
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ОглавлениеDie Tage und Wochen vergingen und für alle war alles so wie immer – nur für Joy nicht. Sie freute sich auf den ersten Schlag gegen die Dornbachs. Der war bis ins Detail geplant und sie hatte auch schon das besorgt, was sie unbedingt dazu benötigte. Es war ein genialer Plan! Leider musste sie sich noch etwas gedulden. Was ihr viel mehr Sorgen machte, war ihre körperliche Verfassung. Sie war ständig müde und ihr war fast permanent schlecht. Irgendetwas steckte ihr in den Knochen. Verdammt, das passte jetzt gar nicht. Auch den anderen fiel es auf, dass Joy schlecht aussah und sich auch ihr Wesen irgendwie verändert hatte. Sie war plötzlich launisch und stritt sich sehr oft mit Magdalena. Aber sie musste aufpassen, sich zusammenreißen. Magdalena durfte nicht böse auf sie sein – sonst könnte ihr Plan scheitern. Also nahm sie sich zusammen und kroch Magdalena, dieser widerwärtigen, verwöhnten Prinzessin, regelrecht hinten rein, damit sie nicht mehr beleidigt war. Es dauerte zwar etwas, aber es wurde alles wieder gut.
Nur an ihrem Zustand änderte sich nichts. Im Gegenteil, sie musste sich jetzt auch übergeben und ihre Brüste spannten. Schließlich bemerkte ihre Mama: „Joy, du gefällst mir gar nicht. Mit dir stimmt doch was nicht. Du veränderst dich gerade so extrem und dein Blick, dein Blick ist mir so fremd, so anders. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass du schwanger bist!“
Joy starrte ihre Mutter an, wurde kreidebleich und stürzte aus dem Zimmer. Clara rannte ihr nach und schrie sie an: „Sag, dass das nicht wahr ist, Joy! Du bist wie dein Vater, geh mir aus den Augen! Du hast alles kaputtgemacht. Von wegen Auszeit – rumgehurt hast du! Du hast zwei Wochen lang damit verbracht, dich mit irgendeinem Arsch zu vergnügen, während hier alle vor Angst fast gestorben sind. Deinem Freund erzählst du was von nicht bereit … Für wen warst du denn bereit? Geh mir aus den Augen, du Nutte!“
Es war die bittere Wahrheit. Sie war schwanger – es bestand kein Zweifel. Jetzt bekam sie auch noch ein Kind von diesem Monster! Schlimmer ging es ja wirklich nicht mehr! Alles hatte dieses Monster zerstört. Joys Hass gegen diesen Mann und diese Familie wuchs in diesen Tagen um ein Vielfaches. Es wurde ein gemeingefährlicher Hass. Vor allem die Enttäuschung und Wut ihrer Mutter wirkten wie ein Brandbeschleuniger. Sie wollte ihm wehtun, wollte ihn auf den Knien sehen. Sie wollte ihn vernichten.
„Ein Baby – ich muss abtreiben“, sagte Joy zu ihrem Spiegelbild. Es war ein Kind der Gewalt und des Hasses. Das wollte sie nicht haben. Seit drei Tagen lag sie in ihrem Bett. Sie hatte nichts mehr gegessen, kaum was getrunken und wollte auch keinen Menschen sehen. Ihre Mutter beachtete sie auch nicht! Sie brachte weder etwas zum Essen noch versuchte sie mit ihr zu reden. Joy hatte sich an diesen Zustand gewöhnt und erschreckte sich fast zu Tode, als Clara das Wort an sie richtete: „Denk nicht einmal darüber nach, so was wird nicht gemacht. Wir sind keine Mörder. Ein Kind ist immer Gottes Geschenk (aha, Schwester Barbaras Rede!) und wir müssen für unsere Fehler geradestehen, erst recht dann, wenn es um Vergnügen ging!“
Vergnügen?, hätte Joy ihr am liebsten ins Gesicht geschrien. Hast du Vergnügen gesagt?! Vielleicht hattest du bei meiner Zeugung Vergnügen, aber ich hatte keins. Ich hatte Panik – die nackte Angst saß mir im Nacken und von der menschlichen Enttäuschung will ich gar nicht reden! Aber Joy sagte nichts – sie sah ihre Mama an und diese nahm sie plötzlich einfach in den Arm.
„Ich lass dich nicht im Stich, auch ich bin nicht im Stich gelassen worden. Du musst mir auch nicht sagen, wer der Vater ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir das Vertrauen entgegenbringen würdest, aber es ist okay für mich, wenn du es mir nicht sagen möchtest.“
„Bitte sieh es nicht als Nichtvertrauen, aber ich möchte über diese Sache nicht reden. Ich kann dir nur sagen, dass ich furchtbar enttäuscht und verletzt wurde! Bitte, bitte verlange von mir keine näheren Erklärungen!“ Joy dachte bei sich, dass sie eigentlich nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt hatte.
Clara verhielt sich ab diesem Moment großartig. Sie stellte ihre Tochter wieder auf die Beine, machte ihr Mut, hauchte wieder Leben in ihren Körper und brachte sie wieder zum Laufen. Und nach einem anständigen Essen lief Joy direkt zu Dornbachs, um ihnen von der Schwangerschaft zu erzählen. Auch hier war die Enttäuschung über ihr Verhalten sehr groß. Ihnen solche Sorgen zu machen, während sie sich amüsierte, das war schon ein starkes Ding! Joy interessierte sich aber nur für Jens’ Gesicht. Wie reagierte er? Selbstverständlich wurde er kreidebleich und musste sich augenblicklich setzen. Oh, wie schön – der Arme litt! In ein paar Monaten würde er also sein viertes Kind im Arm halten. Sie würde es ihm so oft wie möglich in den Arm drücken. Ja, sie wollte ihn quälen und es klappte wunderbar. Er sah aus, als ob seine ganze Familie bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Komisch, dass es keinem auffiel. Aber alle konzentrierten sich auf Joy, so hatte er Zeit, sich zusammenzureißen. Nur sein Teint wollte sich an diesem Abend nicht mehr erholen. Seine Haut war mausgrau, seine Augen mit Tränen gefüllt und er völlig in sich zusammengesackt. Ein herrlicher Anblick! Und was er in Zukunft noch alles zu ertragen hatte. Das Leben hält noch ein paar unangenehme Überraschungen für ihn bereit, ich verspreche es dir, Papa Jens!