Читать книгу Die Kraft der unscheinbaren Kleinigkeiten - Gary L. Thomas - Страница 10
Missverständnisse
ОглавлениеWas uns zurückhält, sind oft genug Missverständnisse. Es gibt einige Holzwege, wenn es um die Frage nach echter und dauerhafter Veränderung unserer Persönlichkeit und um die Praxis des Glaubens geht.
Ein erster Holzweg ist der rein evangelistische Ansatz. Dieser Ansatz geht davon aus, dass wir gerettet werden, damit wir von nun an auf dem Weg des Glaubens bleiben und andere ebenfalls für diesen Weg gewinnen. Wir sollten möglichst eine Reihe von Bibelstellen kennen, mit der wir jede Bastion des Unglaubens, auf die wir etwa treffen könnten, zerschmettern können. Nun ist es sicher eine gute Sache, anderen vom Glauben zu erzählen; aber es gibt eine Weise, evangelistisch zu sein, die das Teilhaben an der göttlichen Natur auf evangelistische Aktivitäten beschränkt.
Dann gibt es den Holzweg „Ich werde ein Heiliger“. Hier geht man davon aus, dass Gott zufrieden gestellt ist, wenn es mir gelingt, einen Zustand sündloser Perfektion zu erreichen. Jede Sünde ist ein Rückschritt; das Leben dreht sich nicht darum, die Fülle des von Gott geschenkten Lebens zu erfahren, sondern darum, Sünden zu vermeiden. Dieser Weg ist ein Weg der Selbstgerechtigkeit, und viele, die ihn gehen, mussten erleben, dass sie sich krankhaft nur noch mit sich selbst beschäftigen und am Ende unglücklich sind.
Heute ist der Holzweg des Aktivismus recht populär. Seine Vertreter leben nach dem Motto: „Wenn ich bestimmte Anteile von meinem Geld und meiner Zeit und meiner Kraft für Gott einsetze, dann hat Gott Freude an meinem Leben – und ich bin hoffentlich zu beschäftigt, um selbstsüchtig zu werden.“ Dieser Versuch führt oft zu Stress, Schuldgefühlen und zwanghaftem Verhalten. Es ist schwer, auf diesem Weg die Ruhe zu finden, die Jesus verspricht, und die Ähnlichkeit mit Jesus, die aus einem Zur-Ruhe-Kommen der Seele erwächst.
Dann gibt es noch den Holzweg des Pessimismus. Wer ihn geht, hält den Menschen für ein durch und durch verdorbenes Geschöpf, das nie und nimmer seinen sündhaften Zustand überwinden kann. Einseitig betont man hier das Gefallensein des Menschen und verschiebt eine Veränderung durch Christus in ein fernes Jenseits.
Und dann gibt es da noch den Holzweg der wunderbaren augenblicklichen Verwandlung. Auf ihm befinden sich Christen, die darauf warten, dass sie plötzlich ein Blitz vom Himmel trifft und auf wunderbare Weise all ihre Schwächen in geistliche Qualitäten verwandelt.
Jeder dieser Holzwege enthält ein Körnchen Wahrheit. Es ist wichtig, anderen vom Glauben zu erzählen. Natürlich sollten wir die Sünde meiden. Der Glaube soll sich selbstverständlich im Einsatz für andere erweisen. Wir können Gottes Macht erfahren, die alle menschlichen Möglichkeiten übersteigt.
Aber jeder dieser Wege irrt, weil er einen einzelnen Aspekt der Wahrheit verabsolutiert. Und das Problem all dieser Ansätze liegt darin, dass sie sich vor allem um die Frage drehen, wie wir uns das Wohlgefallen Gottes sichern oder beweisen können. All diese Wege sind Lichtjahre entfernt von dem Leben, das Jesus uns vorgelebt hat: ein volles, lebendiges Leben mit einem breiten Spektrum an Grundhaltungen, Entscheidungen und Motivationen.