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Leg dich nicht mit Sohnemann an

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Donnerstag, 12. Juli 2007

Was macht eine gute Rache aus?

Nun, im Grunde das, was auch einen guten Horrorfilm ausmacht: Unvorhersehbarkeit, einfache Effekte und anstatt auf körperliches zu setzen, sollte es einem in den Kopf kriechen und auch noch danach einen Schauer über den Rücken laufen lassen und nachts wach halten.

Man bin ich ein böser, böser Junge … Und vom Sternzeichen her auch noch Fisch. Wie in der zweiten Staffel von „South Park“ - „Böser, böse Fisch“ …

Aber er hat es verdient. Mit seinem Telefonterror im letzten Jahr, der Scheiße die er seit Jahren mit meiner Mutter, meinen Bruder und mit mir abzieht (auch mit anderen, aber da hält sich mein Mitleid doch sehr in Grenzen - die wollen es anscheinend nicht anders), der Aktion mit den Briefen vom Finanzamt (ok, dafür hatte er ja von mir eine Anzeige kassiert) und den Mist, den er seit Monaten über mich verbreitet, dem ihm zwar keiner mehr so richtig glaubt - aber Strafe muss trotzdem sein.

Ach ja, ganz vergessen: Es geht um meinen Erzeuger, in dessen Firma ich selbst bis Februar 2006 gearbeitet hatte.

Als „Vater“ bezeichne ich diese Person schon seit gut einem Jahr nicht mehr. Immerhin muss der Begriff „Vater“ und die Personen, die sich auch väterlich verhalten, vor Verwechslungen mit jemanden wie ihm geschützt werden.

Ist mir klar, dass ich mit meiner kleinen Racheaktion potenzielle Gegenreaktionen lostreten könnte? Natürlich! Hält es mich davon ab? Natürlich nicht! Macht es mir in gewisser Weise auch Spaß? Absolut! Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Vielleicht …

Die Planung selbst hat nur wenige Minuten gedauert. Die Idee dazu hatte ich wenige Tage zuvor auf Arbeit. Ja, mein Job im Lager ist geistig so wenig fordernd, dass man sehr viel Zeit zum Nachdenken hat.

Der heutige Donnerstagabend ist in vielerlei Hinsicht perfekt für die Durchführung meines kleinen Plans:

Falls es zu einer alkoholbedingten Kurzschlussgegenreaktion am darauffolgenden Abend seitens meines Erzeugers kommen sollte (so wie er im Suff auch schon mal seine Mutter besucht und mit einen Hocker bedroht hatte), wäre ich am Freitagabend gar nicht zu Hause, da ein Kumpel seine Einweihungsparty in seiner ersten eigenen Wohnung schmeißt und ich erst am nächsten Vormittag wieder heimkommen würde.

Und: Wenn meine kleine Racherakete gezündet wird, ist Freitag der dreizehnte. Ich stehe auf Symbolik. Macht mich das zu einem Soziopathen? Möglicherweise. Aber immerhin stamme ich ja auch von einem ab.

Die Umsetzung selbst ist etwas aufwändiger, aber auch in weniger als zwei Stunden erledigt. Und so einfach wie wirkungsvoll. Und im Nachhinein betrachtet auch schon fast prophetisch, als würde ich die Zukunft vorhersagen können. Wobei die später dazu passenden Ereignisse auch durchaus absehbar waren.

Meine kleine Racheaktion besteht eigentlich lediglich aus einem (sehr offensichtlich) fingierten vordatierten Zeitungsartikel, in dem über seine Betrügereien berichtet wird, mit denen er aufgrund eines anonymen Hinweises aufgeflogen ist, verhaftet und schließlich verurteilt wird.

Diesen habe ich zum Schutz vor Feuchtigkeit mit einer Klarsichthülle versehen, ordentlich zusammengerollt, mit einer kleinen roten Schleife verziert (*grins*) und von außen an die Bürotür seiner Firma gehängt.

Auf ein weiteres Schreiben oder ähnliches habe ich verzichtet - immerhin dürfte er auch so wissen, was gemeint ist und von wem es kommt.

Alle anderen, die von seinen Betrügereien (in durchaus beachtlichen Ausmaßen) wissen, würden sich mangels Abhängigkeit von ihm und mangels Rückgrat niemals gegen ihn wenden und wären noch nicht einmal in der Lage, einen Artikel am PC zu schreiben - traurig aber wahr.

Mal sehen, ob er mit diesem Schuss vor dem Bug kapiert, dass er sich besser nicht weiter mit mir anlegen sollte und seine Sticheleien hinter meinem Rücken unterlässt.

Nicht, dass es mich extrem stören würde, da ihn mittlerweile eh kaum noch jemand für voll nimmt (nicht zuletzt, weil er meistens ohnehin voll ist), sondern weil man solchen Arschlöchern wie ihm die Grenzen aufzeigen muss. Und natürlich auch, weil es ein bisschen Spaß und Nervenkitzel in mein bis dato langweiliges Leben bringt.

Und selbstverständlich habe ich auch ein kleines Sicherheits-Ass im Ärmel vorbereitet, um ihn im Notfall in Zaum zu halten - man weiß ja nie.

Am Freitagabend habe ich sehr viel Spaß bei der Einweihungsparty. Nicht nur, weil ich mir das dumme Gesicht meines Erzeugers beim Lesen meines kleinen Artikels vorstelle (und wie er sich anschließend wieder besäuft, unter seinem Schreibtisch liegt und sich und den Büroteppich vollpisst), oder weil ich etwas angetrunken bin.

Nein, auch weil ich mit Sarah bei „Tabu“ in einen Team bin und wir zusammen die anderen Teams richtig alt aussehen lassen. Bei den Beschreibungen verstehen wir uns fast telepathisch und wären sicherlich auch privat ein tolles Team. Quasi zwei Singles, die ein richtig gutes Album wären.

Ich vertraue ihr wie kaum jemand anderen und lasse mich sogar von ihr umarmen - und dass, obwohl ich sie erst wenige Monate kenne. Für jemanden wie mich extrem ungewöhnlich. Ja, ich habe es nicht so mit „Körperlichkeiten“. Zumindest damals nicht.

Aber für besondere Menschen kann sogar jemand wie ich sich öffnen. Dass sie mich zumindest ganz gut leiden kann ist offensichtlich. Dass ich sie ganz gut leiden kann, für ein aufmerksames Auge eigentlich noch viel mehr. Für mehr fehlt aber zumindest mir der Mut. Noch, denn irgendwann würde ich ihr sagen, was ich für sie empfinde.

Ganz bestimmt!

Vielleicht …

Am nächsten Vormittag (Juhu: Samstag) - ich bin gerade nach Hause gekommen - klingelt das Telefon. Es ist meine Mutter.

„Der Alte“ (wie er verächtlich von ihr genannt wird, obwohl sie altersmäßig nicht einmal vier Monate trennen) hätte ihr panisch auf die Mailbox gesprochen und muss sich unbedingt mit ihr treffen, weil „jemand die Firma bedrohe“.

Ich kann mir ein lautes Lachen nicht verkneifen und erzähle meiner Mutter schließlich mit einem gewissen Stolz, was ich getan habe. Sie findet es zwar auch durchaus amüsant, macht sich aber gleichzeitig Sorgen, dass „der Alte“ austicken könnte.

Also erzähle ich ihr auch noch von meinem „Sicherheitsnetz“, einen hinterlegten Brief, in dem all seine Gaunereien detailliert aufgelistet sind und von dem zu diesem Zeitpunkt nur zwei Personen unabhängig voneinander wissen, wo sich dieser befindet.

Meiner Mutter habe ich es nicht verraten - nicht, weil ich ihr nicht vertraue, sondern weil das nun wirklich zu offensichtlich wäre. Sie möchte es auch aus genau diesem Grund gar nicht wissen.

Etwa eine Stunde später rief mich meine Mutter erneut an und sagte mir, dass „der Alte“ nun „herausgefunden“ hätte, dass ich hinter der Aktion stecke.

Wirklich? Wow! Dieses kleine dauer-blaue Sherlock-Genie braucht einen ganzen Tag um auf das offensichtliche zu kommen? Respekt! Und nun?

Tja, jetzt kommt wohl der Teil mit dem Nervenkitzel …

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