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Das Imperium der Wölfe schlägt zurück

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Mittwoch, 18. Juli 2007

Es sind nun 5 Tage seit meiner kleinen „RTLzwei-Andreas-Halt-Stop-Aktion“ vergangen und es ist ruhig - zu ruhig.

Ich habe seitdem keinen Mucks von meinem Erzeuger gehört. Nicht, dass es mich sonderlich stören würde, aber es irritiert mich schon ein wenig.

Eigentlich hatte ich zumindest mit einer kleinen Suff-Nachricht oder einem abendlichen Dauerklingeln an der Tür gerechnet.

Sollte er tatsächlich die Botschaft verstanden haben?

Oder kommt da noch was, sobald ich mich in trügerischer Sicherheit wiege?

Ha, ich habe Dich durchschaut - mögen die Spiele beginnen!

Als ich zum Wochenbeginn das Haus auf dem Weg zur Arbeit verließ, schaute ich zur Sicherheit mit einem prüfenden Blick unter mein Auto, bevor ich einstieg und losfuhr.

Man weiß ja nie. So eine Bremsleitung ist schließlich schnell mal durchgeschnitten und mit manipulierten Autos hatte mein Erzeuger und sein Gefolge ja bereits zu tun gehabt.

Am Mittwoch fuhr ich schließlich mit dem Rad zur Arbeit - immerhin war es Sommer (nicht das erste Mal im Leben) und zumindest auf dem Hinweg ging es größtenteils bergab, was den Heimweg zwar nicht gerade leicht machen sollte, mich aber morgens noch nicht kümmerte.

Ohnehin war der Heimweg diesmal etwas anders als sonst, jedoch wusste ich morgens natürlich noch nichts von der kleinen „Überraschungsparty“, die mich am Nachmittag erwarten sollte.

An diesem Nachmittag fuhr ich zum ersten - und auch letzten Mal - zusammen mit einer Kollegin den großen Bogen vom Fahrradabstellplatz einmal um die ganze Lagerhallte herum durch das Ausgangstor - als plötzlich ca. drei Meter danach ein Bauch in meinem Sichtfeld auftauchte und ich samt Fahrrad plötzlich am Boden lag.

Erst nach meinem reflexartigen „bist-Du-bescheuert“-Ausruf während des Aufstehens, realisierte ich, dass es sich bei dem ominösen Bauch um den Bauch meines Onkels Udo handelte.

Meine Kollegin stand geschockt daneben und wusste nicht so recht, was dann da gerade passierte.

Nun, ich auch (noch) nicht.

Udo blaffte sie nur an, dass sie weiterfahren solle und schob ein pseudo-beruhigendes „alles in Ordnung, ich bin sein Onkel“ hinterher. Nach einem prüfenden Blickkontakt mit mir, ein „alles in Ordnung, fahr ruhig“ meinerseits und einem kurzen Überlegen ihrerseits, fuhr sie schließlich - immer noch recht irritiert - davon.

Was sollte mir schon passieren? Immerhin war das hier keine dunkle Gasse, sondern ein öffentlicher Bereich, in dem permanent LKWs rein und Kollegen in Feierabendlaune hinaus fahren würden.

„Du hast ja keine Ahnung, wie viele Leute Du gegen Dich aufgebracht hast!“, wetterte Rumpelstilzchen-Udo und machte eine winkende Geste zu dem noch leeren Bereich hinter sich.

Plötzlich tauchten ca. 20 Leute auf, die fast in Zeitlupe auf mich zukamen. Es fehlte nur noch etwas Bodennebel und eine Steppenhexe, die durch die Szenerie rollt. Das Ganze wirkte etwas wie eine Low-Budget-Movie-Produktion der „Lebenshilfe e.V.“.

Udo wiederholte grinsend: „Schau, die ganzen Leute hast Du gegen Dich aufgebracht!“

Hmm, da waren mein Onkel Mike, seine Frau, ein paar ehemalige Kollegen, die Geliebte meines Erzeugers, zwei Kinder (die vermutlich die Reihen etwas auffüllen sollten) und etliche Leute, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Mein Erzeuger war natürlich nicht dabei.

Mike kam auf mich zu und murmelte einen offensichtlich zuvor auswendig gelernten Satz, an dem ich mich gar nicht mehr erinnern kann - obwohl er ihn sogar mehrfach wiederholte. Boah, muss DER Satz wichtig gewesen sein.

Meine Tante hielt auch eine kurze Rede, auf die ich mich aber nicht wirklich konzentrieren konnte, weil plötzlich neben mir so ein Typ aufgetaucht war und mich mit nicht unerheblich russischen Dialekt fragte: „Kennt Du Russenmafia?“

Anscheinend ein Statist mit nur einen Satz, denn auch nach mehrfachen nachfragen meinerseits „Wer bist Du überhaupt?“, kam als Antwort immer nur wieder der Satz mit der Russenmafia.

Zwischenzeitlich hielt eine Kollegin mit dem Auto an und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich bejahte und rief ihr noch ein leicht locker gekünzeltes „bis morgen“ entgegen.

Nachdem dann jeder aus der Gruppe (wie an einem Familien-Weihnachtsfest vor der Bescherung) sein Sätzlein aufgesagt hatte, standen wir nun so da und keiner wusste so recht, wie es denn nun eigentlich weitergehen sollte.

Was für ein schlechtes Drehbuch.

Zugegeben, mein Herzschlag war deutlich erhöht, aber anscheinend konnte ich meine innere Aufregung ganz gut verbergen, denn Udo schien sichtlich irritiert von meiner (gespielten) Gelassenheit.

Das nutzte ich zu meinem Vorteil und preschte mit einem halbwegs gelassen und fast schon arrogant klingenden „Und nun?“ vor.

Udo erwiderte: „Vielleicht solltest Du Dir nochmal genau überlegen, ob Du Dich mit all den Leuten hier wirklich anlegen willst.“

Aus dem Augenwinkel konnte ich beobachten, wie „Russenmafia-Ralle“ erneut zu seinem Standardsatz ausholen wollte, aber von meiner Tante zurück gehalten wurde. Braves Schoßhündchen. Der gehört definitiv zu den Leuten meines Erzeugers.

Apropos Schoßhündchen: Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund folgte Udo unverzüglich meiner Aufforderung, die durch den Sturz abgesprungene Fahrradkette wieder aufzulegen.

Vielleicht, weil er da schon merkte, dass er durch diese Aktion mehr Schaden angerichtet hatte, als sein eigentliches Ziel zu erreichen: mich einzuschüchtern

Als jemand mit Anstand bedankte ich mich (höhnisch) grinsend und fragte fast schon spöttisch:

„Ist noch irgendwas, oder darf ich jetzt fahren?“

Mit einer etwas widerwilligen Geste ließ er mich gewähren und murmelte noch ein mittlerweile deutlich kleinlauter klingendes „Überlegs Dir!“.

Spätestens jetzt war klar, dass er sich die Situation in der Theorie wohl ganz anders vorgestellt hatte. Das stachelte mich nur dazu an, beim Vorbeifahren den Leuten zuzuwinken und mich mit einem „Tschüss, bis zum nächsten Mal“ und einem fetten Grinsen zu verabschieden.

Ja, mein Herzschlag war immer noch stark beschleunigt, aber ich spürte eine gewisse Überlegenheit über diese Knallköpfe, die dumm genug waren, so eine Aktion so derart öffentlich und somit vor zahlreichen potenziellen Zeugen durchzuführen.

Immerhin sollte mein Onkel Udo in diesem Punkt noch dazu lernen.

Ich für meinen Teil war an diesen Tag erstmal erleichtert, als ich in meiner sicheren Wohnung ankam.

Doch sollte ich sie und vor allem meinen Erzeuger damit durchkommen lassen?

Wohl eher nicht …

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Destination Berlin

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