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IV. Wert oder Preis?

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Über die Ursache der Störungen in der Volkswirtschaft ist nun von Berufenen und Unberufenen seit jeher viel nachgeforscht und nachgedacht worden. Aber entweder drangen alle bisherigen Forscher überhaupt gar nicht bis zum Geldwesen vor, oder aber ihre Untersuchungen verliefen trotzdem ergebnislos. Der Sumpf, in den sie schließlich alle hineingeraten, ist nämlich die sogenannte „Lehre vom Wert“, der „Wertgedanke“, das heißt, die Vorstellung, dass allen Waren, und namentlich dem Gelde selbst, ein sogenannter „Wert“ innewohnt resp. innewohnen müsse. Diese Vorstellung liegt auch den verschiedenen Währungssystemen aller Länder zugrunde.

Die Absicht, Münzen und Zetteln durch diesen Aufdruck (20, 100 oder 1000 Mark) gewissermaßen einen unveränderlichen „Wert“ zu verleihen, gelingt freilich den Zentral-Geldinstituten (auch unserer Reichsbank) bis auf den heutigen Tag nicht; ihnen allen fehlt die wissenschaftliche Grundlage für eine wirkliche zielbewusste Währungspolitik. Es nutzt auch nichts, dass man den Preis des Goldes gesetzlich auf 2790 M. per kg festgesetzt hat, denn dieser Preis ist ja ebenfalls rein nominell und je nachdem sich die Warenpreise verändern, sind 2790 M. von heute etwas anderes als 2790 M. vor einem oder vor fünf Jahren waren, d. h ihre „Kaufkraft“ ist ganz verschieden. Einen „festen inneren Wert“ gibt es eben nicht, sondern immer nur das relative Verhältnis, welches sich beim Gelde in seiner „Kaufkraft“ oder richtiger, in seinem Preise den Waren gegenüber, ausdrückt. Will man aber die sogenannte Kaufkraft des Geldes (also sein Tauschverhältnis zu den Waren) kontrollieren, so muss man sie an der für eine bestimmte Geldsumme käuflichen Warenmenge messen. Man kann dann den „Preis“ des Geldes mit Bezug auf die Ware — oder den Preis der Ware mit Bezug auf das Geld — als „hoch“, „niedrig“ oder „unverändert“ bezeichnen. Die „Währung“ hätte also in einem unveränderlichen Tauschverhältnis zwischen Geld und Ware zu bestehen; alles andere ist Unsinn.

Da nun aber mangels einer sicheren Währung die Preise allgemein schwanken, so ist auch der „Preis“ des Geldes schwankend: Sinken die Warenpreise, so ist das Geld „teuer“, d. h. man muss viel Ware für wenig Geld hergeben; wird das Geld „billig“, so braucht man nur wenig Waren für viel Geld zu geben, d. h. die Waren sind dann teuer und der „Preis“ des Geldes gesunken. Die Inschriften unserer Münzen und Banknoten sind also im Sinne einer wirklichen Währung rein nominell, von Unveränderlichkeit, von Währung keine Spur, — trotz des goldenen Fundaments.

Es ist viel über den „Wert“ geschrieben worden, die besten und widerstandsfähigsten Köpfe sind an diesem unbegreiflichen Begriff — richtiger wäre, an diesem Phantom — gescheitert. Zur Klarheit darüber ist bisher keiner gelangt. Und obwohl man in den Kreisen der Fachgelehrten bereits so weit gekommen ist, den „Wert“ als etwas „Subjektives“ d. h. in unserer eigenen Anschauung — nicht aber in den Dingen selbst liegendes — zu betrachten, haben sich die Wertgläubigen doch bisher nicht von diesem Spuk losmachen können. Wohl sterben sie nach und nach aus, aber zu bekehren waren sie nicht. Ich will hier nur das Eine sagen: so lange wir von der „Wertlehre“ befangen sind, stehen wir machtlos dem Gelde gegenüber und dadurch auch allen Wirkungen etwaiger Fehler desselben.

In neuerer Zeit war es namentlich Silvio Gesell, der durch sein Werk „Die neue Lehre von Geld und Zins“ viel Licht in dies bis dahin dunkle Gebiet brachte. Im Gegensatz zu anderen Theoretikern ging er bei seinen Untersuchungen nicht vom Wertgedanken, d. h. nicht von dem „festen inneren Wert“ aus, der irgendwelchen Gütern, Waren oder dem Gelde innewohnt, oder als Eigenschaft anhaften soll, sondern er ging lediglich aus von dem Verhältnis, welches durch Angebot und Nachfrage zwischen Geld und Ware bzw. Arbeitsmarkt besteht. In bisher unwiderlegter Beweisführung zeigt er uns, dass die ganze Wertlehre von einer Einbildung — von einer Illusion — ausgeht, von der bei näherem Zusehen nichts übrig bleibt, als der Preis. Der Preis tritt bei Gesell’s Untersuchungen an die Stelle des sogenannten Wertes, der also niemals als feste „innere“ Eigenschaft dem Gelde oder der Ware innewohnt. Im Preise aber drückt sich immer nur ein Verhältnis aus, und zwar das Verhältnis von Angebot und Nachfrage zwischen Geld und Ware. Der Preis ist das einzige Reale, das Wirkliche, worauf es ankommt, womit wir zu rechnen haben. Gesell ersetzt deshalb die bisherige Theorie des Wertes durch die Theorie des Preises. Mit dem Gegenstand der Wertlehre können wir im praktischen Leben nichts anfangen, alles dreht sich nur um den Preis. Preise müssen wir bezahlen und Preise können wir erzielen.

Was man auch aus den Umschreibungen der Wert-Theoretiker heraus als „Wert“ aufzufassen versuchen mag — es wird durch die tatsächlichen Preise, wie sie sich aus Angebot und Nachfrage ergeben, illusorisch und überflüssig gemacht; selbst im Falle seiner Realität könnte es immer nur im Preise mit einbegriffen sein.7 Unsere weitere Untersuchung wird die Haltlosigkeit der Wert-Lehre auch denen klar machen, die noch immer von diesem Aberglauben befangen sind. Und den Marxisten wird endlich die Erkenntnis aufklaffen:

Karl Marx meint mit dem sogenannten „Wert“ lediglich den vom arbeitlosen Einkommen (Mehrwert) befreiten Preis. Wenn alle Preise nur aus Löhnen bestehen, ist das Problem gelöst, mit dem Marx sich vergeblich abmühte.

Ich stütze mich also in meinen weiteren Ausführungen lediglich auf die Theorie Gesell’s und wir treten damit in eine völlig neue Betrachtung der volkswirtschaftlichen Probleme ein.

Die Befreiung von der Geld- und Zinsherrschaft

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