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RÄUBER, MÖRDER
UND GENIE Benvenuto Cellini, der Schöpfer der »Saliera«

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Als Künstler war er eine weltweit einzigartige Begabung. Doch sein privates Leben liest sich wie ein billiger Kriminalroman. Benvenuto Cellini, der die im Mai des Jahres 2003 aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien gestohlene Saliera schuf, wurde als Mörder zum Tod verurteilt und saß auch wegen anderer Verbrechen jahrelang im Kerker.

Geboren am 3. November 1500 in Florenz, ließ er sich als Goldschmied ausbilden, war aber schon mit sechzehn in so viele Schlägereien verwickelt, dass er aus Florenz verbannt wurde. Er ging nach Rom, wo es ihm gelang, für kurze Zeit an der Seite des großen Michelangelo zu arbeiten.

1530 erfolgte der erste Höhepunkt seiner kriminellen Laufbahn: Cellini tötete den Mörder seines Bruders und wurde deshalb zum Tod verurteilt. Die Kunst rettete nun zum ersten Mal sein Leben. Er hatte sich bereits einen so großen Namen gemacht, dass Papst Clemens VII. eine Amnestie für ihn erwirkte. Cellini wurde sogar zum Päpstlichen Stabträger ernannt und arbeitete im Vatikan als Medailleur und Stempelschneider.

Vier Jahre später beging er seinen zweiten Mord. Diesmal tötete er einen Goldschmied, den er als seinen Rivalen sah. Und wieder gelang es dem Papst, ihn frei zu bekommen. Cellini war mit Clemens VII. in einer Art Hassliebe verbunden. Sie stritten oft und schätzten einander sehr. Der Künstler lebte von den Aufträgen des Papstes und dieser förderte seine Arbeiten.

Mit 37 wurde Cellini zum dritten Mal verhaftet. Diesmal, weil er die Juwelen seines großen Beschützers, des mittlerweile verstorbenen Papstes Clemens VII., geraubt haben soll. Kaum in Verwahrung genommen, brach der Künstler in einer Aufsehen erregenden Flucht aus dem Kerker der Engelsburg in Rom aus, findet bei einem Freund Unterschlupf, wird aber neuerlich festgenommen. Nach einigen Jahren Haft war es der Kardinal von Ferrara, der Cellinis Freilassung erwirkte. Worauf sich der Goldschmied verpflichtete, fortan für den Kirchenfürsten tätig zu sein.

Wieder in Freiheit, entstand mit der Saliera das berühmteste Salzfass der Welt, weiters fertigte er die Bronzereliefe der Nymphe von Fontainebleau an, die sich heute im Louvre befinden. Beide Kunstwerke entstanden bereits im Auftrag des französischen Königs Franz I. Die Saliera gelangte durch eine Schenkung des Nachfolgers des Königs an den Tiroler Erzherzog Ferdinand II. nach Österreich. 1545 flüchtete Cellini aus Frankreich – diesmal, weil man ihm vorwarf, den König bestohlen zu haben. Er kehrte zurück nach Florenz, wo er den Herzog von Medici als neuen Auftraggeber gewinnen konnte. Für ihn schuf er sein berühmtestes Werk, die gewaltige Bronzestatue des Perseus mit dem abgeschlagenen Haupt der Medusa.

Cellini war ein großer Frauenheld. Er zeugte etliche Kinder und heiratete erst im Alter von 61 Jahren seine Haushälterin, die ihm zwei Söhne schenkte.

Doch auch in seinen späten Jahren wurde er zweimal inhaftiert, und zwar wegen »widernatürlichem Geschlechtsverkehr«, angeblich sogar wegen Sodomie. Nebenbei in zahllose Duelle verwickelt, ging der Künstler auch sonst keiner Konfrontation aus dem Wege. Sein Dolch, sagte er, sei sein bester Freund.

Ab 1558 schrieb er die Geschichte seines aufregenden Lebens nieder. Die Memoiren galten lange als verschollen, ehe sie 1796 von keinem Geringeren als Goethe entdeckt wurden, den Cellinis Schicksal dermaßen faszinierte, dass er das Buch ins Deutsche übersetzte. Die Biografie inspirierte schließlich auch den Komponisten Hector Berlioz zu der Oper Benvenuto Cellini, in der der Titelheld seinen Nebenbuhler tötet.

Nicht auszudenken, was der gewalttätige Signor Cellini angestellt hätte, wäre er je dem Dieb seiner Saliera begegnet …

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