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Die verhinderte La Traviata Der Streit zwischen Karajan und der Callas

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Nun sei eine Geschichte erzählt, die zwei Musikgenies des 20. Jahrhunderts betrifft: Herbert von Karajan, den bedeutendsten Dirigenten, und Maria Callas, die berühmteste Sängerin ihrer Zeit. Alles hatte so verheißungsvoll begonnen. Mit dem Wunder, dass Maria Callas im Frühjahr 1956 für drei Vorstellungen von Donizettis Schicksalsoper Lucia di Lammermoor an der Staatsoper nach Wien kam. Karajan, der designierte Staatsoperndirektor, hatte das Gastspiel der Mailänder Scala zustande gebracht.

Die 32-jährige Callas war der Star des Abends. Das Publikum tobte. Der 48-jährige Karajan hätte, so wurde hinter den Kulissen gemunkelt, »die Tigerin« gezähmt. Nie zuvor war die Wahnsinnsarie so gesungen worden wie von der Callas in Wien.

Die größte Sopranistin ihrer Zeit wusste, wem sie den Erfolg zu verdanken hatte. Und so fiel die griechische Göttin nach der letzten Lucia-Vorstellung am 16. Juni 1956 im nicht enden wollenden Schlussapplaus auf die Knie und küsste Karajan auf offener Bühne beide Hände.

Das Opernhaus raste, Presse und Publikum waren einer Meinung: Die Primadonna assoluta musste wiederkommen! Da auch die Callas den Erfolg wiederholen wollte, einigte sie sich mit Karajan, im Wiener Festspielsommer 1957 sieben Mal La Traviata zu singen. Abgemacht, mündlich fixiert, als wären solche Auftritte das Einfachste auf der Welt.

Waren sie aber nicht. Für den 4. Mai 1957 war die Vertragsunterzeichnung angesagt. Das Management der Callas forderte 2500 Dollar pro Aufführung. Ausgeschlossen, empörte sich Karajan, sein Gegenangebot lautete: 1600 Dollar als Maximum.


Nicht enden wollender Schlussapplaus nach einer denkwürdigen Aufführung an der Wiener Staatsoper: Herbert von Karajan und Maria Callas

Die Callas rief dem Direktor wütend zu: »Dann singen Sie die Violetta doch selbst!« Karajan zerriss den Vertrag vor den Augen der »Göttin«, die daraufhin wutschnaubend das Direktionszimmer verließ und sämtliche Türen mit lautem Knall hinter sich in die Angeln warf.

Von den geplanten sieben Traviata-Vorstellungen mit der griechischen Opernsängerin hat keine einzige stattgefunden.

So kann’s kommen, wenn sich zwei Genies in die Haare geraten.

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