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»Ich gehöre nicht mehr zu dieser Welt« Das einzige Interview, das die Schratt gab

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Katharina Schratt, so sagt man, hat in ihrem ganzen Leben kein Interview gegeben. Außer einem. In der Wiener Sonn- und Montagspost ist es erschienen, im März 1932. Reporter des Berichts war der später berühmt gewordene Schriftsteller Hans Habe.

Er habe die »gnädige Frau« in ihrem Palais am Kärntner Ring getroffen, schreibt Habe. Sie war bei der Begegnung 77 Jahre alt, er 21 – und der Kaiser seit sechzehn Jahren tot.

Die Schratt erzählte, dass es ihr wirtschaftlich schlecht ginge. »Ich habe versucht, die Möbel der Ischler Villa zu verkaufen. Aus der Hietzinger Villa und dem Haus am Ring habe ich nichts verkauft.«

»Und Ihre Burgtheaterpension?«, fragte Habe.

»Sie wird nicht anerkannt, weil ich durch Heirat (mit dem Diplomaten Nikolaus von Kiss, Anm.) Ungarin wurde. Mein Vermögen hat man mir weggenommen.«

Sie sprach, ohne zu klagen, schreibt Hans Habe, und sie lächelte immer, wenn sie etwas Trauriges sagte. Wie etwa: »Ich gehöre nicht mehr zu dieser Welt. Man betet für ein langes Leben – doch man lebt zu lange.«

Viel Falsches sei über sie verbreitet worden, erklärte sie. »So viel, dass es beinahe hoffnungslos erscheint, es zu korrigieren. Ich habe keinen Grund zu schweigen, aber Angst, missverstanden zu werden. Es ist keine falsche Diskretion, keine Geheimniskrämerei – bloß Angst. Es klingt vielleicht unglaubwürdig, aber ich hätte gesprochen, wenn die Zeiten nicht so ganz anders geworden wären.«

Sie sprach dann vom Ersten Weltkrieg. »Es scheint der große Schmerz ihres Lebens zu sein, dass sie alles unternahm und nichts tun konnte, um seinen Ausbruch zu verhindern.«

Das wär ja eine echte Sensation. Dachte man bisher, die Schratt hätte dem Kaiser nur lustige Geschichten aus dem Burgtheater und vom Casino erzählt, so erfährt man durch Hans Habe, dass sie sich auch in die Politik einmischte. Und um ein Haar den Ersten Weltkrieg verhindert hätte!

»Weitere Fragen« hat Hans Habe »nicht gestellt«. Nur eins schreibt er noch: »Über den Kaiser haben wir nicht gesprochen.«

So viel ich weiß, liegt es am Reporter, welche Fragen in einem Interview gestellt werden. Hat Hans Habe vergessen, die Schratt über den Kaiser zu befragen? Sonderbar für einen so gefinkelten Autor, wie er es war.

Wir wollen ihm hier nicht unterstellen, dass er mit der Schratt nie gesprochen hat. Aber interessant ist’s schon: Amerikanische Zeitungen boten ihr Millionen Dollar für ein Interview. Sie aber lehnte ab. Und gab einem 21-jährigen Journalisten eines, um mit ihm nicht über den Kaiser zu sprechen.

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