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Der Kaiser überwies Unsummen Die geheime Leidenschaft der Katharina Schratt

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Katharina Schratt zählte zu den krankhaftesten Spielerinnen von Monte-Carlo. Die k. u. k. Hofschauspielerin verbrachte Jahr für Jahr zweieinhalb Monate im kleinen Fürstentum Monaco, um ihre Spielleidenschaft zu befriedigen. Und Kaiser Franz Joseph litt darunter – auch weil er sie immer wieder mit gigantischen Summen »auslösen« musste.

Am 23. Februar 1891, nur wenige Tage nach ihrer Ankunft, schrieb Franz Joseph an die Schratt nach Monte-Carlo: »Sie scheinen diesmal wieder arg gespielt zu haben. Wenn ich richtig zwischen den Zeilen lese, so haben Sie Ihr Reisegeld verspielt und werden daher welches pumpen müssen, um die Heimath wieder erreichen zu können.«

Der Kaiser ließ ihr in solchen Fällen Unsummen überweisen, worauf die Schauspielerin ihre Spiel- und Hotelschulden begleichen konnte. Die Schratt verlor jedes Mal ein Vermögen. Dafür entschädigte sie den Kaiser mit den von ihm so geliebten Tratschgeschichten vom Roulettetisch: »Sehr gerührt und unterhalten«, meldete er an die Schratt, »hat mich Alles, was Sie schreiben, um mich wegen Ihres Spiels zu beruhigen, oder viel mehr Sich rein zu waschen. Auf die Geschichten aus Monte-Carlo, die Sie mir in Wien erzählen werden, freue ich mich schon sehr.«


»Auf die Geschichten aus Monte-Carlo freue ich mich schon sehr«, schrieb der Kaiser an Katharina Schratt.

»Der Kaiser wollte ganz genau wissen, was die Tante im Spielsaal erlebt hatte«, erinnerte sich die Schratt-Nichte Katharina Hryntschak, die sie oft nach Monte-Carlo begleitet hatte. »Es waren ja alle dort. Die Rothschilds spielten, die elegante Gräfin Potocka oder Cäcilia, die Mutter des deutschen Kronprinzen. Am meisten hat der Kaiser sich aber gefreut, dass Victor Adler, der Führer der österreichischen Sozialdemokraten, ein leidenschaftlicher Spieler war. Darüber wollte Franz Joseph in allen Einzelheiten unterrichtet werden.«

Nun ist es aber so, dass die Spieler eine verschworene Gemeinschaft sind und über alle Gesinnungsgrenzen hinweg an den Roulettetischen eine Front gegen die »Nichtspieler« bilden. »Es war mir daher von meiner Tante und den anderen ausdrücklich verboten worden, außerhalb des Casinos auch nur ein Wort darüber zu verlieren, wer aller spielte. Für den Arbeiterführer Victor Adler wäre das ja sehr peinlich gewesen, wenn seine Spielleidenschaft in Wien publik geworden wäre. Der Kaiser war der Einzige, dem ich’s erzählen durfte. Er hat schallend gelacht, wenn er gehört hat, dass Dr. Adler neben dem Louis Rothschild gesessen ist. Victor Adler hat ausschließlich mit Fünf-Francs-Stücken gespielt und war selig, wenn sich sein Einsatz einmal verdoppelt hat.«

Der Kaiser hingegen musste im Lauf der Jahrzehnte gigantische Summen an die Schratt nach Monte-Carlo überweisen.

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