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3. Kapitel

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Moskau/Sankt Petersburg im Spätherbst 2005


»Es ist eine Nachricht für uns eingegangen«, sagte Major Semjonow. Er reichte Oberst Novikov eine Mail, die aus der unmittelbaren Umgebung Smirnovs kam. Sie war von Anastasija Saizew, die der Geheimdienst auf den Mann angesetzt hatte.

»Sie erfüllt nicht, was wir ihr aufgetragen haben«, stellte der Oberst prägnant fest. »Wir müssen sie unbedingt im Auge behalten, Jegor Antonowitsch. Ich kann keine Niederlage in dieser Angelegenheit gebrauchen.«

Der Oberst steckte sich umständlich eine Papyrossa an.

Diese stinkende Papyrossa. Eine Scheißgewohnheit. Früher sind die Komsomolzen damit im Ural auf dem Waldklo gesessen. Das war ungeheuer entspannend um die untere Lendenseite. Nichts mit Kaukasischer Fliege, dachte Semjonow. Aber heute? Wer so etwas raucht, der steckt auch Häuser an und schläft in fremden Betten.

Oberst Novikov hielt ihm grinsend die Schachtel hin. »Auch eine?«

Semjonow schüttelte den Kopf. »Danke, Sie wissen doch, dass ich nicht rauche. Das Zeug würde mich umbringen.«

»Ein Rachenputzer.« Er kniff ein Auge zu. »Für harte Männer.«

»Der Krebs reitet immer mit, mit jedem Zug«, protestierte Semjonow.

»Papperlapapp, Jegor Antonowitsch. Einen Tod kann man nur sterben. Das neumodische Zeug ist parfümiert und auch nicht besser. Was gibt es sonst noch?«

»Einen Bericht über das Verschwinden eines sehr wertvollen Schmucks in der Eremitage.«

Oberst Novikov ließ sich den Bericht geben, der von einem Verbindungsmann angefertigt wurde, den man für das FSB verpflichtet hatte. Der Mann war nicht der einzige Informant aus der Eremitage, aber der einzige in unmittelbarer Nähe des Leiters der Abteilung mittel- und westeuropäische Kunst, Prof. Boris Iwanowitsch Wolkow.

»Wolkow ist verantwortlich für diese Sauerei?«

»Ich denke, ja. Man müsste ihn jetzt glatt verhaften, sofort.«

Oberst Novikov schwieg eine Weile. Die Papyrossa war zu Ende geraucht, und er schnippte sie lässig in den Aschenbecher, bevor er antwortete: »Wir überprüfen ihn noch einmal. Finanzen, seine ganzen Kontakte et cetera. Wenn wir ihn jetzt festnehmen, warnen wir den, den wir tatsächlich haben wollen. Und außerdem gefährden wir unsere Einkäufe deutscher Impressionisten, mit denen wir gute Geschäfte machen.«

Major Semjonow wusste nur zu gut, dass Oberst Novikov keine Einwände würde gelten lassen, und schwieg. Es war ein Glück, dass im Zuge der Geheimdienstreform 2003 die Föderale Agentur für Regierungsfernmeldewesen und Information FAPSI auf Erlass des russischen Präsidenten Putin aufgelöst wurde. Die FAPSI-Abteilungen des Bereichs Informationsgewinnung wurden in den Inlandsgeheimdienst FSB integriert, das Regierungsfernmeldewesen unter dem Abteilungsnamen Служба специальной связи и информации, Спецсвязь России, kurz SSSI, dem Nachrichtendienst des Präsidenten FSO zugeordnet. Der SSSI – das Äquivalent zur amerikanischen NSA – hat nahezu unbegrenzte Vollmachten zum Abhören der Internet-Kommunikation. Mit dem System SORM hat der Dienst auch direkten Zugriff auf die Server der russischen ISPs. Mehrfach wurden abgeschnorchelte E-Mails und Telefonate der regierungstreuen Presse zugespielt, um Oppositionelle zu verunglimpfen. www.Vkontakte.ru, das bedeutendste soziale Netzwerk in Russland mit 200 Millionen Mitgliedern, kooperiert mit dem FSB und leitet Daten von Oppositionellen reibungslos an den Geheimdienst weiter. Und über diesen Kanal kamen nun auch alle Kontakte an, welche die Beteiligten der von seiner Abteilung geführten Operation EXPRESSION im In- und Ausland über diese Kommunikationsmöglichkeiten loswurden.

»Dann gebe ich das jetzt an die zuständige Abteilung in Sankt Petersburg weiter«, sagte Major Semjonow leise.

Novikov hielt beim zweiten Lesen des Berichts inne und starrte einen Augenblick nachdenklich vor sich hin. Als er sich gefangen hatte, sagte er: »Sie fliegen nach Sankt Petersburg, Semjonow, und lösen das vor Ort.«

Monet und der Tod auf der Insel

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