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Die Vulva als heiliges Geschlecht Die Venus von Willendorf
ОглавлениеBei Bauarbeiten beim österreichischen Willendorf entdeckten Arbeiter 1908 eine ca.11 cm grosse Skulptur die eine Frau darstellte und von Experten auf ein Alter von 20‘000 Jahren geschätzt wurde. Sie bestand im Wesentlichen aus Brüsten Po und Oberschenkeln, offensichtlich ein Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit. Sie galt geraume Zeit als die älteste Skulptur eines menschlichen Körpers.
Dann fand man die Venus von Hohlefels (35‘000 Jahre alt), womit der Anfang wohl kaum erreicht sein wird. Die weit überwiegenden Funde waren weiblich und einige vom Geschlecht nicht eindeutig zuzuordnen.
Soweit mir bekannt ist, wurden in den archaischen Kulturen Frauen als Empfangende und Gebärende hoch verehrt. Wahrscheinlich weil sie die Energie besassen neues Leben hervorzubringen und zu bewahren. So waren die Vulva und die Brüste die zentralen Symbole für den Fortbestand der Sippe oder Horde. Ihre massiven Oberschenkel das Zeichen für Energie, Widerstandskraft und Gesundheit.
Anthropologische Forschungen haben ergeben, dass es ausser dem Gebären, Stillen und behüten des Nachwuchses (was wahrscheinlich ältere Sippenmitglieder taten) keine weitere geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungen gab. Dies wurde vor allem von der Armmuskulatur abgeleitet, die bei Männern wie Frauen gleichstark ausgeprägt war. Wenn Frauen im alltäglichem Überleben gleiches leisteten wie Männer, werden sie auch im sozialen Kontext gleichberechtigt gewesen sein, und durch die Fähigkeit des Gebärens eher noch eine dominante Rolle eingenommen haben. Wenn sie deshalb verehrt wurden, so ist nach wie vor völlig offen wie das geschah. Die kleinen Skulpturen aus jener Zeit lassen alle möglichen Interpretationen zu.
Bis zum heutigen Tag hat sich die Rolle der Frau ständig und meistens zu ihrem Nachteil verändert. Beispielsweise wird die Mutter heute weniger als empfangende sondern ausschliesslich als die Gebärende und Behütende geehrt (wenn auch meistens nur am staatlich installierten Muttertag). Mutter und Sexualität scheint aber ein Tabu zu sein. Eine sexuell aktive Mutter würde aus ihr eine verlangende Frau machen, was das Ideal der dienenden, sich unterordnenden opferbereiten Mutter empfindlich stört. Eine Ehefrau und Mutter mit einem Liebhaber oder sogar eine verwitwete Mutter mit einem Liebhaber rutschten vor noch nicht so langer Zeit automatisch in die Nähe einer verachteten Hure. Was in abgelegenen Gegenden von der Gesellschaft tendenziell immer noch so reflektiert wird.
Die sexuelle Askese wurde von alleinstehenden Frauen nicht gefordert sondern vorausgesetzt. Hier hat die Männerdominanz massive moralische Dogmen errichtet. Das war nicht immer so, wie ein Blick in unser kulturelles Altertum beweist.