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Die magische Kraft der Vulva im Mittelalter
ОглавлениеDieser Prozess verlief langsam über viele Generationen. Die Verbreitung des Christentums im Mittelalter ging mit einer Vermischung von heidnischen Gottheiten und Mythen einher. Eine einmal verinnerlichte Mystik lässt sich nicht so ohne weiteres aushebeln.
Der Bau der ersten Kirchen wurde von Mönchen und Freiwilligen aus den Gemeinden betrieben. Um den Widerstand so klein wie möglich zu halten gab es viele Zugeständnisse bisherige Bräuche zu integrieren. Dabei achteten die Kleriker darauf, dass solche ausserhalb der Kirchen stattfanden um den Schoss der Kirche, das Innere davon rein zu halten.
So gab es im ursprünglich keltischen Irland beispielsweise ausserhalb einen ausgehöhlten Stein um den herumprozessiert wurde um die bösen Geister in die Aushöhlung zu locken, die der Priester plötzlich mit einem anderen Stein verschloss, um so die bösen Geister gefangen zu halten.
Auch finden wir bis in die Gotik viele Steinfiguren die aus dem Heidnischen kommen, so auch ihre Vulva zeigenden Frauen, wie die als Kragstein dienende Nonne der Abteikirche von Saint Radegonde, Poitiers 13. Jahrhundert.
Im angelsächsischen Raum werden sie Sheela-na-gig genannt. Ein keltischer Begriff, der so etwas wie Hexe bedeuten soll.
Es ist anzunehmen, dass wie in etlichen Mythen beschrieben das entblösste weibliche Geschlecht die bösen Geister vertreibe oder von ihrem verderblichen Tun abhalten. Man glaubte, dass so selbst Tote wieder erweckt werden könnten und sich nach einer Fabel von Lafontaine selbst der Teufel davon besiegen lässt. Solche Figuren gab es auch an weltlichen Gebäuden, wie am Stadttor von Porta Tosa.
Und der mythische irische Held Cuchulian wird durch 150 Frauen die die Röcke heben, davon abgehalten, gegen sein eigenes Volk zu kämpfen.
Die Kirche tat damals alles um die heidnische Spiritualität zu vereinnahmen. Waren die Welten der Götter und Naturgeister allgemeiner Besitz sodass jedermann seine eigene spirituelle Welt entwickeln konnte, so vereinnahmte die Kirche die Glaubensspiritualität für sich und machte aus den Gläubigen demütig Dienende.
Um die kirchliche Macht zu verankern, gab es viele Ge- und Verbote. Manche Einschränkungen würden wir heute als sadistisch bezeichnen. In Irland wurden bis Anfang des vorigen Jahrhunderts Kinder die vor der Taufe starben auf einem abgelegenen Feld namenlos verscharrt und es war den Müttern verboten diese Orte zu besuchen.
Der kirchlich geformte Monotheismus gab den Männern in den Familien mehr Macht und schwächte die weibliche Würde. Ihre Spiritualität war für die Kirche der bedrohlichste Widerstand, der mit allen Mitteln bekämpft werden musste.
Das bestätigt die Sage vom heiligen Patrik, der alle Schlangen aus Irland vertrieb. Da es aber niemals Schlangen in Irland gab, besagt die Metapher dass er das Heidentum vertrieb und speziell den Frauen austrieb, die sich bei Not (Krankheit, Hunger, etc,) immer wieder an die überlieferten Geister wandten (was einige bis heute tun).
Wie gross auch die, meistens von Männern verursachte alltägliche Not war, die Frauen hatten zu gebären und irgendwie einen Weg zu finden die Familie über Wasser zu halten. Wer in den unteren sozialen Schichten als Mädchen geboren wurde, hatte meist ein erbärmliches ohnmächtiges Schicksal vor sich. Die magische Kraft ihres Geschlechts hatte sich ins Nichts aufgelöst.