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Die Geschichte der Briefmarke

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Bekanntlich haben die Briten das Kleinod für den Briefverkehr erfunden: Im Jahr 1840 erschien die erste Briefmarke der Welt in London. Sie wurde von Rowland Hill entworfen und zeigte das Porträt von Königin Victoria.

Deutschland zog etwas später nach. Im Jahr 1851 konnte man erstmals im damals sehr fortschrittlichen Großherzogtum Baden einen Brief mit einer Neun-Kreuzer-Marke frankieren. Hätte ihr Urururgroßvater einen netten Brief an seine Geliebte in Karlsruhe geschrieben und die Marke für Sie aufbewahrt, hätten Sie heute immerhin ein Vermögen von 1,5 Millionen Euro und könnten Ihren Lebensabend auf einer Jacht im Mittelmeer und nicht in Karlsruhe verbringen.

WISSENSWERT

Den eigentlichen Ruhm, die Briefmarke in Deutschland eingeführt zu haben, gebührt natürlich den Bayern. Schon im November 1849 kam der „Schwarze Einser“ heraus, der den Wert von einem Kreuzer hatte. Diese Marke ist besonders wertvoll; denn sie wurde erstaunlicherweise am 1. November aufgelegt, also an Allerheiligen – einem katholischen Feiertag in Bayern. Da kaum ein Postamt geöffnet hatte, gibt es so gut wie keine abgestempelten „Schwarzen Einser“.

Eines der wenig erhaltenen Exemplare ziert einen Brief aus Deggendorf. Danach beschloss das Königreich Bayern übrigens sehr bald, den „Schwarzen Einser“ zu ersetzen; denn die Marken konnten mit der schwarzen Stempelfarbe nur schlecht entwertet werden. Auf dem schwarzen Hintergrund war der Stempel kaum zu erkennen. Deshalb beschloss die Postverwaltung in München, rosafarbene, rote und orangefarbene Marken herauszugeben. Damals waren in Bayern noch keine Motive auf den Postwertzeichen üblich (der obligatorische Enzian, ein Stillleben mit einer bayerischen Brotzeit und das Alpenpanorama sind uns also erspart geblieben).

Der „Schwarze Einser“ ist leider in einer Auflage von fast 833.000 Stück erschienen und gilt daher nicht als sehr selten. Ein gut erhaltenes Exemplar erzielt dennoch heute einen Marktwert zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Im Jahr 2010 erbrachte ein Bogen mit 90 „Schwarzen Einsern“ bei einer Auktion einen Zuschlag von immerhin 300.000 Euro.

WISSENSWERT

1841 gab es bereits Briefmarken in den USA, und 1843 führte Brasilien die so genannten „Ochsenaugen“ ein, die ihren Namen dem Kreis verdanken, der die Zahl umgab. Brasilien behielt die lustige Bezeichnung bei und nannte spätere Editionen im 19. Jahrhundert „Katzen-“ und „Ziegenaugen“. Wenig kundenfreundlich war indes die Handhabung. Man musste die Briefmarke noch selbst mit einer Schere vom Bogen schneiden (welch ein Glück, dass wir heute sogar selbstklebende Marken haben).

Zu den Vorreitern in der Geschichte der Briefmarke zählen auch die Schweizer Kantone Zürich (1843) und Genf (1843). 1850 folgten die Staaten Österreich (mit dem „Wappenschild“), Preußen, Schleswig-Holstein und Hannover. Der Vatikanstaat entschloss sich erst 1929, eigene Briefmarken herauszubringen.

Die zu Dänemark gehörenden Faröer-Inseln stießen erst 1975 zur Briefmarkengemeinde vor, als der Archipel zum eigenständigen Postgebiet erhoben wurde. Die autonome und jahrhundertealte Mönchsrepublik Athos im Norden Griechenlands brachte gar erst im Jahr 2008 ihre eigenen Postwertzeichen heraus.

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