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Der Sonderfall: Amerikanische Goldmünzen
ОглавлениеDie USA sind in der Numismatik ein exotischer, aber interessanter Sonderfall. Zum einen haben es dort Anleger wesentlich einfacher als in Europa. In den USA gibt es nämlich ein differenziertes einheitliches Bewertungssystem, nach dem eine Münze eingestuft wird. Schon beim Kauf vom Händler wissen Sie, welchen Erhaltungsgrad die Münze hat.
Hierzulande hingegen gehen die Meinungen weit auseinander, so dass Ihre Münze unter Umständen viel schlechter bewertet wird, als Sie anfangs dachten. Damit kann ein drastischer Wertverlust einhergehen. Die Katalogpreise gehen immer von der besten Erhaltungsstufe aus. In der Praxis ist diese so gut wie nie gegeben. Ähnlich wie bei Briefmarken sind daher die Wertangaben in Katalogen drastisch zu reduzieren, um eine realistische Vorstellung von den tatsächlichen Preisen zu erhalten.
WISSENSWERT
In den USA hingegen werden Münzen nach einem standardisierten System eingeordnet, das sich in der Regel als zuverlässig erweist. Beim Händler erhalten Sie ein eigenes Echtheitszertifikat, das den Erhaltungsgrad offiziell ausweist. Als Maßstab und Instanz dienen zwei Verbände, nämlich der Professional Coin Grading Service (PCGS) und die Numismatic Guaranty Corporation (NGC), die dieses System entwickelt haben und so für ein hohes Maß an Transparenz sorgen. Im Vergleich dazu ist der traditionelle Münzhandel in Europa wenig anlegerfreundlich.
Eine zweite Besonderheit, die nur Goldmünzen betrifft, ergibt sich aus der amerikanischen Geschichte. Nach der schweren Weltwirtschaftskrise von 1929 beschloss der Präsident 1933, ein vollständiges Goldverbot zu erlassen. Goldmünzen mussten gegen einen staatlich festgelegten Kurs zwangsweise in US-Dollar umgetauscht werden. Banksafes konnten nur in Gegenwart eines Beamten geöffnet werden. Wer den Goldbesitz verschwieg und erwischt wurde, musste mit harten Strafen rechnen. Erst Mitte der siebziger Jahre wurde das Goldverbot in den USA wieder aufgehoben. Auch in anderen Ländern – in Deutschland in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit – gab es ein umfassendes Goldverbot, das rigoros umgesetzt wurde. Selbst staatliche Gold- und Silbermünzen wurden in Deutschland eingezogen.
In den USA ließ Präsident Roosevelt die Goldmünzen einschmelzen. Experten gehen davon aus, dass über 90 Prozent aller Goldmünzen, die vor 1933 ausgegeben wurden, auf diese Weise unwiderruflich im Schmelztiegel verschwanden und zu Goldbarren gegossen wurden. Aus diesem Grunde wurde das Angebot an amerikanischen Goldmünzen durch diese staatliche Maßnahme künstlich verknappt. Solche Münzen sind daher eine wahre Rarität, was sich in den Preisen niederschlägt. Hinzu kommt, dass im 19. Jahrhundert bereits schon einmal eine Einschmelzung stattgefunden hat. Im Jahr 1834 hatte der US-Präsident beschlossen, die Goldmünzen aus dem Zeitraum von 1795 bis 1834 dem Geldkreislauf zu entziehen. Auch diese Münzen verschwanden fast vollständig im Schmelztiegel.
Daher sind gerade amerikanische Goldmünzen als Investment lukrativ. In Europa hingegen – insbesondere in Deutschland – gab es unzählige Fürstentümer, Grafschaften, Königreiche, geistliche Territorien und Stadtstaaten, die ein eigenes Münzrecht hatten. Hinzu kommen Zwergstaaten wie Monaco, Luxemburg, Liechtenstein, San Marino, Andorra und die Schweizer Kantone, was bei der Münzprägung zu einer kaum überschaubaren Vielfalt und zu einem numismatischen Flickenteppich führt.