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Vorwort des Reihenherausgebers

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Nicht erst seit der ‚Kulturkampf‘-Parole Bismarcks „Nach Canossa gehen wir nicht“ gehört die Umbruchzeit des späten elften und beginnenden zwölften Jahrhunderts zu den Lieblingsthemen der deutschen Mediävistik. Die Erforschung der kirchlichen Reformbewegung stand dabei, international gesehen, im Vordergrund, da sich hier Entwicklungen konzentrierten, die die gesamte lateinische Christenheit betrafen. Dabei wurde vor allem durch die Sprengung der herkömmlichen Grenzen von allgemeiner mittelalterlicher Geschichte und mittelalterlicher Kanonistik im Ganzen und im Detail eine vertiefte Sicht des Geschehens erreicht. Diese vielfach neuen Forschungsansätze sind in den Band dieser Reihe von Uta-Renate Blumenthal über Gregor VII., die bedeutendste Gestalt der Kirchenreform, eingegangen. Für die deutsche Geschichte steht dabei der sogenannte Investiturstreit zwischen Gregor VII. und seinen Nachfolgern auf dem päpstlichen Thron und Heinrich IV. und seinem Nachfolger im Vordergrund, obschon längst erkannt wurde, dass der Streit um die Laieninvestitur selbst im Reichsgebiet nur einen Teil der Problematik dieser Jahrzehnte umfasst, und so wurde dieser Begriff, der in die angelsächsische, französische und italienische Forschung im Wesentlichen von deutschen Forschern exportiert wurde, dort nie so recht heimisch. Sehr rege war jedoch in den letzten Jahrzehnten auch die deutsche Forschung über das Königtum dieser Zeit. Vor allem wurde die Frage der Entsakralisierung ausführlich diskutiert, und auch hierbei wurden ältere Auffassungen modifiziert. In Gesamtdarstellungen, Ausstellungen und ertragreichen Sammelbänden wurde eine Vielzahl von Aspekten der Salierzeit untersucht und teilweise neu beleuchtet. Der zentralen Gestalt, Heinrich IV., wurde jedoch in der deutschen Mediävistik bislang keine umfangreiche neue Darstellung zuteil; diesem Herrscher widmete vielmehr I. S. Robinson in enger Kooperation mit den deutschen Spezialisten und unter vorzüglicher Verwertung der deutschen Forschung 1999 die erste ausführliche Darstellung in englischer Sprache. Das Buch zeichnet sich wie das noch umfangreichere Gegenstück von H. E. J. Cowdrey über Gregor VII. durch die der englischen Geschichtsschreibung eigene nüchtern-pragmatische Darstellung aus.

Das vorliegende Werk bricht mit der in der deutschen Forschung vorherrschenden, durch zeitgebundene Vorstellungen von einer starken Zentralgewalt beeinflussten apologetischen Bewertung Heinrichs IV. und beschreitet neue Wege. Die vielen negativen Urteile seiner Zeitgenossen werden nicht, wie es noch Gerd Tellenbach tat, von vornherein als unglaubwürdig zurückgewiesen, sondern es wird nach ihrem Sitz im Leben gefragt. Besonders Heinrichs Verstöße gegen herkömmliche Prinzipien konsensualer Herrschaft und gegen etablierte Formen der Konfliktbewältigung werden diskutiert. Die an vielen Einzelheiten aufgezeigten neuen Perspektiven, etwa auch bezüglich der Regentschaft und des Verhältnisses des Königs zu Gregor VII., werden, so ist zu hoffen, weitere wissenschaftliche Diskussionen anregen.

Alzenau im Dezember 2005 Peter Herde
Heinrich IV.

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