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3. Kapitel

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„Willkommen in unserem Verein!“ Sven Berger begrüßte den Neuankömmling. „Wie bist du auf uns gekommen?“

„Suchmaschine, ‚unerklärliche Phänomene‘“, antwortete Fischer.

„Okay. Nimm Platz. Wir duzen uns hier alle, einverstanden?“

„Klar. Ich heiße Markus.“ Fischer setzte sich auf einen der Ledersessel und schlug die Beine übereinander. Sein Gegenüber tat das Gleiche. Berger war schätzungsweise Anfang vierzig, etwas korpulent und hatte schwarze, zurückgekämmte Haare.

Fischers Blick schweifte kurz durch den Raum. Das Inventar sah wie eine Sammlung von Sperrmüllfundstücken aus. Er war ein wenig erstaunt, dass an den Wänden Bilder des Roswell-Zwischenfalls prangten, das Foto, das angeblich die Autopsie eines Außerirdischen zeigte, Zeitungsartikel und die Aufnahme eines Ufos. Berger schien seine Irritation zu bemerken und lachte.

„Das mit Roswell war alles Quatsch. Mit solchen Sachen beschäftigen wir uns nicht. Was du siehst, drückt eher unseren Humor und unsere Selbstironie aus. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir unsere Arbeit nicht ernst nehmen würden. Wir verschwenden unsere Energie aber nicht mit Verschwörungstheorien. Trotzdem wollen wir offen für Phänomene sein, die die etablierten Wissenschaftler nicht untersuchen, weil sie Angst haben, ihren Ruf zu verlieren. Die Angst ist weiter verbreitet, als man denkt. Wir versuchen, diese Schere im Kopf möglichst auszuschalten. Nur so kann man unbefangen an die Dinge herangehen und manchmal ungewöhnliche Erkenntnisse gewinnen. Du bist Physiker von Beruf?“

„Ich hab theoretische Physik studiert, bin aber inzwischen Privatier.“

„Privatier?“

„Hab meinen Job verloren. Die Firma, für die ich gearbeitet habe, plante, in die Produktion von Rüstungsgütern einzusteigen. Da wollte ich nicht mitmachen. Meine Eltern haben mir ausreichend Geld hinterlassen, so dass ich ganz gut klarkomme. Ich bin jetzt zweiundfünfzig und suche keine neue Stelle. Wahrscheinlich würde ich in meinem Alter sowieso keine mehr finden. Aber vielleicht kann ich hier etwas Sinnvolles tun.“

„Kannst du bestimmt.“

„Schön. Den Mitgliedsantrag habe ich ausgefüllt. Zu Hause rumsitzen ist nichts für mich.“ Fischer strich sich über den kurzgeschnittenen, grauen Bart. Die ebenfalls weitgehend ergrauten Haare standen ihm wirr vom Kopf ab. „Ich hab keine Familie und keine Hobbys. Der Beruf hatte mich vollständig vereinnahmt. Natürlich könnte ich auch etwas Ehrenamtliches machen, aber ich kann nicht besonders gut mit Menschen umgehen, schätze ich.“

„Ich denke, wir tun mit unserer Arbeit auch etwas für die Gesellschaft. Wir nehmen Mitbürger, die mit ihren Problemen an uns herantreten, ernst, hören sie an. Manchmal hilft das bereits. Eines unserer derzeitigen Projekte sind Wahrnehmungen tieffrequenter Geräusche in mehreren Städten. Das Brummen scheint echt zu sein, aber die Ursache konnten wir bisher nicht klären. Wir vermuten, dass die Töne geologischen Ursprungs sind.“

„Das klingt interessant.“

„Damit beschäftigen sich Fred und Michael. Fred ist Akustiker und Michael Physiker wie du. Na ja, du wirst noch alle kennenlernen. Einmal im Monat kommen wir zusammen und tauschen unsere Erfahrungen aus. Wir sind mit dir jetzt dreiundzwanzig. Jeder von uns hat sein Spezialgebiet. Unsere Mitglieder kommen aus den verschiedensten Berufen. Es sind zwar überwiegend Akademiker, aber wir verstehen uns auf keinen Fall als elitären Haufen.“ Berger grinste. „Hast du Angst vor Spinnen?“

„Nee.“

„Wir haben vor ein paar Tagen einen Fall reinbekommen. Angeblich ist eine Riesenspinne gesichtet worden, eine Art, die es bei uns gar nicht gibt. Jemand soll sich zu Tode erschreckt haben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat einen Herzschlag bekommen. Das Tier ist spurlos verschwunden. Vermutlich ist es irgendwie aus dem Ausland eingeschleppt worden. Allerdings weiß niemand, wie es an den Ort gelangt ist, an dem es gesichtet wurde. Es existiert sogar ein Foto von der Spinne. Wenn du willst, kannst du dich um das Projekt kümmern.“

„Gerne.“

„Ich gebe dir den Link zu den Unterlagen. Da steht alles drin. Die Vorgeschichte, Ansprechpartner und so weiter. Der Anruf kam von einer Nadja Linddorf.“

Markus Fischer gefiel das Konzept des Vereins, der sich Akte Z nannte, und er war gespannt auf seinen ersten Fall. Er rief Nadja Linddorf an. Sie war sofort zu einem Treffen bereit und empfing ihn in ihrer Wohnung.

Die zierliche Frau mit den schulterlangen, rotblonden Haaren schätzte Fischer auf Anfang vierzig. Sie hatte in seinen Augen das gewisse Etwas, das ihn sofort gefangen nahm, ohne dass er es hätte erklären können.

„Danke, dass Sie gekommen sind“, sagte sie mit einem offenen Lächeln, als beide am Couchtisch Platz genommen hatten. „Sie wissen, worum es geht?“

„Ich kenne nur das, was Sie uns mitgeteilt haben. Es geht um eine mysteriöse Spinne?“

„Ja. Sie hat den Partner meines Bruders getötet und auch Axel angegriffen. Aber zum Glück war Axel nur bewusstlos. Nach einigen Stunden ist er wieder aufgewacht. Ein Mitarbeiter hat ihn gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Man hat nicht feststellen können, was seine Ohnmacht verursacht hat. Die Ärzte haben ihm die Geschichte mit der Spinne nicht abgenommen, worüber mein Bruder ziemlich sauer war. Er weiß übrigens nicht, dass ich mich an Ihren Verein gewandt habe. Ich bin mir auch nicht sicher, dass er das gutheißen würde. Aber ich habe das Gefühl, dass etwas äußerst Mysteriöses hinter der Sache steckt. Ich hab lange recherchiert und auch bei den Kollegen im Bio-Institut nachgefragt, ob sie die Spinnenart kennen. Auch mich hat man nicht so richtig ernst genommen. Jedenfalls ist bei meinen Recherchen nichts herausgekommen.“

„Sie sind Biologin?“

„Ja. Ich hab mich aber nach dem Master für das Lehramt entschieden und unterrichte jetzt Biologie und Chemie. Mit Spinnen kenne ich mich zwar nicht besonders gut aus. Aber es sind faszinierende Tiere, und ich hab im letzten Jahr zusammen mit dem NABU ein Schulprojekt zu dem Thema durchgeführt. Die heimischen Spinnen sind allesamt harmlos. Manchmal kann es vorkommen, dass beim Import von Früchten gefährliche Arten mitreisen, wie die brasilianische Wanderspinne. Ihr Biss kann tödlich sein. Vor einiger Zeit musste ein Supermarkt wegen solch eines Vorfalls evakuiert werden. Aber bei den Attacken auf meinen Bruder und seinen Partner muss etwas anderes passiert sein. Den Biss und das Gift hätte man nachweisen können.“

„Wäre es möglich, mit Ihrem Bruder zu sprechen?“

„Wir fahren ganz einfach zu ihm in die Firma. Nachdem ihm bisher niemand geglaubt hat, wird er vielleicht froh sein, wenn Sie ihn anhören und die Angelegenheit ernst nehmen.“

Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Dort stand ihr Wagen. Der Weg zur Firma dauerte nur wenige Minuten.

Nadjas Bruder reagierte nicht so, wie sie es erwartet hatte. Es war ihm anzumerken, dass er dem Fremden, den sie anschleppte, argwöhnisch gegenüberstand. Aber Fischer gelang es trotz seiner, wie er selbst glaubte, mangelnden Menschenkenntnis, einen Draht zu ihm zu finden. Er zeigte durch gezielte Fragen Interesse an dessen Arbeit.

Sie saßen in der Besprechungsecke, die Axel Brink in seinem Büro für Kundenbesuche eingerichtet hatte.

„Wo liegen die Grenzen Ihrer Drucktechnik?“, fragte Fischer schließlich.

„Eigentlich nur im Material und natürlich in der Modellierung, wobei Letzteres keine echte Begrenzung ist. Im Prinzip kann man fast alles realisieren, wenn man die entsprechende Kenntnis besitzt. Aber um Ihrer nächsten Frage vorzugreifen: Eine lebende Spinne kann man natürlich nicht kreieren.“

„Das wäre nicht meine nächste Frage gewesen.“ Fischer lachte. „Das fiele wohl eher in den Bereich der synthetischen Biologie. Wo liegen die Begrenzungen hinsichtlich des Materials?“

„Na ja. Wir können die üblichen Metalle verwenden. Auch Edelstahl, Bronze, Titan, Silber und Gold sind kein Problem. Wir benutzen sowohl das Selektive Lasersintern als auch das Selektive Laserschmelzen, SLS beziehungsweise SLM genannt.“

„Können Sie auch Halbleiter herstellen?“

Brink sah seinen Besucher erstaunt an. Es verstrich eine lange Pause, bevor er antwortete.

„Im Prinzip, ja. Aber das entsprechende Know-how haben wir nicht. Die Idee ist …“ Brink fuhr sich über das kurzgeschnittene blonde Haar. „Die Idee hat was. Sie ist interessant. Sie glauben doch nicht …?“

„Ich versuche nur, das Undenkbare zu denken. Zumindest, wenn die gewöhnlichen Theorien nicht weiterführen, hilft das manchmal.“

Brink stand auf und lief im Büro auf und ab. Nadja hatte bisher nur zugehört. Jetzt sah sie Fischer und dann ihren Bruder an.

„Kann mich mal einer von euch aufklären, was ihr da gerade ausbrütet?“

„Was wäre, wenn es sich nicht um ein lebendiges Ding handelte, sondern um ein künstliches Wesen, einen Roboter?“ Fischer beobachtete Nadjas Reaktion, während er sprach.

Sie öffnete ihren Mund, als wollte sie etwas sagen, brachte aber nur ein Kopfschütteln zustande.

Brink setzte sich wieder. „Das ist völlig unmöglich. Ich hab gesehen, wie natürlich es sich bewegt hat. So etwas könnte niemand konstruieren. Die Spinne sah nicht nur äußerlich echt aus, sie verhielt sich auch so. Jedenfalls soweit ich das beobachten konnte. Außerdem, selbst wenn so etwas möglich wäre, wer sollte Interesse daran haben, so ein Tier nachzubilden? Das ist doch völliger Unsinn.“

„Ist der Drucker vernetzt?“

„Ja, natürlich.“

„Internet?“

„Ja. Aber selbstverständlich ist der Zugang geschützt. Da kommt niemand ran, der nicht autorisiert ist. Außerdem werden alle Jobs im Steuerprogramm aufgelistet. Ich hätte es bemerkt, wenn jemand von extern einen Druck gestartet hätte.“

„Ein Hacker?“

Brink antwortete nicht. Er stand erneut auf und setzte sich an seinen Computer. Nach einigen Minuten kam er zurück, ließ sich in den Schalensessel fallen und schloss für einen Moment die Augen.

„Was ist los, Axel?“, fragte Nadja.

„Es ist kein fremder Job gelistet. Wahrscheinlich wurden die Aufträge gelöscht. Aber in einigen Backups sind Auffälligkeiten vorhanden. Verdammt! Was geht hier vor?“

„Können Sie feststellen, wie der fremde Druckauftrag aussah?“

„Nur, wenn er mit unserem Programm erstellt wurde. Anderenfalls könnte man lediglich mit einiger Mühe die einzelnen Anweisungen rekonstruieren.“

„Das würde sich vielleicht lohnen.“

„Hm, ja. Ich will wissen, was passiert ist. Jemand hat meinen Freund und Partner umgebracht, und ich will, dass derjenige zur Rechenschaft gezogen wird.“

„Wir müssen die Polizei einschalten, Axel“, sagte Nadja.

„Die werden uns auch jetzt nicht glauben. Ich finde es ja selbst nicht vorstellbar.“

„Können Sie den Druckjob erneut ausführen?“, fragte Fischer.

„Verdammt, ja. Das ist eine gute Idee!“

„Könnten Sie ihn verändern?“

Brink schüttelte den Kopf. „Das wird kaum möglich sein, ohne die Befehlssequenzen genau zu verstehen.“

„Ich meine: Könnten Sie ergänzende Bestandteile hinzufügen?“

„Vielleicht. Das müsste möglich sein. Worauf wollen Sie hinaus?“

Fischer beugte sich vor. „Sie haben beim zweiten Mal nicht dieselbe Spinne gesehen. Es existieren mehrere Exemplare. Und die sind alle verschwunden.“

„Sie glauben, dass mehrere gedruckt wurden? Das muss ich prüfen. Dann muss es weitere Druckdateien im Backupverzeichnis geben.“

„Davon bin ich überzeugt. Vielleicht können wir herausfinden, wohin sie verschwunden sind.“

„Wenn wir ein weiteres Exemplar herstellen und einen GPS-Tracker hinzufügen, könnten wir es verfolgen.“

„Genau darauf wollte ich hinaus.“

„Ein Sender, wie er bei der Verfolgung von Vogelflugrouten eingesetzt wird?“, fragte Nadja.

Ihr Bruder nickte. „Weniger als einen halben Zentimeter groß. Das Problem wird sein, den Sender an einer günstigen Stelle anzubringen und mit Strom zu versorgen. Dafür müsste ich zumindest grob wissen, wie das Monster konstruiert ist. Ich denke, dass ich das hinkriege. Für die Realisierung brauche ich einige Tage – und Nächte.“

„Die Spinne, der Roboter, oder wie man das Ding nennen soll, ist gefährlich. Es hätte auch dich fast umgebracht.“

„Ich werde vorsichtig sein. Wenn unsere Theorie stimmt, können wir jetzt die Kontrolle übernehmen. Ich werde die Internetverbindung kappen. Allerdings …“

„Allerdings?“

„Es ist nicht vollständig auszuschließen, dass sich ein Trojaner ins Firmennetzwerk eingenistet hat“, beantwortete Fischer Nadjas Frage.

„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“

„Wir haben keine andere Möglichkeit“, sagte Brink. „Ich muss wissen, was hier vorgeht.“

Fischer stimmte zu. „Wer so eine Kreatur konstruiert, verfolgt einen Plan. Und es spricht einiges dafür, dass es kein harmloser Plan ist.“

„Haben Sie einen Verdacht?“

„Nein. Aber wir sollten versuchen, die Absicht der Konstrukteure herauszufinden.“

„Du könntest den Drucker einfach abschalten, Axel. Zieh den Stecker. Dann ist der Spuk vorbei“, sagte Nadja.

„Dann erfahren wir nie, was passiert ist und wer Stefan ermordet hat. Außerdem hatte unser Vorgängermodell C1 ähnliche Möglichkeiten. Und natürlich gibt es Konkurrenzprodukte, die zwar mit einem etwas anderen Verfahren arbeiten, aber im Prinzip das Gleiche leisten. Wer sagt uns, dass die Angreifer nicht bereits anderswo Spinnen oder andere Robotertiere erschaffen haben? Wobei mir völlig unklar ist, wer zu so etwas fähig sein könnte.“

„Vielleicht ein ausländischer Geheimdienst“, sagte Fischer.

„Ja. Vielleicht. Aber mit welcher Absicht?“

Fischer zuckte mit den Schultern. „Die Spinne hat Sie berührt?“

„Ja.“ Brink legte sein rechtes Bein über das linke und schob die Socke etwas nach unten. Hier ist noch der Biss zu sehen.

Fischer beugte sich vor und betrachtete die Wunde. „Sieht aus wie eine Strommarke.“

„Was?“

„Bei einem elektrischen Schlag entstehen solche Stellen auf der Haut. Haben die Ärzte das nicht bemerkt?“

Brink lachte und zog die Socke hoch. „Die haben nur Puls und Blutdruck geprüft und mich dann wieder entlassen. Aber bei Stefan hätten die Gerichtsmediziner so etwas entdecken müssen.“

„Soweit ich weiß, treten die Brandmarken nicht immer auf, sondern sind vom Hautwiderstand abhängig.“

„Sie glauben, dass die Kreatur durch Stromschläge tötet?“

„Das wäre zumindest denkbar. Wahrscheinlich geht es aber nicht ums Töten. Vermutlich will sie nur den Angreifer außer Gefecht setzen.“

„Will? Sie will?“ Nadja lachte. „Glauben Sie, dass das Ding intelligent ist?“

„Das ist nicht auszuschließen. Aber vielleicht reagiert es lediglich auf gewisse Umweltsignale.“

„Die Sache mit dem GPS-Tracker ist eine gute Idee. Ich werde euch benachrichtigen, wenn ich so weit bin“, sagte Brink.

„Sei vorsichtig, Axel“, mahnte Nadja.

„Sollen wir uns nicht duzen?“, fragte Nadja, als Fischer und sie vom Firmenparkplatz fuhren.

„Gerne. Ich bin Markus. Zweiundfünfzig, frisch geschieden.“

„Nadja, seit einigen Jahren vierzig und ebenfalls geschieden. Ich hab eine Tochter, Sabine. Sie studiert in Wisconsin, USA. Zwei Semester Volkswirtschaft im Rahmen eines Austauschprogramms. Wir sehen uns leider nur selten.“

„Ich hab keine Kinder. Aber eine Katze. Sie heißt Ronja. Damit hätten wir unser Profil ausgetauscht.“ Fischer lachte.

„Was machst du beruflich?“

„Ich bin arbeitslos. Hab den Job vor einiger Zeit hingeworfen. Meine Ersparnisse und eine Erbschaft reichen bis zur Rente. Jetzt kann ich mich um meine Katze und um außergewöhnliche Phänomene kümmern.“

„Was hältst du von der Sache? Glaubst du wirklich, dass wir es mit einer künstlichen Spinne zu tun haben?“

„Alles spricht dafür. Irgendjemand treibt einen immensen Aufwand, und mir ist völlig unklar, was derjenige bezweckt. Jedenfalls wird er verhindern wollen, dass sein Vorhaben entdeckt oder gar behindert wird.“

„Deswegen ist es gefährlich, was Axel vorhat. Könntest du ein wenig auf meinen kleinen Bruder aufpassen? Er kann manchmal spontan und unüberlegt handeln. Nach dem Tod seines Partners ist er sowieso ziemlich durch den Wind.“

„Er wird sich von mir sicher nichts sagen lassen. Aber ich werde tun, was ich kann.“

„Danke. Ich werde dafür sorgen, dass er nichts im Alleingang macht, sondern alles mit dir abspricht. Ich glaube, dass du ihn beeindruckt hast.“

„Meinst du? Ich habe mich nur bemüht, die richtigen Fragen zu stellen. Das versuche ich manchmal sogar in Selbstgesprächen. Ich stelle eine Frage und gebe mir selbst die Antwort. Das klappt in der Regel ganz gut. In schwierigen Fällen erkläre ich meiner Katze das Problem.“

Nadja sah zu ihm rüber und lächelte.

Sie fuhr nicht in die Tiefgarage, sondern parkte vor dem Gebäude.

„Rufst du mich an, wenn sich etwas Neues ergibt?“, fragte Fischer.

„Ja. Und ich werde Axel ermahnen, das ebenfalls zu tun.“

Er verabschiedete sich, indem er ihr die Hand gab, stieg aus und ging zu seinem Fahrzeug. Er drehte sich noch einmal um und erntete ein freundliches Lächeln zum Abschied.

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