Читать книгу Der älteste christliche Text - Gerd Ludemann - Страница 12
ОглавлениеAUSLEGUNG
1. Methode
Die vorliegende Auslegung des 1Thess möchte herausarbeiten, was Paulus den Christen in Thessalonich sagen wollte. Als »historische Arbeit, die im Abstand geschieht«1 und rational nachvollziehbar ist, versetzt sie den Leser in die Zeit des Apostels. Übernatürliche Größen wie den heiligen Geist oder Gott in eigener Person bei der Schriftauslegung heranzuziehen, scheidet aus. Dasselbe gilt für die Annahme, dass die Bibel inspiriert sei. Nun glauben viele Christen, als Bestandteil der Heiligen Schrift seien die Briefe des Paulus auch an sie gerichtet. »Diese Erwartung darf aber nicht schon die Auslegung bestimmen. Sonst besteht die Gefahr, daß man nicht mehr wirklich auf Paulus hört.«2
Paulus schreibt an eine bestimmte, neu gegründete Gemeinde, deren Mitglieder eigene Fragen und Probleme haben. Daher muss die Auslegung deren Lage immer mitberücksichtigen. Der Brief setzt ja einen Dialog mit den Christen von Thessalonich fort. Deswegen bezieht sich Paulus so häufig auf den Inhalt dessen, was er ihnen bei der Gründung der Gemeinde mitgeteilt hat. Er will sie der christlichen Grundlagen versichern und auf den ihnen mitgeteilten Überlieferungen – ethischer oder lehrhafter Art – weiter aufbauen.
Meine Auslegung beschränkt sich nicht darauf, den historischen Sinn des 1Thess herauszuarbeiten; sie bewertet auch und setzt sich mit dem Inhalt dieses Briefes auseinander. Die Bewertung geschieht in enger Bezogenheit auf den Text und mit einem Vorschuss an Sympathie für Paulus, nicht im Geist der Besserwisserei.