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EIN »PFERDE-SCHWEINCHEN«

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Auf einem Bauernhof lebten drei verschiedene Pferde friedlich miteinander. So unterschiedlich sie auch waren, eines hatten sie gemeinsam: Sie wussten alle drei nicht, dass sich bald alles ändern würde. Boo war das größte und stärkste Pferd. Er hatte ein wunderschönes braunes Fell, das in der Sonne rötlich glänzte. Sein langer buschiger Schwanz reichte fast bis zum Boden. Auf seine volle Mähne konnte Boo besonders stolz sein. Das andere Pferd hieß Sina. Sie war die schönste der drei Pferde. Und sie war auch die schnellste von allen. Sina war eine Stute, trug ein schwarz-weiß geflecktes Fell und hatte lange schlanke Beine.

Bauer Erwin liebte den kräftigen Boo sehr. Zu allen Leuten sagte er: »Schaut doch mal diese Muskeln und dieses glänzende Fell an.«

Am liebsten erzählte er die Geschichte vom Traktor, den Boo aus dem Dreck gezogen hatte. »Mein Traktor blieb im nassen Boden stecken. Ich konnte nicht vorwärtsfahren und auch nicht rückwärts. ›So ein Mist‹, schimpfte ich. Was sollte ich bloß machen? Dann kam mir eine gute Idee: Ich legte Boo das Geschirr an und band ein dickes Seil an die beiden Zugriemen. Das andere Ende knüpfte ich an den Traktor. ›Los, Boo, zieh!‹, rief ich. Boo strengte sich an, seine Muskeln wurden immer dicker. Und siehe da: der Traktor bewegte sich. ›Bravo, Boo, mach weiter. Du schaffst es, zieh, zieh!‹ Boo strengte sich noch mehr an. Er stemmte seine starken Beine mit aller Kraft gegen den Boden. Aus seiner Nase strömte heiße Luft wie aus einem Dampfkessel, so sehr schnaufte er. Schritt um Schritt ging es langsam vorwärts. Und dann hatte Boo es geschafft: Der Traktor stand wieder auf festem Boden.«

Sina war ein Rennpferd. »Das ist meine Renn-Maus«, sagte Bauer Erwin stolz. »Sie war einmal das schnellste Pferd in der Gegend und hat schon viele Preise gewonnen.« Bauer Erwin liebte sein schnelles Pferd, den eleganten Körper und das schöne Fell. Wenn Boo und Sina in der Pferdekuppel um die Wette liefen, war Bauer Erwin immer für Sina.

Vor lauter Freude an seinen beiden großen Pferden vergaß Bauer Erwin manchmal, dass er ja noch ein drittes Pferd besaß. Es war eine Stute: nicht groß, nicht stark, nicht schnell. Ein schönes Fell hatte sie auch nicht – »zu zottelig« für Bauer Erwins Geschmack. Es war grauschwarz, meist etwas schmuddelig, denn nach dem Regen klebten ihre langen Haare zusammen. Bauer Erwin fand, dass sie dann wie ein Schwein aussah, das sich gerade im Dreck gesuhlt hatte. Dieses kleine »Pferde-Schweinchen« – so nannte er es manchmal – hieß Lia.

Als ein Besucher Bauer Erwin fragte, was er eigentlich mit dem Pony mache, erzählte er, wie Lia zu ihm gekommen war. So als wollte er sich entschuldigen, dass er überhaupt ein so nutzloses Pferd auf seinem Hof hielt. »Ja«, sagte er und kratzte sich am Kopf, »das kleine Pferde-Schweinchen habe ich aus Mitleid gekauft. Ein Bauer aus dem Nachbardorf wollte Lia nach Frankreich verkaufen. Da tat sie mir leid, und ohne zu überlegen, bot ich ein bisschen mehr Geld als der Mann aus Frankreich. Lia lebt nun schon ein ganzes Jahr bei mir.« Er schaute auf den Boden und machte ein trauriges Gesicht. »Ich weiß das so genau, weil meine Frau vor einem Jahr starb.« Ohne dass der Besucher weiter fragte, erklärte er: »Sie tut ja keinem was, und das bisschen Futter habe ich schon noch übrig für sie. Ach ja«, lenkte er die Aufmerksamkeit schnell wieder auf seine beiden anderen Pferde, »Sina kann auch hoch springen, und Boo – auf dem kann man auch reiten.«

Bauer Erwin behandelte Lia gut, aber stolz war er nicht auf sie. Stolz war er nur auf Boo und auf Sina. Sie waren seine Lieblinge.

Perlen ohne Glanz

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