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Ein Eili fürs Beili

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Mit diesen launigen vier Worten kommentiert Ewald Fischer die bunt gefärbten Eier, die direkt vor ihm in der Diskounter-Kühlvitrine liegen. Dann schwenkt er seinen Blick auf die Waren hinter ihm. Klopapier im Sonderangebot, Dosen-Ravioli im Vorteilspack und ein Schoko-Osterhase mit Eierlikör-Füllung für die vom Corona-Koller mitgenommene Oma, die das morgige Fest gerne mit ihren Enkeln gefeiert hätte.

Ich beobachte Ewald Fischer wie er an diesem Samstag sein Einkaufswagerl durch die Regale schiebt. Ohne die Unterhosen zum Bestpreisangebot eines Blickes zu würdigen, rollt er durch die Gänge. Sein Blick schweift fahrig von der einen Seite zur anderen. Er wirkt nervös, greift sich andauernd mit den Fingern auf seine selbstgenähte Corona-Gesichtsmaske im Karo-Stoff mit kleinen Hirschen drauf. Im Wagerl hat Ewald eine Kiste Bier, einen Vorratspack Jausenwürste, drei Dosen "Serbische Bohnensuppe" und zwei Packungen Klopapier.

Ewald wirkt niedergeschlagen. Ganz anders als noch vor sechs Wochen, als ich ihn bei meinem Besuch beim Kirchenwirt sah. Damals spuckte er noch große Töne, führte wie immer das Wort am Stammtisch und bezeichnete sich in jedem dritten Satz als "gestandenen Patrioten, den nichts kleinkriegen kann".

Zu dieser Attitüde passt der Hirsch-Mundschutz denke ich und beginne zu grinsen. Dann schaue ich nochmals zu Fischer und sehe, wie eine Träne die Wange herunterkullert.

Was ist nun mit Ewald Fischer los? Obwohl ich ihn nicht wirklich mag, grüße ich ihn aus der Ferne. Er nickt kurz und wendet sich von mir ab.

Dann vergesse ich Fischer wieder, nehme meine Einkäufe und gehe zur Kasse.

Als ich den Diskounter verlassen habe und mit dem Wagerl zu meinem Auto rolle, sehe ich Fischer am Ende des Parkplatzes stehen. Er fühlt sich unbeobachtet, greift mit der rechten Hand in seine Jogginghose und beginnt Taschenbillard zu spielen. Als er an seinen Hoden herumknetet, erschrickt er. Ewald Fischer hat mich gesehen.

„Servus Hansi", meint er zu mir. „Ich weiß du magst mich nicht besonders. Aber ich weiß nicht, mit wem ich reden soll..."

„Aber Ewald. Du hast doch eh so viele Freunde. Im Wirtshaus, im Oldtimerclub oder im Patriotenverein. Du kennst doch Gott und die Welt."

„Was hilft mir das, Hansi. Seit die Gasthäuser zu sind, hat sich keine Sau mehr bei mir gemeldet. Ich bin alleine."

Er erzählt mir von der großen Oberflächlichkeit, die in seinem Leben eine dominante Rolle übernahm. Das Aufschneiden, die groß gespuckten Töne und der Alkohol haben ihm geholfen, sein einsames Leben zu ignorieren. Dann spricht er von seiner glücklichen Zeit vor seiner Scheidung. Fischer vermisst seine Frau und seine zwei Kinder, die er seit 16 Jahren nicht mehr sah.

„All das ist mir in den letzten Wochen bewußt geworden."

Ich bin wie vor dem Kopf gestoßen und weiß nicht, was ich sagen soll. Plötzlich aber meldet sich Fischer zu Wort.

„Magst ein Eili fürs Beili?", meint er zu mir und wachelt mit dem Karton mit bunten Eiern.

Der Fastfood-Troll

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