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Jesus Kistus

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Morgen ist wieder Sonntag. Der Tag des Herren quasi. Damit ich auch in Zeiten von Corona und Co. diesen ehrwürdigen Wochentag feierlich begehen kann, bin ich am Weg zum Fleischhauer meines Vertrauens. Bevor ich die Tür öffne, sehe ich Pfarrer Pius Thorwartl in einer vom Wind geschützten Ecke stehen. In seiner linken Hand hält er eine Speckknacker, in der rechten ein resches Semmerl. Er beißt herzhaft in die Wurst und nickt mir grüßend zu. Ich erwiderte Thorwartls Gruß und hebe dabei meine linke Hand.

Eigentlich habe ich keine Zeit für Smalltalk. Ich will so schnell wie möglich mein Schnitzel für den morgigen Mittagstisch kaufen. Da bemerke ich die Sorgenfalten in Thorwartls Gesicht. Kein Wunder, denke ich mir. Seit ein paar Wochen ist Thorwartl wegen der Corona-Ausgangsbeschränkungen arbeitslos. Alle Messen sind abgesagt, das Weihwasser potentiell kontaminiert und die Kirchen in diesem Land auch an Sonntagen wie verwaist. Die von Fleischhauer Erich Eder händisch zubereitete Knackwurst schmeckt ihm offenbar. Pius Thorwartl macht einen zufriedenen Eindruck. Er sinniert und surft im Kalender seines Smartphones herum.

Ich bremse meinen Schwung und beschließe, mit dem Pfarrer doch ein paar Worte zu wechseln. Umgekehrte Seelsorge sozusagen. Er erzählt mir: Anfang Juni will Thorwartl wieder die Handys, Laptops und Tablets seiner Schäfchen segnen. Ob sich das ausgehen wird? Gesegnete Smartphones? Was sich für Viele skurril anhört, ist für Pius Thorwartl nur konsequent. Denn: Auch ein Priester muss mit der Zeit gehen und Dinge des täglichen Lebens mit göttlichem Segen ausstatten. Da gibt es schon schlimmere Dinge, erklärt mir Thorwartl. Kollegen, die umweltschädliche Dinge segnen, wie Monsignore Josefus aus Bad Hansberg. Erst im August segnete er bei Bier und Blasmusik die 150 luftverpestenden Motorräder des örtlichen Bikerclubs - kurz vor ihrer Ausfahrt durch die beinahe unberührte Natur. Eine Woche später weihte er dann eine Chemiefabrik ein. Seine Logik: Alles, was dieser Josefus mit Weihwasser betreufelt, wird Teil unserer Heimat.

Dann aber verfinstert sich Thorwartls Gesichtsausdruck.

„Ganz früher“, erzählt mir der Altenkirchner Pfarrer weiter, „haben die Kollegen auch schon mal Waffen und Atombomben gesegnet. Damit hatte die offizielle Kirche anscheinend kein Problem. Wohl aber hat sie eines wenn er oder andere Berufskollegen Computer, ein Puff oder eine Schnapsbrenn-Anlage mit Weihwasser betreufeln.“

Dann schüttelt Thorwartl kurz den Kopf und beißt wieder herzhaft in die Speckknacker.

„Das, was wir jetzt brauchen", meint der Pfarrer weiter, "wäre eine Handy App, mit der wir mit unseren Gottesdiensten via Videostream zu den Menschen kommen. Sie kennen doch den Spruch, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss ..."

Ich nicke und deute dem Pfarrer an, dass ich eigentlich keine Zeit mehr habe. "Ich denke an eine App Gottes. Was halten Sie als Laie von dieser Idee?"

Der Fastfood-Troll

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