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Osterfest

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Dort, wo das flache Land anzusteigen beginnt, wo am Horizont die bewaldeten Gebirgsketten zu erkennen sind, dort fließen Winter und Frühling ineinander. In den Nächten führt zwar der Winter noch sein Zepter, jedoch am Tag muss er dem beginnenden Lenz Tribut zollen.

Unter den gleißenden Strahlen der Sonne schiebt das erste Grün sachte die Spitzen aus den schützenden Kapseln. Die Natur wechselt nach dem langen Winterschlaf in den Aufbruch.

Auch Karin, ein Mädchen im jugendlichen Alter, kann sich ihrer überschäumenden Gefühle nicht erwehren. Ihr ist so leicht ums Herz. Den Vögeln gleich würde sie am liebsten in die lauen Lüfte schweben und über die Wolken kreisen. Dieses Glücksgefühl lassen ihre Gedanken immer wieder zu ihrem Werner schweifen. Aus der einstigen Schulfreundschaft keimt eine junge Liebe.

Das diesjährige Osterfest wollen sie erstmals gemeinsam verbringen. Karins Eltern fahren weg. Sie soll das Haus derweil hüten. Wie zwischen den beiden heimlich abgesprochen, bleibt ihr Freund bis zum nächsten Tag bei ihr. Getragen von der allgemeinen Aufbruchstimmung des Frühlings und überlagert von ihrer gegenseitigen Zuneigung vergeht die Nacht wie im Fluge. Die zärtlichen Gefühle überließen dem Schlaf keine Sekunde. Mit der einsetzenden Morgendämmerung springt Werner plötzlich aus dem Bett. Er deutet Karin eine Osterüberraschung an. Sie darf nicht schummeln und bis er wieder anlangt, das Fenster meiden. Hoch und heilig verspricht sie ihm, schön brav auf der Schlummermatratze zu bleiben.

Minuten später ist er auf dem Weg hinunter in den Garten. Werner läuft wie in Trance über die Wiese. Selbst die Kälte der sich lichtenden Nacht kann ihm im dünnen Schlafanzug nichts anhaben. Nur von dem Gedanken beseelt, seiner Karin eine riesige Freude zu bereiten. Das Osterversteck darf weder zu schwer, aber auch nicht zu leicht sein.

Endlich hat er in der hinteren Gartenecke einen passenden Platz gefunden. Unter einen Holzhaufen schiebt er das liebevoll hergerichtete Osternest. Danach rennt er schnell zum Haus zurück.

Oben angelangt, führt er die Freundin sogleich an das Fenster. Karin soll annähernd die Richtung gezeigt bekommen, wo die Überraschung versteckt ist.

Sie sieht hinaus. Ein leichtes Schmunzeln durchzieht ihr Gesicht. Was für ein großer Junge, denkt sie so bei sich. Hat er solche Mühe aufgewendet. Jedoch die Macht des Winters in der Nacht, weist seine Fußspuren über die hauchdünne Schneedecke schnurstracks zum Versteck.

Der gehetzte Rentner

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