Читать книгу Der gehetzte Rentner - Gerhard Gruner - Страница 11
Menschen
ОглавлениеIrgendwo im Universum
leben sie zusammen.
Erde benennen sie ihr Domizil,
winzig in Raum und Zeit.
Und doch, ein jeder ist der Größte,
denn zielstrebig bauen sie
an ihrem kurzen Leben.
Zurück ins richtige Leben. Fasnacht und Ostern sind vorbeigezogen. Richard möchte es kaum glauben. Die sechs Monate sind wie im Flug vergangen. Ab nächsten Monat ist er Vollrentner. Es ist Usus unter den leitenden Fachkollegen über die Fachzeitschrift den Ruhestand mit einem Berufsrückblick bekannt zu geben. Für die Rubrik Verbandsarbeit wird ein Artikel vorbereitet. Dazu kommt ein Profischreiberling extra zu ihm in die Firma. Das Beste daran ist für Richard, dass der ihm von einem Verlag berichtet, der von einem Fachkollegen geleitet wird. Schon läuten bei ihm gehörig die Glocken. Hier öffnet sich eine unverhoffte Tür. Schließlich hat er nach einem erfolgreichen Berufsleben keinen Bock auf Abwasch, Kartoffelschälen und Hausreinigung. Die Literaturwelt hat es ihm angetan.
Kann man so einfach von Bord gehen? Auch hier wieder ein dickes Nein. Ihm kommt es vor, alles rast vorbei. Die Abschiedsparty ist eine Stehparty zwischen letzter Leitungssitzung und Feierabend. Er kann es nicht glauben, dass das Arbeitsleben zu Ende sein soll. Außerdem ist der anstehende Betriebsumzug noch zu bewältigen. Ein Zusatzvertrag für Beratertätigkeit wird unkompliziert vertragswirksam aufgesetzt. Was sagt uns das? Es geht weiter. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Dafür treten bei Richards Familie Zwillinge in das Leben. Man hat schon so keine Zeit, für die Beiden steht aber ein Muss im Raum. Das bedeutet nach wie vor, zeitlich mehr haushalten. Langsam kapiert Richard den dämlichen Spruch „Rentner haben niemals Zeit“. Doch jetzt kann er den gehetzten Rentner noch dazusetzen.
Trotz enormer Widrigkeiten, der zweite Teil des Betriebsumzuges steht vor der Tür. Pünktlich treffen der Kran und die LKWs zur Verladung ein. Alles läuft wie am Schnürchen. Doch dann kommt es, wie es kommen muss. Fast die Hälfte der Maschinen nehmen den Umzug übel. Sie steigen nach der Inbetriebnahme aus oder laufen gar nicht erst an. Das Chaos ist vorprogrammiert. Nur erhebliche Überstunden über Wochen können einen totalen Produktionszusammenbruch verhindern. Richard muss eigenhändige Produktionsarbeit übernehmen. Bis weit nach Mitternacht hält er mit noch ein paar Aufrechten die Produktion im Gange. Zumindest wird durch die Vorgehensweise ermöglicht, den Großteil der Tagesproduktion am Morgen auszuliefern.
Nach kurzer Zeit muss Richard feststellen, dass nur eine Zäsur das Drama beenden kann. Einigen langjährigen Partnern ohne Vertrag muss gekündigt werden. Dazu ist eine Überleitung des Auftrages an Kooperationspartner mit freier Kapazität zu finden. Die Firma will treue Auftragspartner nicht im Regen stehen lassen. Das Kunststück gelingt. Erst nach dem das Produktionsvolumen verkleinert wird, kann das Gleichgewicht hergestellt werden. Ab diesem Zeitpunkt wird es für unsern Rentner möglich, seinen gestellten Aufgaben nachzugehen und das Buch wieder ins Auge zu fassen.