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Schmerzensbisse

Während des Medizinstudiums müssen die Studenten ein einwöchi-ges Geburtshilfe-Seminar besuchen, damit sie nach Absolvierung ein Kolloquium über den erlernten Stoff ablegen können. Dieses Kolloquium war Voraussetzung, um eine Prüfung über die medizi-nische Fachrichtung Gynäkologie machen zu können.

So verbrachte auch ich während meines Studiums eine Woche Tag und Nacht an der Ersten Universitäts-Frauenklinik des Wiener All-gemeinen Krankenhauses.

Dort wurden wir zu jeder Tages- und Nachtzeit gerufen, um bei den gerade stattfindenden Geburten zuzuschauen und dadurch viele geburtshelferische Vorgänge begreifen und erlernen zu kön-nen.

In der Mitte meiner Ausbildungszeit wurde ich mittels einer Alarm-glocke und einem rot blinkenden Licht in der Nacht zu einer Geburt gerufen.

Im Kreissaal befand sich eine sehr kräftige, zirka 1,80 m große gebärende Frau, welche offensichtlich jugoslawischer Abstammung war. Die Geburt war schon weit fortgeschritten, sodass sich die Ge-bärende bereits in den Presswehen befand.

An ihrem Kopfende saß ein ungefähr vierzigjähriger Arzt, wel-cher mit einem weißen Arbeitsmantel bekleidet war. Er versuchte auf die Patientin während der Geburt beruhigend einzureden, da sie vor Schmerzen wild um sich schlug und laut schrie.

„Joi! Joi! Joi! …“, hallte es durch den Kreissaal und wohl auch noch in den davor befindlichen Gängen.

Ich gesellte mich auf die andere Seite zu ihrem Kopfende und versuchte beruhigende Worte für sie zu finden, obwohl ich mir nicht sicher war, ob sie die deutsche Sprache beherrschte und mich verstand.

Dabei gelang es ihr, mit ihren kräftigen Händen meinen linken Arm zu packen und drückte diesen derart fest zusammen, dass ich am liebsten in ihr Schmerzensgeschrei eingestimmt hätte.

Die Nächste, bitte!

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